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Auch einige schone Bildnisse liefern diese Hefte. Im
-zehnten Hefte findet fick das eines Unbekannten von
Anton van Dvk, kräftig und mit großer Wahrheit
der Stoffe wiedergegeben. Bon ausgezeichneter Schönheit
aber sind die beiden Söhne des Rubens nach dem
reizenden, von ihm selbst gemalten Bilde. Das geistvolle
Leben und die anmuthige Natürlichkeit der beiden Kna-
ben dar sich unter der Hand des Zeichners unverlezt er-
halten; dabei ist die Farbenpracht der Stoffe und die
sonnige Wirkung des Lichts auf ihm vortrefflich erreicht
und durch den klaren und kräftigen Abdruck in volle
Wirkung gefezt. Nur im Gesichte des größeren Knaben
ist einige Ungleichheit der Töne bcmerklich, welche der
guten Wirkung der lichten Partien Schaden tbut.
In Nachbildung von Genregemälden besizt Hr. Häuf-
st an gl bekanntlich die größte Stärke. Einen Beweis
davon gibt das lesende Mädchen nach P. de Hooghe
im 7ten Hefte. Unübertrefflich ist hier das cinfallende
Licht wiedergegeben, wie es auf der Stirn und den Locken
des Mädchens spielt, an der Wand erzittert, sich durch
Fensterscheiben und Winkel in Reflexe bricht, am Teppich
und Vorhang im Vordergründe streift. Mit eben so
großer Zartheit ist die aufmerksame Haltung und der
liebliche Ausdruck des Köpfchens nachgcbildct. I» der
leichten und. freien Vollendung erkennt man wieder ganz
den Pinsel des Malers; di- geschickte Anwendung der
Nadirnadel hat wesentlich zum Gelingen dieses Blattes
beigetragcn.
Minder gefällt uns der Kesselflicker von Franz
Mieris, in demselben Hefte; man erkennt hier nickt
den seinen Vortrag und die zarte Farbenwirkunz des
Originals, die gerade bei diesem Bilde wesentlich sind,
da der Gegenstand weniger ansxricht.
Der Zahnarzt, nach GerhardDow, im äten Hefte,
ist zwar als Lithographie mit iveit größerer Feinheit aus-
geführt als das vorige Blatt; jedoch scheint uns die
Wirkung nicht völlig im Geiste des Originals, was
hauptsächlich den zu häufigen starken Schatten zuzuschrei-
ben se»n möchte. Dies Blatt ist von Fr. Pecht und
zeugt übrigens von großer Gewandtheit in Handhabung
des Kreidestifts.
Im tüten Hefte finden wir wieder ein vortreffliches
Bild: Franz Mieris in seiner Werkstatt, von ihm
selbst. Wie heiter und lebendig zeigt sich der Maler, der
sich an dem Lobe entzückt, das ihm die schone Dame über
ihr angefangenes Bildniß spendet, und welches Interesse
hat er in den Vorgang zu legen gewußt, indem er uns
die Schöne nur vom Rücken zeigt, und doch in dem
leichtgewendeten Kopf ihre Freundlichkeit gegen den Maler
und die Aehnlichkeit mir dem uns zugewendeten Bildniß
ahnen läßt. Wie glücklich hat der Lithograph hier wieder
alle Feinheiten des Bildes, den Lichtschimmer der Reflexe,
Sammt, Seide, Atlas, Teppiche und alle seltsamen
Nebendinge wiedergegeben.
ylickt gleiches Lob können wir dem folgenden Blatt,
die Spieler, nach Michel Angelo Caravaggio, er-
theilen; die Behandlung hat etwas Manierirtes, was
keineswegs mit der einfachen Weise des Meisters über-
einstimmt. Auch hie-e sind die Schatten in den Licht-
partien zu stark aufgetragen, wodurch die Zeichnung an
Freiheit und Naturwahrheit verloren hat.
Dagegen finden wir im iiten Hefte wieder ein v»r-
trrfflichcs Blatt: Gabriel Metzü mit seiner Frau, von
ibm selbst gemalt. Ec sizt mit ihr in der Sckenke, schlingt
traulich seinen Arm um sie, und schwenkt sehr vergnügt ein
Champagnerglas in der Hand, während die Wirthin die
Zeche anschreibt. Er hat schon vier Stricke auf der Tafel
und bckomnit noch einen. Derselbe gute, derbe und
plastische Humor hat über die Ausführung des Bildes
gewaltet, die der Lithograph mit Frische und Wahrheit
nachgeahmt hat.
