104
des rheinischen Knnstverbandes 1859 geringer ausfielen, als
in den früher» Jahren. Auch die Ankäufe blieben gegen 18 5 8
um 9129 ff. zurück. Im Ganzen wurden diesesmal von den
fünf Vereinen für i»,855 ff. Kunffwerke angekauft; nämlich
in Karlsruhe für 7850 fl., i» Mannheim für 4111 ff., in
Straßburg für 5655 ff., in Mainz für 25 59 ff., in Darmstadt
für 2562 ff. Da die Zahl der Actionäre fortwährend steigt,
so sind in Zukunft günstigere Resultate zu erwarten, wenn
die Künstler das Interesse der Ausstellungen zu erhöhen wissen.
Jährlich schreibt bekanntlich einer der Vereine eine Preisauf-
gabe für Geschichtsmaler aus, und derselbe hat auch den Preis
zu zahlen. Für das nächste Jahr hat Karlsruhe die Summe
von i ooo fT. für ein Bild bestimmt, das nicht unter 8 Fuß
lang sehn darf, und dessen Gegenstand „die Erweckung der
Tabea durch den Apostel Petrus" ist. Die concurrirenden
Gemälde müssen im Februar is4i dem Vereine in Karlsruhe
eingesandt sehn. Im gegenwärtigen Jahre ist die Ordnung
der Ausstellungen: Straßburg im Mai, Mainz im Juni,
Darmstadt im Juli, Mannheim im August und Karlsruhe
im September-
Dcrtin, 19. Febr. In der Versammlung des wissen-
schaftlichen Kunstvereins am 17. d. lag der Gesellschaft vor:
La passion de N. 8. Jesus Christ, par Fr. Overbeck, gravc'c
par MM. Keller, Steifensand et Butavand. Paris,
Rittncr et Goupil, e'diteurs. Das, diese, iu der sinnigen und
frommen Weise der älter» italienische» Schule gezeichneten
Blätter eines Mitbegründers der neudeutschcn Schule in Rom
in einer Pariser Kunsthandlung erscheinen und, ihrer reichen
Ausstattung nach zu urtheilen, eines zahlreichen, theilnehmen-
de» Publikums sicher sind, gehört gewiß zu den erfreulichen
Erscheinungen im Gebiete der Kunst, Prof. Gerhard legte
eine Zusammenstellung antiker Vasengemälbe vor, auf denen
sich Abbildungen der Tageszeiten vorfinden, und gab die nö-
thigen mythologischen Erläuterungen dazu. Prof. Rabe hielt
einen Vortrag über das Grabmal des Porscnna bei Clusium,
vornehmlich nach Plinius. * \
Paris, 8. Febr. Die Acabemie der Inschriften erwählte
gestern drei Corrcspondentc», den Archäologen Abbe Grcppo
zu Bcllcy, den Geschichtsforscher P crh zu Hannover und den
Conscrvator der Antiquitätensammlung zu Neapel, Avellino.
Museen und Sammlungen.
Neapel, 6. Jan. Die Sammlungen der Familie St.
Angelo (des Ministers und seiner Brüder) enthalten schöne,
aber auch manche überschätzte Gemälde, Quincaillerien und
Raritäten aller Art, eine namhafte Sammlung zum Theil
ganz eigenthümlichcr Nasen, interessante Terrakotten, auch
einige sehenswerthe kleine Bronzen. Am schätzbarsten und
reichste» ist indes, das Münzcabinet, besonders durch viele
schöne, zum Theil einzige und unedirte großgriechische Münzen.
St. Angelo gibt an, daß er allein an tarentinischen Münzen
1200 Variationen habe: der Münzen des Cabinets im Ganzen
sehe» 18,000.
Nom, i. Febr. Fürst Jeröme pvn Mo nt fort hat
unlängst eine Reise nach London angetreten, welche den Zweck
hat, wegen des Verkaufs der Galerie Fesch, insoweit dieselbe
nicht an Ajaccio fallen wird, zu unterhandeln. Dieselbe mag
2000, die nach Ajaccio bestimmte, aus den weniger werth-
vollen Bildern bestehende, über 5ooa Nummern zählen. Es
geht die Sage, sic werde für den Sitz der nordamerikanischen
Regierung, Washington, erworben werden.
