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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 21.1840

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https://doi.org/10.11588/diglit.3208#0116
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seinem Geiste erscheinen, das vom Himmel fallende Vor- '
derben, der Engel des Zornes, die Schrecken des Todes
und rächender Gerechtigkeit, die Geburt des Kindes in der
Krippe und die friedebringenden Engel; mitten unter
ihnen Johannes, als der von Allen Zeugniß gegeben.
Hemling hat dieses Vild im Kloster S. Johann zu den
Ursulinerinnen in Brügge, in welchem er als kranker
und dürftiger Soldat gastliche Aufnahme und Pflege ge-
funden, gemalt, und es befindet sich noch daselbst. Auf
dem zweiten Bilde der Kuppel sehen wir ihn im Kloster
vor seiner Staffelei, ein Knabe hält ihm ein Studium,
mehrere Nonnen sehen erfreut seiner Arbeit zu, während j
andere in einem anstoßenden Zimmer Krankenpflege üben.
Zwei kleinere Bilder derselben Kuppel, das Passahlamm
und das Abendmahl Christi, beziehen sich auf den Bilder-
kreis des Rogier van Brügge, in welchem mehrere Geschich-
ten des alten Bundes mit Beziehungen auf ähnliche des
neuen dargestellt sind (davon einzelne Theile in der Münch-
ner Pinakothek, andere im Berliner Museum aufbewahrt
sind). — An der Lünette wiederholt sich das Bild der ersten
Abtheilung, in welchem Ahnung und Anschauung, als
Bedingungen schöpferischen Kunstlebens, geschildert sind.
Die Ausführung, ai iresco, ist von Eichner aus Rostock.

Siebente Loggia.

Die siebente Loggia ist beinahe die Wiederholung der
gleichen auf der italienischen Seite, in welcher die Zeit und
Bedeutung des Pietro Perugino geschildert ist. An die
Stelle von seinem Bildniß in der Mitte der Kuppel tritt
das von Schorcel, und die Namen seiner Zeitgenossen
nehmen die Stelle der umbrischen Maler ein. Die Lünette
bietet zwischen Verzierungen und Sinnbildern nur einen
kleinen Raum für eine historische Darstellung, die aus dem
Leben des Lucas von Leyden genommen, diesen rast-
losen Künstler auf dem Krankenlager zeigt, wie er sich über
demselben einen Carton aufgespannt hat, um sich durch
sein Körperleiden nicht in der Ausübung der Kunst unter-
brechen zu lassen.

Achte Loggia.

Die achte Loggia nimmt H.Holbein der Jüngere
ein. Durch zwei historische Werke hat dieser die Unsterb-
lichkeit gewonnen, durch seine Madonna (in der Dresdner
Galerie) und durch seinen Todtentanz. Wir sehen ihn des-
halb in einem der Kuppelbilder in tiefsinniger Stellung,
wie ihm die heilige Jungfrau mit dem göttlichen Kinde
in der Glorie von Engeln erscheint, und wie letzteres ihn
segnet; in der Lünette dagegen ein Gastmahl vorgestellt,
bei welchem zu Liebe, Scherz, Wein und Musik Freund
Hain mit der Hippe hercintanzt, was Holdem aufmerksam
betrachtet und in seine Zeichentafel einträgt. Springende
Bauern erweitern zu beiden Seiten den Kreis der Gäste
und — der Gedanken.

Die übrigen Bilder der Kuppel gelten dem Ruhme
Holbeins als Bildnißmaler, den er vornehmlich in England
erlangt. Mit einem Empfehlungsschreiben an Thomas
Morus, das ihm Erasmus von Rotterdam bei der Abreife
einhändigt, geht er, im ersten Bilde, zu Schiffe, dann
sehen wir ihn die Familie des gedachten Kanzlers malen,
und zuletzt durch diesen dem König Heinrich bekannt wer-
den, der erstaunt seine Gemälde betrachtet.

Sämmtliche Bilder sind von Lacher ai frcsco aus-
gcführt.

Neunte Loggia.

Die neunte Loggia der italienischen Abtheilung ist die
des Leonardo da Vinci. Passend steht diesem tiefen
und vielseitigen Geiste unser A l br e ch t Dü r e r zur Seite;
alle Gemälde der entsprechenden Loggia in der deutschen
Abtheilung haben auf sein Leben und seine Kunst Bezng.
Den Schlußstein der Kuppel, gleichwie den seines künst-
lerischen Wirkens, bildet Christus mit dem Evangelium.
In vier allegorischen Bildern sehen wir weiter unten die
Malerei, der die Sonne der Wahrheit sich entschleiert, die
Bildhauerei vor einem Marienbilde, die Kupferstecherkunst (
und die höhere Mechanik, Künste, welche durch ihn, wie
bekannt, sämmtlich zu hoher Vollendung geführt worden.

! Zwei größere Darstellungen sind aus seinem Leben genom-
men, der Eintritt des jungen Albrecht an seines Vaters
Hand in die Lehre des Meisters Wohlgemuth, und das spä-
tere Leben im eigenen Hause, die Freundschaft mitWilibald
Pirkheimer, der ihm zur Arbeit aus einem Folianten vor-
j liest, dabei die sorgsame Ehefrau, die mit mißtrauischem,

! unzufrrcdenen Blick den Gast, der ihrer Meinung nach den
Fleiß des Mannes stört, von der Seite mißt. — In der
Lünette sind zwei Sccncn aus Dürer's Leben aufgesührt,

| die die Achtung beweisen, in welcher er bei den Großen der
! Welt und bei Seinesgleichen stand. Die eine ist die be-
kannte Anecdote von Marimilian, der dem Maler, der in
der Höhe der Wand eine Figur entwerfen wollte, zum Ent-
setzen seiner Hofleute, mit eigener kaiserlicher Hand die
Leiter hält. Die zweite schildert den festlichen Empfang,
den Dürer auf seiner niederländischen Reise bei den Künst-
lern in Antwerpen fand. — Professor Zimmer mann,

! Gassen und Palme haben gemeinschaftlich diese Loggia
nt fresco gemalt.

(Fortsetzung folgt.)

Anchnchteu vom Februar.

Akademien und Vereine.

Main?, t. Febr. Aus dem Generalberichte der rheini-
schen Kunstvereine ersteht man. dass das Zusammentreffen der
Ausstellungen mehrerer Vereine, deren Zahl stch i» Deutsch-
land immer vermehrt. Ursache war, daß die Ausstellungen
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