Eine vortreff.iche Zugabe sind die landschaftlichen
Blätter von Fr. Hohe: der Pserdcmarkt nach Wouwer-
mann, im 8tcn, und die ruhende Heerde nach Johann
Heinrich Rovs, im gten Heft. Im ersten ist das
Duftige und Weiche des Originals, der schwere, nebelige
Himmel und daS matt hindurchstreisende Sonnenlicht
wieder ausnehmend gelungen; im zweiten die Schwüle
eines südlichen Mittags, welche die Athmosphäre mit
Dünsten und schweren Wolken erfüllt, durch eine kunst-
volle Abstufung und überaus klare Behandlung der Töne
vcrtrcffiich erreicht.
(Der Beschluß folgt.)
Nachrichten vom September.
Akademien »nb Zßereine.
fiiiifl'rl, 12. September. Man legt hier gegenwärtig
den Grund zu einer Gesellschaft der schdnen Künste, die nach
einem große» Mabstab gebildet werde» soll. Angesekenc Per-
sonen werden sich an die Spitze dieser Unternehmen- stellen.
Die berühmtesten Werke der flamlänbischen Schule werde»
in Holzschnitten, Kupferstichen ober Steindruck vo» der Ger
sellschaft herau-gcgcben werden. Sie will eine Geschichte
Belgien- in Kupferstichen erscheinen lasten und Zeichnungen
von allen merkwürdigen Denkmälern Belgiens, in so vielen
Bände», ali der Staat Provinze» zählt, hcrauzgebcn.
Paris. Am 29. August hielt die Gclclli'chaft für Alter«
thümer der Normandie z» Caen ihre Jahretsitzung. Der
Präsident, Hr. Guizot, eröffnete dieselbe mir einem Vor-
trage, in welchem er besonders den Nutzen der geschichtlichen
Studien für allgemeine Bildung zu würdigen suchte. Die
Versammlung war sehr glänzend und bestand aus mehr alt
tboo Personen.
Verantwortlicher Redakteur: vr. Schorn.
Auch einige schone Bildnisse liefern diese Hefte. Im
-zehnten Hefte findet fick das eines Unbekannten von
Anton van Dvk, kräftig und mit großer Wahrheit
der Stoffe wiedergegeben. Bon ausgezeichneter Schönheit
aber sind die beiden Söhne des Rubens nach dem
reizenden, von ihm selbst gemalten Bilde. Das geistvolle
Leben und die anmuthige Natürlichkeit der beiden Kna-
ben dar sich unter der Hand des Zeichners unverlezt er-
halten; dabei ist die Farbenpracht der Stoffe und die
sonnige Wirkung des Lichts auf ihm vortrefflich erreicht
und durch den klaren und kräftigen Abdruck in volle
Wirkung gefezt. Nur im Gesichte des größeren Knaben
ist einige Ungleichheit der Töne bcmerklich, welche der
guten Wirkung der lichten Partien Schaden tbut.
In Nachbildung von Genregemälden besizt Hr. Häuf-
st an gl bekanntlich die größte Stärke. Einen Beweis
davon gibt das lesende Mädchen nach P. de Hooghe
im 7ten Hefte. Unübertrefflich ist hier das cinfallende
Licht wiedergegeben, wie es auf der Stirn und den Locken
des Mädchens spielt, an der Wand erzittert, sich durch
Fensterscheiben und Winkel in Reflexe bricht, am Teppich
und Vorhang im Vordergründe streift. Mit eben so
großer Zartheit ist die aufmerksame Haltung und der
liebliche Ausdruck des Köpfchens nachgcbildct. I» der
leichten und. freien Vollendung erkennt man wieder ganz
den Pinsel des Malers; di- geschickte Anwendung der
Nadirnadel hat wesentlich zum Gelingen dieses Blattes
beigetragcn.
Minder gefällt uns der Kesselflicker von Franz
Mieris, in demselben Hefte; man erkennt hier nickt
den seinen Vortrag und die zarte Farbenwirkunz des
Originals, die gerade bei diesem Bilde wesentlich sind,
da der Gegenstand weniger ansxricht.
