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Donnerstag, den 17. December 1840.
Die Ausstellung -es großherzoglichen Knust-
institnts in Weimar vom 3. dis 20. September.
Nachdem im verflossenen Jahr der erste restaurirte
Flügel des Cranachschen Altarbildes ans der Stadtkirche
zur Ausstellung gekommen war, welcher die Bildnisse
Johann Friedrich des Grvßmüthigen und seiner Gemahlin
enthalt, konnte diesmal der zweite Flügel der öffentlichen
Beschannng dargeboten werden. Die Vorderseite zeigt
die drei Sohne des Churfürsten: Johann Friedrich den
Mittlern, Johann Wilhelm und Johann Friedrich den
Jüngern. In schwarzen Gewändern kniecn sie am Bet-
pulte, der mit schwarzem-Sammet behängt ist; hinter
ihnen ist eine reiche Drapirnng von Goldstoff. Die drei
vortrefflich gemalten Kopfe haben einen Ausdruck von
Wchmnth und stiller Ergebung, der erklärlich ist, wenn
man bedenkt, in welcher schweren Zeit fie gemalt wurden;
sie sind wohl Cranach's letztes Werk, und zum Glück so
rein und frisch aus der Restauration hervorgegangen,
dasi nichts daran mangelt. Man sieht an ihnen, wie
an den minder warm gemalten Händen, nicht mehr
ganz die sorgfältige Ausführung, wie an den Bildnissen
des Churfürsten und seiner Gemahlin, aber auch in der
leichteren Behandlung beurkundet sich die Meisterhand.
Auf der Rückseite ist Christi Himmelfahrt, von Schülern
gemalt, die es in der Zeichnung nicht eben genau ge-
nommen haben, doch finden sich unter den Aposteln
einige schone Köpfe, welche für die übrigen, znm Theil
häßlich entstellten Gesichter entschädigen. Bewunderns-
würdig ist auch in dieser Schülerarbeit die Klarheit und
Dauer der Farben, die ebensowohl in der Güte des
Materials, als in der einfachen Sicherheit des Auftrags
ihren Grund zu haben scheint. Au der Hauptseite schlägt
die helle, lebendig und rund hervortretende Fleischfarbe
der Köpfe, das Sammetschwarz und der Goldstoff, alle
anderen Gemälde darnieder. Es hat sich an beiden Flügeln
beim Abnchmen des Firnisses gezeigt, daß sic, einzelne
verletzte Stellen abgerechnet, noch in ihrem ursprünglichen
Zustande waren, nämlich ihre Lasuren völlig erhalten
hatten. Das Hauptgeschäft des Restaurators war, den
taub gewordenen Firniß und den vielen Staub, der auf
der Oberfläche saß, abzunehmen, die beschädigten Stellen
mit neuer Farbe zu versehen und einen neuen Firniß über-
zuziehen. Letzteres war an der Rückseite dieses zweiten
Flügels noch nicht geschehen, und dennoch waren die
Farben schon in ihrem vollen Glanze. Man kann den
guten Erfolg, mit welchem diese Arbeit von unscrm
trefflichen Restaurator Lieber vollbracht worden ist,
nicht genug rühmen. Erst in neuerer Zeit, da man
mehr Bedacht darauf genommen hat, welcher Verderbniß
die kostbaren Gemälde früherer Jahrhunderte durch Zeit,
Localität und ungeschickte Behandlung unterworfen waren,
hat man das Verdienst eines erfahrenen und gewissen-
haften Restaurators recht schätzen gelernt. Gewiß war
dieses Altarbild, das Denkmal eines edeln Fürsten, von
der Hand eines trefflichen Künstlers und treuen Bür-
gers, einer so vollkommenen Wiederherstellung würdig,
wie sie ihm hier durch höchste Fürsorge zu Theil wird.
Der nationalen Erinnerung gehörten auch die Ge-
mälde von Friedrich Martersteig an, welcher sich
seit mehreren Jahren zur Aufgabe gemacht hat, den
Helden des dreißigjährigen Kriegs, Herzog Bernhard
von Sachsen-Weimar, zu feiern. An diesem Gegen-
stände hat er in kurzer Zeit eine Gewandtheit in der
malerischen Cvmpvsition und einen Reichthum von Cha-
rakteren und Gruppen entwickelt, die ihn zur Darstel-
lung großer und sehr bewegter historischer Scenen be-
sonders geeignet machen. In dem Gemälde, das ihm
Ihre kaiserl. Hoheit, die Frau Grofiherzvgin aufgetragen,
hat er überdies bewährt, daß ihm Innigkeit und Wärme
des Gefühls den Pinsel führt, und die feineren Aens-
scrnngen der Seele, deren Darstellung einem Kunstwerk
den größten Reiz gibt, ihm nicht entgehen. Dieses
8' 10" breite und G' 3" hohe Oelgcmäldc stellt die
Geburt deS Herzogs Bernhard, am 6. August 1G04, dar.
Man sieht das Lager der Herzogin Dorothea Maria,
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Donnerstag, den 17. December 1840.
