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323 .

mitten zwischen Kraft und Leichtigkeit, Mannsstärke und
Jugend liegen, und noch dazu auf kolossale Ausführung
berechnet sepn muß. Aber der häufig aufgestellte moderne
politische Grundsatz, daß man, um über eine Sache un-
befangen zu urtheilen, nichts von der Sache zu verstehen
brauche, scheint auch in der Kunst seine Anhänger zu
finden! Zufälliger Weise fielen uns gerade an Ort und
Stelle in Detmold die Nummern 57 und 6t des in
Stuttgart erscheinenden Kunstblatts in die Hände, und
mußten die darin enthaltenen beiden Aufsätze über das
Denkmal des Cheruskers (warum nicht des Cherusker-
Fürstcn?) Hermann unser Interesse um so mehr er-
wecken, als wir die hier ausgesprochenen Urtheile mit
dem beurtheilten Gegenstände unmittelbar zu vergleichen
im Stande waren, ein Vortheil, den die Verfasser jener
beiden Aufsätze anscheinend nicht mit uns theilten; und
da müssen wir gestehen, daß beide Aussätze einen sehr
verschiedenartigen Eindruck auf uns Hervorbringen mußten.
In Nr. 57 zeigt der Vers, offenbar, wie es ihm redlich
um die Sache zu thun ist, und aus allen seinen Bemer-
kungen über den Pseudo-Unterbau und die Figur, welche
zum größer» Theile lediglich gegen die falschen Zeichnun-
gen gerichtet sind, und daher von dem Vf. bei Ansicht
der bessern Zeichnungen oder gar der Modelle vielleicht
selbst für erledigt angenommen werden dürften, geht her-
vor, daß Forderung des Künstlers bei Ausführung seines
Werkes Zweck jener Zeilen ist; wir konnten unö daher
nur freuen, jenen Aufsatz vom Hrn. v. Bändel selbst
auch völlig in diesem Sinne ausgenommen zu sehen, und
der Vers, desselben wird dies Gefühl mit uns theilen,
wenn wir die Versicherung geben können, daß Verände-
rungen in den einzelnen Theilen seines Werkes vom
Künstler noch täglich vorgcnommen werden, sobald ge-
wissenhafte Prüfung die Veränderung als wirkliche Ver-
besserung erscheinen lassen, und daß daneben die Beseiti-
gung der Bedenken, welche die nothwendige größte Sicher-
stellung der Statue gegen den Einfluß der heftige»
Stürme, denen sie ausgesezt seyn wird, Hervorrufen, ein
Hauptstudium des Künstlers — wobei ihm ein entschie-
denes mechanisches Talent sehr zu Statten kam — gewesen,
und er in dieser Beziehung mit mathematischer Gewißheit
den erhobenen Zweifeln zu begegnen im Stande ist.

(Der Beschluß folgt.)

Nachrichten vom August.

Dauwerke.

oremcii, ,8. August. Nach dreijährigen Berathungeu,
Wobei auch auswärtig- Sachkundige aus Preußen, Hessen,
Hannover zugezvge» wurden und heranreisten, ist gestern

durch unsre höchste Staatsbehörde der Neubau einer Brücke
über die circa 5,oo F. breite Weser beschlossen. Unbezweifelt
eines der bedeutendsten Communicationsmiltcl im nördlichen
Deutschland, mußte der Wunsch, etwas Schönes und Dauer-
haftes aufzuführen, am Ende obssegen, und da die flachen
Ufer durchaus keine Bogendrücke gestatten, man von Ketten-
brücken aber, als noch zu wenig bewährt, abstrahjre» zu
müssen glaubte, ist nun ein rheilwcise aus Holz und Eiten
bestehender, durch ein eisernes Hängewerk (zugleich Geländer)
mit getragener Oberbelag, auf sechs steinernen Pfeilern
ruhend, gewählt worden. Diese Pfeiler werden vom Funda-
ment bis zum Wasserspiegel, etwa 14 F. Höhe. aus Beton
in einer Spundwand gearbeitet, überm Wasser aber aus
Grauwcrk, das an der ober» Weser gebrochen wird, bestehen.
Die Breite der Brücke wird ctwa 56' betragen, und solche
mir Klötzen, welche Art Bahn sich schon vielfach in unserm
Staate als hübsch und solid bewährt, belegt werden. Der
Kostenanschlag des eigentlichen Baues ist 102,000 Rtblr.
Gold, die Nebenkosten dürften sich auf 50,000 Rtblr. berech-
nen. Die Ausführung leitet der Bau-Inspektor Stamm,
ein Mann von tiefer Sachkcnntniß, der dabei jede neue Er-
findung zu prüfen und zu benutzen weiß, und dürfte solche
in 2 bis 5 Jahren, je nachdem der Wasserstand es zulaffen
wird, vollendet werden.

Wiesbaden, 20. August. Das neue Herzog!. Schloß auf
dem hiesigen Markte wird in diesem Jahre nicht mehr voll-
endet. ES ist aus Gesundheitsrücksichten ganz aus Backtieinen
aufgcführt, und zwar unter der Leitung des bekannten Archi-
tekten Hvfbaurath Möller aus Darmstadt; es erhält im
Innern eine prachtvolle Ausstattung.

Mit dem Bau eines neuen Ministerialpalastes und einer
zweiten Colounade am Kurhause dahier wird noch in diesem
Jahre «»gefangen werden. Echo» sind die dazu acbörigen
Grund-, Mauer- und Steinhauer-Arbeiten einer öffentliche»
Concurrenz ausgesezt worden.

Ccfl», 7. August. Der Geh. Oberbaurath Schinkel
ist seit Anfang voriger Woche hier und der Zweck seines
Besuches betrifft den Restaurativnsbau unseres Domes. Mit
Bestimmtheit kann versichert werden, daß alle ausgesprochenen
Besorgnisse wegen einer neuen, von dem Urplane abweichen-
den Idee des Weiterbaus ungegründet sind.

Zürich, 22. August. Vorgestern ist Negrelli's schöner
Kunstwerk, die marmorne Münsterbrücke, feierlich cingeweiht,
und dem Architekten zugleich eine eigens für diese Gelegen-
heit geprägte Denkmünze überreicht worden.

pari«, 2 8. Juli. Von dem für die Akademie der Künste
bestimmten neuen Gebäude in der stuo des petits Auguslins
ist das Gerüst hinwcgqenommen. Man findet die Architektur
gefällig, aber durchaus nicht großartig.

Statt des abgebrannten Dachstuhls der Kathedrale von
Chartres hat man hier einen eisernen angefertigt, der durch
seine großartige und vollendete Arbeit die allgcnicine Bewun-
derung erregt.

17. August. DaS PalaiS Rvnal wirb endlich zum Theil
umgebaut »nd durchgängig breiter gemacht werden.

Die ganz neu erbaute große Tuchhallc ist mit Zink
gedeckt worden.

London, 28. Juli. Die Commission, welche zur Beur-
theilunq der Pläne und Taren für die Vollendung des briti-
schen Museums niedergcsezt war, hat ihren Bericht erstattet,
und darin den Plan des Baumeisters Smirke für den besten
und am wenigsten kostspieligen erklärt. Die Kosten würden
sich auf etwa 25<r,ooo Pfd. belaufen.

Verantwortlicher Redakteur: Or. Schorn.
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