Der Zahnarzt, nach GerhardDow, im äten Hefte,
ist zwar als Lithographie mit iveit größerer Feinheit aus-
geführt als das vorige Blatt; jedoch scheint uns die
Wirkung nicht völlig im Geiste des Originals, was
hauptsächlich den zu häufigen starken Schatten zuzuschrei-
ben se»n möchte. Dies Blatt ist von Fr. Pecht und
zeugt übrigens von großer Gewandtheit in Handhabung
des Kreidestifts.
Im tüten Hefte finden wir wieder ein vortreffliches
Bild: Franz Mieris in seiner Werkstatt, von ihm
selbst. Wie heiter und lebendig zeigt sich der Maler, der
sich an dem Lobe entzückt, das ihm die schone Dame über
ihr angefangenes Bildniß spendet, und welches Interesse
hat er in den Vorgang zu legen gewußt, indem er uns
die Schöne nur vom Rücken zeigt, und doch in dem
leichtgewendeten Kopf ihre Freundlichkeit gegen den Maler
und die Aehnlichkeit mir dem uns zugewendeten Bildniß
ahnen läßt. Wie glücklich hat der Lithograph hier wieder
alle Feinheiten des Bildes, den Lichtschimmer der Reflexe,
Sammt, Seide, Atlas, Teppiche und alle seltsamen
Nebendinge wiedergegeben.
ylickt gleiches Lob können wir dem folgenden Blatt,
die Spieler, nach Michel Angelo Caravaggio, er-
theilen; die Behandlung hat etwas Manierirtes, was
keineswegs mit der einfachen Weise des Meisters über-
einstimmt. Auch hie-e sind die Schatten in den Licht-
partien zu stark aufgetragen, wodurch die Zeichnung an
Freiheit und Naturwahrheit verloren hat.
Dagegen finden wir im iiten Hefte wieder ein v»r-
trrfflichcs Blatt: Gabriel Metzü mit seiner Frau, von
ibm selbst gemalt. Ec sizt mit ihr in der Sckenke, schlingt
traulich seinen Arm um sie, und schwenkt sehr vergnügt ein
Champagnerglas in der Hand, während die Wirthin die
Zeche anschreibt. Er hat schon vier Stricke auf der Tafel
und bckomnit noch einen. Derselbe gute, derbe und
plastische Humor hat über die Ausführung des Bildes
gewaltet, die der Lithograph mit Frische und Wahrheit
nachgeahmt hat.
Eine vortreff.iche Zugabe sind die landschaftlichen
Blätter von Fr. Hohe: der Pserdcmarkt nach Wouwer-
mann, im 8tcn, und die ruhende Heerde nach Johann
Heinrich Rovs, im gten Heft. Im ersten ist das
Duftige und Weiche des Originals, der schwere, nebelige
Himmel und daS matt hindurchstreisende Sonnenlicht
wieder ausnehmend gelungen; im zweiten die Schwüle
eines südlichen Mittags, welche die Athmosphäre mit
Dünsten und schweren Wolken erfüllt, durch eine kunst-
volle Abstufung und überaus klare Behandlung der Töne
vcrtrcffiich erreicht.
(Der Beschluß folgt.)
Nachrichten vom September.
Akademien »nb Zßereine.
fiiiifl'rl, 12. September. Man legt hier gegenwärtig
den Grund zu einer Gesellschaft der schdnen Künste, die nach
einem große» Mabstab gebildet werde» soll. Angesekenc Per-
sonen werden sich an die Spitze dieser Unternehmen- stellen.
Die berühmtesten Werke der flamlänbischen Schule werde»
in Holzschnitten, Kupferstichen ober Steindruck vo» der Ger
sellschaft herau-gcgcben werden. Sie will eine Geschichte
Belgien- in Kupferstichen erscheinen lasten und Zeichnungen
von allen merkwürdigen Denkmälern Belgiens, in so vielen
Bände», ali der Staat Provinze» zählt, hcrauzgebcn.
Paris. Am 29. August hielt die Gclclli'chaft für Alter«
thümer der Normandie z» Caen ihre Jahretsitzung. Der
Präsident, Hr. Guizot, eröffnete dieselbe mir einem Vor-
trage, in welchem er besonders den Nutzen der geschichtlichen
Studien für allgemeine Bildung zu würdigen suchte. Die
Versammlung war sehr glänzend und bestand aus mehr alt
tboo Personen.
Verantwortlicher Redakteur: vr. Schorn.