Frankfurt a. M., u. Febr. Das Städel'sche Institut hat
i» diesen Tage» ein köstliches Bildchen aus der van Eyk'schen
Schule erstanden. Es kommt aus Italien, ist von der voll-
kommensten Erhaltung und stellt die Geburt Johannes des
Täufers dar. An Zartheit der Ausführung und Färbung,
an Reichthum der architektonischen Umgebung gehört es zu
den besten seiner Art. Ob es dem Johann van Eyk oder,
wie Andre meinen, dem Roger von Brügge zuzuschrciben
sey, dürfte fürs Erste wohl nnentschieden bleiben. — Sehr
merkwürdig sind die neuerlich im Saale der christlichen Bild-
hauerwerke ausgestellten Gegenstände. Schon seit Jahren suchte
die Dircctio» des Städel'schen Kuttstinstituts Abgüsse altdeut-
scher und altitalienischcr Bildwerke zu erwerben, die bekanntlich
bisher sowohl in Deutschland als in Italien selten waren.
Auf ihre Veranlassung wurden die Bildwerke des Scbaldus-
grabes von Peter Vischer in Nürnberg neu abgeformt, so
das, nun die Apostel, die kleineren Figuren des heil. SebalduS
und P. Nischer's, so wie die vier au dem Postamente des
Sarkophags angebrachten Reliefs in scharfen Abgüssen der
Sammlung angehören. Eben so das in Holz geschnitzte Bild
einer Maria, welche mit gefalteten Händen nach dem Gekreu-
zigten aufblickt, neben dem sie stehend gedacht werden muß.
Es stammt aus der Vischer'schen Schule, gehört der Samm-
lung der Akademie in Nürnberg, und ist, wie die vorigen,
von Reindel schon früher gestochen worden. Ein anderes
deutsches Werk, welches erst kürzlich in Wien erworben wurde,
ist das Brustbild des Baumeisters des Stephansthurines, An-
ton Pilgram, ein sehr sprechender, charaktervoller Kopf,
der dem Besten, was im Portraitfach zu jener Zeit, um uoo,
entstanden, an die Seite gestellt werde» kann. Die früheste
Erwerbung italienischer Bildwerke, welche das Institut gemacht,
ist eine Altarwand von gebrannter, farbig glasirter Erde,
welche Meister Giorgio Andreoli im Jahr izii in der
Dominicanerkirche zu Gubbio errichtet hatte. Zur Zeit der
Invasion der Franzose» wurde der Altar abgetragen, um
nach Frankreich gebracht zu werden, was aber im Gedränge
des Kriegs unterblieb. In diesem Zustand lag er zerstückelt
im Kloster, bis er durch Vermittelung des Malers Ramboux
aus Trier vom Kunstinstitut erstanden wurde. Zu derselben
Zeit besorgte der Malcr Passavant in Auftrag des Instituts
die Fertigung von Abgüssen mehrerer plastischen Werke der
alt-florentincr Schule. Dies waren die Füllungen der be-
ruhmten Kanzel, welche Benedetto da Majano in Auf-
trag des Handelsmanns Pietro Mellini in der Kirche Santa
Croce zu Florenz errichtet hat. Sie enthalten fünf Darsteltun-
gen aus der Geschichte des heil. Franciskus und einige in
Nischen sitzende allegorische Figuren christlicher Tugenden.
Berner zwei Reliefs von der Bronzethüre des Lu ca della
Robbia im Florentiner Dom, St. Lucas und St. Augustin
vorstellend, bas Bildniß des älteren Cosinus von Medici und
die Rclieffigur eines der Propheten im Chor desselben Doms
voil B a c c i o V a n b i n e l l i. In derselben Zeit hatte die
Pariser Akademie eine Anzahl fforentinischcr Bildwerke ab-
formcn lassen, und ein Exemplar der nicht verkäuflichen Ab-
güsse ist seit Kurzem als Geschenk des Königs Ludwig Philipp
an daS Städel'sche Jnstittit gekommen. So sieht man nun
den heil. Georg von Donatello, das Hochrelief singender
und tanzender Kinder von Luc a de la Robbia an der
Orgelbrüstung in Florcntii • Thon, und die berühmte letzte
Bronzethüre des Loren ö Ghiberti an der Taufcapelle
zu Florenz ebenfalls iu wohlgelungenen Abgüsse» hier aus-
gestellt. '
Verantwortlicher Redacteur: von Schorn.
des rheinischen Knnstverbandes 1859 geringer ausfielen, als
in den früher» Jahren. Auch die Ankäufe blieben gegen 18 5 8
um 9129 ff. zurück. Im Ganzen wurden diesesmal von den
fünf Vereinen für i»,855 ff. Kunffwerke angekauft; nämlich
in Karlsruhe für 7850 fl., i» Mannheim für 4111 ff., in
Straßburg für 5655 ff., in Mainz für 25 59 ff., in Darmstadt
für 2562 ff. Da die Zahl der Actionäre fortwährend steigt,
so sind in Zukunft günstigere Resultate zu erwarten, wenn
die Künstler das Interesse der Ausstellungen zu erhöhen wissen.
Jährlich schreibt bekanntlich einer der Vereine eine Preisauf-
gabe für Geschichtsmaler aus, und derselbe hat auch den Preis
zu zahlen. Für das nächste Jahr hat Karlsruhe die Summe
von i ooo fT. für ein Bild bestimmt, das nicht unter 8 Fuß
lang sehn darf, und dessen Gegenstand „die Erweckung der
Tabea durch den Apostel Petrus" ist. Die concurrirenden
Gemälde müssen im Februar is4i dem Vereine in Karlsruhe
eingesandt sehn. Im gegenwärtigen Jahre ist die Ordnung
der Ausstellungen: Straßburg im Mai, Mainz im Juni,
Darmstadt im Juli, Mannheim im August und Karlsruhe
im September-
Dcrtin, 19. Febr. In der Versammlung des wissen-
schaftlichen Kunstvereins am 17. d. lag der Gesellschaft vor:
La passion de N. 8. Jesus Christ, par Fr. Overbeck, gravc'c
par MM. Keller, Steifensand et Butavand. Paris,
Rittncr et Goupil, e'diteurs. Das, diese, iu der sinnigen und
frommen Weise der älter» italienische» Schule gezeichneten
Blätter eines Mitbegründers der neudeutschcn Schule in Rom
in einer Pariser Kunsthandlung erscheinen und, ihrer reichen
Ausstattung nach zu urtheilen, eines zahlreichen, theilnehmen-
de» Publikums sicher sind, gehört gewiß zu den erfreulichen
Erscheinungen im Gebiete der Kunst, Prof. Gerhard legte
eine Zusammenstellung antiker Vasengemälbe vor, auf denen
sich Abbildungen der Tageszeiten vorfinden, und gab die nö-
thigen mythologischen Erläuterungen dazu. Prof. Rabe hielt
einen Vortrag über das Grabmal des Porscnna bei Clusium,
vornehmlich nach Plinius. * \
Paris, 8. Febr. Die Acabemie der Inschriften erwählte
gestern drei Corrcspondentc», den Archäologen Abbe Grcppo
zu Bcllcy, den Geschichtsforscher P crh zu Hannover und den
Conscrvator der Antiquitätensammlung zu Neapel, Avellino.
Museen und Sammlungen.
Neapel, 6. Jan. Die Sammlungen der Familie St.
Angelo (des Ministers und seiner Brüder) enthalten schöne,
aber auch manche überschätzte Gemälde, Quincaillerien und
Raritäten aller Art, eine namhafte Sammlung zum Theil
ganz eigenthümlichcr Nasen, interessante Terrakotten, auch
einige sehenswerthe kleine Bronzen. Am schätzbarsten und
reichste» ist indes, das Münzcabinet, besonders durch viele
schöne, zum Theil einzige und unedirte großgriechische Münzen.
St. Angelo gibt an, daß er allein an tarentinischen Münzen
1200 Variationen habe: der Münzen des Cabinets im Ganzen
sehe» 18,000.
Nom, i. Febr. Fürst Jeröme pvn Mo nt fort hat
unlängst eine Reise nach London angetreten, welche den Zweck
hat, wegen des Verkaufs der Galerie Fesch, insoweit dieselbe
nicht an Ajaccio fallen wird, zu unterhandeln. Dieselbe mag
2000, die nach Ajaccio bestimmte, aus den weniger werth-
vollen Bildern bestehende, über 5ooa Nummern zählen. Es
geht die Sage, sic werde für den Sitz der nordamerikanischen
Regierung, Washington, erworben werden.
Frankfurt a. M., u. Febr. Das Städel'sche Institut hat
i» diesen Tage» ein köstliches Bildchen aus der van Eyk'schen
Schule erstanden. Es kommt aus Italien, ist von der voll-
kommensten Erhaltung und stellt die Geburt Johannes des
Täufers dar. An Zartheit der Ausführung und Färbung,
an Reichthum der architektonischen Umgebung gehört es zu
den besten seiner Art. Ob es dem Johann van Eyk oder,
wie Andre meinen, dem Roger von Brügge zuzuschrciben
sey, dürfte fürs Erste wohl nnentschieden bleiben. — Sehr
merkwürdig sind die neuerlich im Saale der christlichen Bild-
hauerwerke ausgestellten Gegenstände. Schon seit Jahren suchte
die Dircctio» des Städel'schen Kuttstinstituts Abgüsse altdeut-
scher und altitalienischcr Bildwerke zu erwerben, die bekanntlich
bisher sowohl in Deutschland als in Italien selten waren.
Auf ihre Veranlassung wurden die Bildwerke des Scbaldus-
grabes von Peter Vischer in Nürnberg neu abgeformt, so
das, nun die Apostel, die kleineren Figuren des heil. SebalduS
und P. Nischer's, so wie die vier au dem Postamente des
Sarkophags angebrachten Reliefs in scharfen Abgüssen der
Sammlung angehören. Eben so das in Holz geschnitzte Bild
einer Maria, welche mit gefalteten Händen nach dem Gekreu-
zigten aufblickt, neben dem sie stehend gedacht werden muß.
Es stammt aus der Vischer'schen Schule, gehört der Samm-
lung der Akademie in Nürnberg, und ist, wie die vorigen,
von Reindel schon früher gestochen worden. Ein anderes
deutsches Werk, welches erst kürzlich in Wien erworben wurde,
ist das Brustbild des Baumeisters des Stephansthurines, An-
ton Pilgram, ein sehr sprechender, charaktervoller Kopf,
der dem Besten, was im Portraitfach zu jener Zeit, um uoo,
entstanden, an die Seite gestellt werde» kann. Die früheste
Erwerbung italienischer Bildwerke, welche das Institut gemacht,
ist eine Altarwand von gebrannter, farbig glasirter Erde,
welche Meister Giorgio Andreoli im Jahr izii in der
Dominicanerkirche zu Gubbio errichtet hatte. Zur Zeit der
Invasion der Franzose» wurde der Altar abgetragen, um
nach Frankreich gebracht zu werden, was aber im Gedränge
des Kriegs unterblieb. In diesem Zustand lag er zerstückelt
im Kloster, bis er durch Vermittelung des Malers Ramboux
aus Trier vom Kunstinstitut erstanden wurde. Zu derselben
Zeit besorgte der Malcr Passavant in Auftrag des Instituts
die Fertigung von Abgüssen mehrerer plastischen Werke der
alt-florentincr Schule. Dies waren die Füllungen der be-
ruhmten Kanzel, welche Benedetto da Majano in Auf-
trag des Handelsmanns Pietro Mellini in der Kirche Santa
Croce zu Florenz errichtet hat. Sie enthalten fünf Darsteltun-
gen aus der Geschichte des heil. Franciskus und einige in
Nischen sitzende allegorische Figuren christlicher Tugenden.
Berner zwei Reliefs von der Bronzethüre des Lu ca della
Robbia im Florentiner Dom, St. Lucas und St. Augustin
vorstellend, bas Bildniß des älteren Cosinus von Medici und
die Rclieffigur eines der Propheten im Chor desselben Doms
voil B a c c i o V a n b i n e l l i. In derselben Zeit hatte die
Pariser Akademie eine Anzahl fforentinischcr Bildwerke ab-
formcn lassen, und ein Exemplar der nicht verkäuflichen Ab-
güsse ist seit Kurzem als Geschenk des Königs Ludwig Philipp
an daS Städel'sche Jnstittit gekommen. So sieht man nun
den heil. Georg von Donatello, das Hochrelief singender
und tanzender Kinder von Luc a de la Robbia an der
Orgelbrüstung in Florcntii • Thon, und die berühmte letzte
Bronzethüre des Loren ö Ghiberti an der Taufcapelle
zu Florenz ebenfalls iu wohlgelungenen Abgüsse» hier aus-
gestellt. '
Verantwortlicher Redacteur: von Schorn.