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einen wahrhaft festlichen Anblick eines Kaisen Hofes, an
dem es auch im frohesten Augenblick nicht an äußerer
Majestät und Würde fehlt, wo Hohe und Niedere,
Würdenträger und Volk, sich in Freude und Theilnahme
charakteristisch unterscheiden. Nickt den Augenblick des
Hörens, sondern den Erfolg deffstben hat der Künstler
gewählt: der Dichter, der alle Herzen bewegt bat, wird
hervorgeführt, um den Ebrenkrauz zu empfangen; die
allgemeine Spannung der Aufmerksamkeit ist bereits vor-
über, und die Stimmung, welche der Vortrag in den
Anwesenden hervvrgcbracht, äußert sich aus die verschie-
denste und individuellste Weise. — Das zweite Blatt
stellt ei» Bild von Peter Heß, die Rückkehr einer
athenischen Familie in ihre Heimath, nach beendigtem
Freiheilskampfe, dar. Der Vater, seinen kleinen Sohn
auf dem Arm, die Gattin an seiner Seite, beide in ihrer
geschmückten Nationaltracht, betreten die Stätte, wo ihr
Haus gestanden, wo jezt nur in unförmlichen Trümmer-
haufen die Spuren desselben geblieben sind. Ein starrer
Schmerz ergreift den Mann, das Weib bricht in Thränen
aus; im Hintergründe sind Diener mit dem Pferd und
den Lastthieren beschäftigt; in der Entfernung sieht man
die Akropolis und den Tempel des vlvmpischen Zeus.
Wir bewundern die schöne Ausführung der Lithographie;
auch das Gemälde mag, was Farbe und Lichtwirkung be-
trifft, von vorzüglicher Schönheit scyn; jedoch haben wir
in andern Bildern von Peter Heß eine mehr poetische
Auffassung getrcffen, während uns diese Leidensscene nur
die prosaische Wahrheit vor Augen führt. In jenen
Palikaren auf einer Anhöhe vor Athen, welche nach
einem Bilde desselben Meisters ebenfalls durch die Litho-
graphie bekannt gemacht worden sind, weht ein anderer
Geist, eine tiefere Empfindung, ein Schwung des Ge-
dankens, durch welchen die Malerei das Gewöhnliche
abstreift und zum Gesang wird. Wenn der Künstler
uns bloß die lebendige Wahrheit gibt, so hält er sich in
den Schranken des gewöhnlichen Erzählers, der nicht
einmal darauf achtet, ob sein Bericht als Erzählung
gefällt; er verzichtet auf die höhere Gabe, die in ihm
wohnt, und auf die Macht, die sie über fremde Gemüther
zu üben im Stande ist. Prüfen wir genau, was uns
an ein Kunstwerk fesselt, so finden wir, daß es nicht der
Gegenstand als solcher, sondern die Art ist, wie er dar-
gestellt worden; cs ist immer der Künstler selbst, seine
Geisteskraft, seine Empfindung, die Wärme und Liebe,
womit er fein Werk ausführt, was wir suchen. Daher
wird uns eine alltägliche Baumgruppe mit einer Mühle,
welche Rupedael malt, zum ergreifenden Gedicht, während
die rührendste Scene, als alltäglicher Vorgang geschildert,
uns kalt läßt. — Diese Weihe des Gedankens und eines
durchgreifenden, tiefen Gefühls spricht uns aus dem
dritten landschaftlichen Blatt an: Slkyon, mit der Aus-

sicht nach Korinth und dem Isthmus, nach einem Gemälde
von Mottmann, lieber den großen Linien dieser öden.
Landschaft herrscht eine tiefe Trauer; diese weit dinge'
streckten Ufer, diese hockaufsteigenden Felsen, die Spuren
menschlicher Wohnungen und ehemaliger großer Städte-
anlagen und Gebäude erregen eine Ahnung der Vergan-
genheit und ihrer Größe, die unsre Phantasie beflügelt:
und weit über die Wirklichkeit hinträgt. Wie die ganze
vordere Landschaft im Halbdunkel liegt und nur wenige
Sonnenlichter über die Ferne streifen, so hüllt sich uns
die Gegenwart in Trauer, und nur aus der Ferne der
Vergangenheit glänzt noch der freudige Schimmer des.
Glückes herüber. Die Ausführung dieses Blattes ist.
unseres Erachtens, ein Meisterschaft lithographischer Be-
handlung; sie gibt die eigenthümliche Manier des Malers
auf eine so frappante Weise wieder, daß es unmöglich ist,
in dieser Zeichnung nicht ein Bild von Rottmann zn
erkennen. Das Halbdunkel, das er liebt, die wunderbare
Klarheit und harmonische Stimmung seiner Töne, das
Breite und Skylisirte seiner Linien und Massen, welches
mehr einen gewohnten Zug des Pinsels als ein genaues
Ausfasscn der natürlichen Erscheinung verräth, dies alles
ist mir der größten Treue nachgeahmt und scheint sogar
die farbige Wirkung des Bildes zu verrathen. — Das
erste dieser Blätter ist von Heitz, die beiden andern
sind von Hohe lithographirt.

Für das zweite Heft ist das Credo, ein Carlo» zn
einem Deckengemälde in der Ludwigskirche, von Cor-
nelius, ein Architekturgemälde von A. v. Bayer, und
die Via Mala von H. Heinrich Heinlcin versprochen.

3) Frankfurter Bildcrgalleric, oder Samm-
lung der vorzüglichsten Gemälde ans Frankfurts
öffentlichen und Privat-Sainmlungen. Nach den
Originalen auf Stein gezeichnet. Frankfurt
a. M., Verlag von Joseph Bacc und der
litbogr. Anstalt von B. Dondorf. 1s Heft,
kl/ Fol. 1838.

Dies Unternehmen beginnt mit rühmlichem Erfolg.
Die lithographische Ausführung der drei im vorliegenden
Heft enthaltenen Blätter läßt wenig zu wünschen übrig,
und zeigt, daß Zeichnung unb Druck eben so erfahrenen
als gewandten Händen anvertraut sind. Die Auswahl
der Gemälde dürste sich bei dem kleinen Format mehr
auf Genre, Porträts und kleinere Historien, als auf
große Compositionen beschränken. Das ausgezeichnetste
Blatt des vorliegenden Heftes ist das im Lehnstuhl sitzende
Kind nach einem Gemälde von Rubens im Städcl'schcn
Institut, auf Stein gezeichnet von Heister. Man erkennt
die Weife des Meisters, und die kraftvolle und lebendige
Wirkung des Bildes ist mit Treue und Feinheit in die
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