Die Ausstellung -es großherzoglichen Knust-
institnts in Weimar vom 3. dis 20. September.
Nachdem im verflossenen Jahr der erste restaurirte
Flügel des Cranachschen Altarbildes ans der Stadtkirche
zur Ausstellung gekommen war, welcher die Bildnisse
Johann Friedrich des Grvßmüthigen und seiner Gemahlin
enthalt, konnte diesmal der zweite Flügel der öffentlichen
Beschannng dargeboten werden. Die Vorderseite zeigt
die drei Sohne des Churfürsten: Johann Friedrich den
Mittlern, Johann Wilhelm und Johann Friedrich den
Jüngern. In schwarzen Gewändern kniecn sie am Bet-
pulte, der mit schwarzem-Sammet behängt ist; hinter
ihnen ist eine reiche Drapirnng von Goldstoff. Die drei
vortrefflich gemalten Kopfe haben einen Ausdruck von
Wchmnth und stiller Ergebung, der erklärlich ist, wenn
man bedenkt, in welcher schweren Zeit fie gemalt wurden;
sie sind wohl Cranach's letztes Werk, und zum Glück so
rein und frisch aus der Restauration hervorgegangen,
dasi nichts daran mangelt. Man sieht an ihnen, wie
an den minder warm gemalten Händen, nicht mehr
ganz die sorgfältige Ausführung, wie an den Bildnissen
des Churfürsten und seiner Gemahlin, aber auch in der
leichteren Behandlung beurkundet sich die Meisterhand.
Auf der Rückseite ist Christi Himmelfahrt, von Schülern
gemalt, die es in der Zeichnung nicht eben genau ge-
nommen haben, doch finden sich unter den Aposteln
einige schone Köpfe, welche für die übrigen, znm Theil
häßlich entstellten Gesichter entschädigen. Bewunderns-
würdig ist auch in dieser Schülerarbeit die Klarheit und
Dauer der Farben, die ebensowohl in der Güte des
Materials, als in der einfachen Sicherheit des Auftrags
ihren Grund zu haben scheint. Au der Hauptseite schlägt
die helle, lebendig und rund hervortretende Fleischfarbe
der Köpfe, das Sammetschwarz und der Goldstoff, alle
anderen Gemälde darnieder. Es hat sich an beiden Flügeln
beim Abnchmen des Firnisses gezeigt, daß sic, einzelne
verletzte Stellen abgerechnet, noch in ihrem ursprünglichen
Zustande waren, nämlich ihre Lasuren völlig erhalten
hatten. Das Hauptgeschäft des Restaurators war, den
taub gewordenen Firniß und den vielen Staub, der auf
der Oberfläche saß, abzunehmen, die beschädigten Stellen
mit neuer Farbe zu versehen und einen neuen Firniß über-
zuziehen. Letzteres war an der Rückseite dieses zweiten
Flügels noch nicht geschehen, und dennoch waren die
Farben schon in ihrem vollen Glanze. Man kann den
guten Erfolg, mit welchem diese Arbeit von unscrm
trefflichen Restaurator Lieber vollbracht worden ist,
nicht genug rühmen. Erst in neuerer Zeit, da man
mehr Bedacht darauf genommen hat, welcher Verderbniß
die kostbaren Gemälde früherer Jahrhunderte durch Zeit,
Localität und ungeschickte Behandlung unterworfen waren,
hat man das Verdienst eines erfahrenen und gewissen-
haften Restaurators recht schätzen gelernt. Gewiß war
dieses Altarbild, das Denkmal eines edeln Fürsten, von
der Hand eines trefflichen Künstlers und treuen Bür-
gers, einer so vollkommenen Wiederherstellung würdig,
wie sie ihm hier durch höchste Fürsorge zu Theil wird.
Der nationalen Erinnerung gehörten auch die Ge-
mälde von Friedrich Martersteig an, welcher sich
seit mehreren Jahren zur Aufgabe gemacht hat, den
Helden des dreißigjährigen Kriegs, Herzog Bernhard
von Sachsen-Weimar, zu feiern. An diesem Gegen-
stände hat er in kurzer Zeit eine Gewandtheit in der
malerischen Cvmpvsition und einen Reichthum von Cha-
rakteren und Gruppen entwickelt, die ihn zur Darstel-
lung großer und sehr bewegter historischer Scenen be-
sonders geeignet machen. In dem Gemälde, das ihm
Ihre kaiserl. Hoheit, die Frau Grofiherzvgin aufgetragen,
hat er überdies bewährt, daß ihm Innigkeit und Wärme
des Gefühls den Pinsel führt, und die feineren Aens-
scrnngen der Seele, deren Darstellung einem Kunstwerk
den größten Reiz gibt, ihm nicht entgehen. Dieses
8' 10" breite und G' 3" hohe Oelgcmäldc stellt die
Geburt deS Herzogs Bernhard, am 6. August 1G04, dar.
Man sieht das Lager der Herzogin Dorothea Maria,