Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
277

mit Francesco Francia, der ihm jedoch überlegen ist und
mit dem er wohl äußerlich nie in einem Verhältniß ge-
standen. Ausgezeichnet lieblich sind seine Madonnen-
und Engelsköpfe, und auch ernste Charaktere sind ihm
zuweilen gelungen, obgleich er mehr Innigkeit als Tiefe
des Gemüths besaß. Die Verhältnisse seiner Figuren
sind öfters etwas kurz, deren Bewegungen nicht immer
frei, dagegen hat sein Colvrit etwas Mildes, Klares,
Harmonisches. Die frühesten Nachrichten über ihn finden
wir, so viel mir bekannt, in den Büchern der Karthause
bei Pavia, wo er 15 Jahre verweilte und sich nicht nur
als Maler, sondern auch als Architekt der im Jahr 1475
zu bauen angefangenen Fa^ade der Kirche Ruhm erwor-
ben hat. Zu den Freskvbildern, welche er daselbst aus-
geführt, gehört das der Madonna, welche nebst den um-
gebenden Engeln das Christkind verehrt, in der Capelle
der heil. Veronika. In der des heil. Giro stellte er in
dem Gewölbe die Erzväter Abraham, Isaak, Jakob und
Joseph dar, und in der des heil. Bruno malte er die
Familie der Visconti, vor der heil. Jungfrau kniend und
ihr die Karthause darreichend. Unter den verschiedenen
noch erhaltenen Altarblättern, welche Borgvgnone für
diese Kirche malte, zeichnet sich besonders das im I. 1490
gefertigte aus, welches Christus am Kreuze darstellt, zu
dessen Fuß die von den Frauen untcrstüzte Maria und
die den Kreuzesstamm umfassende Magdalena. Oben
schweben mehrere kleine Engel. In einem der zugemauer-
ten Fenster des Mittelschiffes der Kirche erlaubte sich
Borgognonc den Scherz, einen herabsehenden Karthäuser
zu malen, der von täuschender Wahrheit ist. Spätere
Maler haben hier dasselbe wiederholt, so daß daselbst dieser
Witz zur Spielerei wird.

Auch in Mailand malte Borgvgnone Mehreres. All-
gemein bewundert wird sein großes Freskobild in der
Chornische der Kirche St. Simpliciano, die Krönung
Mariä in Gegenwart Gott Vaters und des heiligen
Geistes darstellend. Unten in den Chören der Heiligen
zeigt ein Prophet dem Erzvater Adam den Heiland, ein
Engel der Eva die Maria. — Ferner bcsizt die Kirche
S. Eustorgio in Mailand ein schönes Madonnenbild mit
Seitenfeldern, in denen der Apostel Jacobus rechts, und
links der heil. Heinrich, lezterer von ausgezeichneter Schön-
heit. — Zn Lodi malte Borgvgnone in der Kirche S.
Maria della Pace ein kleines Bild der Anbetung der
-Könige in Fresko, und noch manches andere dürfte er
in mehreren Städten der Lombardei ausgeführt haben. —
3» Deutschland besizt das Berliner Museum zwei schöne
Madonnenbilder von seiner Hand, von denen das eine
»Ambrosii Bergoguoni og.“ bezeichnet ist.

Die Mailänder Schüler des Leonardo da Vinci.

Ueber Leonardo da Vinci selbst, den wundervollen
Florentiner Meister, den Lomazzv mit Prometheus ver-
glichen, der in Mailand so Außerordentliches geleistet
und eine große Schülcrschaar herangebildet hat, will ich
hier schweigen, da er den Florentinern angehört, ich auch
mit Ausnahme einiger Berichtigungen nicht im Stande
bin, viel Neues über ihn mitzutheilen; nur mache ich
aufmerksam, daß die reichste Fundgrube von Notizen über
ihn in seinen eigenen Handschriften enthalten sepn dürfte.
Diese befinden sich jezt fast sämmtlich zu Paris in der
Biblioihequc Mazarin oder des beaux arts; denn nur
der einzige Coder atiamico kehrte nach der Ambrosiana
in Mailand zurück.

Eine Berichtigung will ich indessen hier beifügen.
Dem Leonardo wird gewöhnlich ein interessantes Gemälde,
jezt in der Gallerie des Duca Melzi in Mailand, zugc-
schrieben, welches folgendermaßen bezeichnet ist:


anno 1491. Fr. Ja. Lapügnauus P P.
humil. (iatorum) can. fcellarius).

Die Lampugnani sind eine bekannte Familie in der
Lombardei. Das lange, in die Breite gehende Bild
zeigt in der Mitte die sitzende Maria mit dem Christ-
kinde, dem sich von der Linken ein Priester zur Be-
schneidung zu nahen scheint. Gegenüber kniet, zunächst
der heil. Jungfrau, der Stifter in einer weißen Mönchs-
klcidung, unter ihm stehen der heil. Hierouvmus und
ein Bischof. Die Art der Ausführung erinnert in Nichts
an Leonardo's Weise, wohl aber an die der altlvmbardi-
schcn Schule. Die Umrisse sind schneidend, das Colvrit
hat einen bräunlichen Ton. Wem nun aber das Bild
zuzuschreibe» sey, konnte bis jetzt trotz des Monogramms
nicht ermittelt werden. Das X bezeichnet in der Regel
den Namen Christoph. Nun lebte in Mailand um das
Ende des 15. Jahrhunderts ein Künstler Namens Cristo-
soro Lombardino, welchen Lomazzv (Trau. p. 407)
unter diejenigen zählt, welche in jüngeren Jahren Maler
oder Bildhauer waren, sich nachmals aber der Architektur
mit Erfolg ergaben. Möchte diese Hinweisung zu neuen
Forschungen und einem befriedigenden Resultate führen.

Unter den Schülern des Leonardo war Cesare da
Sesto (einem Städtchen bei Mailand) bei weitem der
gründlichste und der einzige, welcher, gleich seinem Mei-
ster, seinen Gemälden die höchst mögliche Vollendung zu
geben getrachtet. Seine Bilder, da er sie nicht so stark
braun wie jener untermalte, sind daher klarer im Ton
aber etwas glatt verarbeitet. An Ideen ist er indessen
nicht reich und öfters etwas geziert in den Stellungen
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen