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2b 31.

Knnstblat

Donnrrstag, den 16. April 1840.

Carlsruhcr Kunstausstellung. Mai 1839.

(Schluß.)

„Frühstück mit Wein und Austern," von M. Wei-
land in München. Man findet in diesem Bilde eineStill-
lebenmalerei, die in gar Manchem der alten nicht Nach-
sicht. Die vollsaftige Citrone z. 33. wäre des Pinsels eines
de Heere nicht unwerrh.

„Ein Mädchen, welkes ein Medaillon am Lichte be-
trachtet," von demselben. Der Lichteffect trefflich. Der
Kopf besonders wohlgelungen.

„Ruth und Naemi," von Joseph Fuchs in Mün-
chen. Hätte das Bild mehr Haltung, cs würde die schöne
Erfindung besser hervortreten.

„Die Wilddiebe," von C. Tischbein in Bückeburg.
Tief ans dem Leben gegriffen, voller Natnrwahrheit, Ei-
genthümlichkeit und Charakter. Scheint es doch bei man-
chen so anfgcfaßten Gegenständen, als ob man zuweilen
den Hauch eines höheren Geistes vermissen könnte.

„Scene aus den Zeiten der Judenverfolgung," von
demselben. Sorgfältige Bewahrung des Costüms, und vor
allein die wohlgewählten Motive sichern den Werth des
Bildes. Der Ausdruck des starren Blickes des christlichen
Priesters dürfte zu grell sepn. Das Genreartige im Bilde
von dieser höheren Tendenz zieht es etwas herab in eine
niedere Sphäre, was jedoch freilich der Künstler nicht
immer vermeiden kann oder mag. Sw z. B. wenn der
Leichnam eines getesteten Juden noch den Geldbeutel in
der Hand hält, um den nationalen Wuchersinn zu bezeich-
nen/ Dieser Zug dürfte füglich weggelassen werden.

„Landschaft," von A. Zimmermann in Stutt-
gart. Gut.

„Eine Schaafhecrde," von Hefi in München. Gut.

„Auszug ans die Jagd," von G. Volk in Heidelberg.
Die Erfindung reich, die Motive natürlich, nngesncht, mit
naiver Gedrungenheit eines lebenvollen Gemüth^s. Aber
die Cvlorirnng ist so sehr zurück, daß das Aschgraue des
Tones gleichsam einen Flor über das Bild zieht.

„Landschaft im Murgcharakter," von L. B. Wagner
in Frankfurt a. M. Sehr gut.

Die Portraits auf Porzellan von Spelter sind lehr
delicate Malereien, mit zartem Verständniß ausgeführt.

„Palicaren, ihre Niederlage erzählend," von G. Perl-
berg in Nürnberg. Ein goldwerthes Bild.

„Die unterbrochene Mahlzeit," von H. Rüstige in
Frankfurt a. M. Ein Genrebild durchaus, und so rein in
der Jlusführung, daß unter allen vorhandenen Genrebil-
dern ihm der Preis gebührt. Eine gemeine Familie ist bei
einem einfachen Mahle. Milch ist in einer weiten Blech-
schüssel für die Kinder aufgestellt, wohl auch für die Mutter,
die einen Säugling an derBrust hat. Der Vater hat einen
Fisch vor sich. Der große Bube, dem Vater gegenüber,
unterläßt cs in seiner Unart nicht, auf dem dreibcinigen
Sitze, der doch sonst so sicher steht, zu kautschen; aber siehe
da, ein Bein des Sitzes bricht, schnell hält sich der Bube
am Tischtuche, um nicht mitzufallen, und Schüssel und
Fisch kommen auf den Boden. Der Vater in seinem Zorne
erfaßt den Buben da schnell am Arme und will über den
Tisch hin auf ihn zuschlagcn, auch die Mutter scheint mit
ihm zu zanken und zu sagen, „was machst du nur immer,
du Unart, du verdienst die Schläge, die du bekommst!"
Jedoch seine Schwester fällt bittend dem Vater in den Arm,
wohl mit den Worten, „ach thu' ihm doch nichts, er kann
ja nichts dazu, er hat sich am Tischtuch halten wollen!"
Ein noch jüngeres Mädchen, dem schon Milch herausge-
schopft ist, sucht sich sein Näpfchen festzuhalten. Der Bube
hat schon sein Kvlnerpfeifchen und Tabacksbeutel in der
Jackentasche. Die gnten Eltern übersehen ihm vielleicht
sonst auch zu viel. Eine lächerliche Zeichnung von der Hand
des Buben ist mit Nägeln an der Thüre befestigt und
worin sich eine erste Kinderzeichnung charakterisirt. Die
Arme hängen unmittelbar am Kopfe, der fast größer ist
als der ganze Mensch, und die Beine hängen ohne Mittcl-
lcib an diesen Armen u. s. w.

„Kreuzfahrer beim Anblicke von Jerusalem," von L.
Deurer in Mannheim. Hier ist der ganze Ernst der
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