Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 25.1844

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3206#0082
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2V 20

Kunstblatt.

Donnerstags den 7. März 1811.

Nekrolog,
m I. CH. Ruhl.

Johann Christian Ruhl war am 15. December
1764 zu Kassel geboren worden, und erlernte die Bild-
hauerkunst unter der Leitung des bekannten hessischen
Hofbildhaners Jvh. August Nahl.

Schon frühe war Ruhl, dessen Vater Hofebenist war,
dem kunstsinnigen Landgrafen Friedrich II. bekannt ge-
worden, und wie dieser Fürst dem aufstrebenden Talente
gern seine hülfreiche Hand reichte, so erhielt auch Ruhl
die Zusage einer besonder,! Unterstützung, um im Aus-
lande sich weiter ausbilden zu können; nur weil Ruhl
in einem noch zu jugendlichen Alter stand, sollte die
Reise noch um ein Jahr verschoben werden. Inzwischen
erfolgte unerwartet der Hintritt des Landgrafen (1785),
und der Nachfolger erachtete sich durch die bloß münd-
liche Zusicherung nicht gebunden. Gleichwohl öffnete sich
bald eine andere Quelle. Ruhl errang sich den Preis
in der Akademie der bildenden Künste, ein Reisestipen-
dium. So trat er 1787 seine Bildungsreise an und
ging zuerst nach Paris, wo er unter der Leitung des
Bildhauers, Direktors Pajou, ein Jahr verweilte und
dann Nom besuchte. Hier wohnte er mit seinem Freunde
und Landsmanne Joh. August Nahl, der ihn auf seiner
Reise nach England in Paris besucht und mit Empfeh-
lungsbriefen versehen hatte, nach dessen Rückkehr von
dort unter einem Dache, und dieses vertraute Zusam-
menseyn konnte nicht ohne Einwirkung auf Ruhls künst-
lerische Ausbildung bleiben. Da Nahl, eben so sehr
Mann von Geist und Verstand, als denkender Künstler,
gern Gleichbegabte der deutschen Genossenschaft in seinen
Umgang zog, so erweiterte sich der Kreis beinahe nur
durch Männer, deren Namen spater mehr oder minder
berühmt geworden sind. Cs gehörten dazu unter an-
dern Heinrich Meyer, der Maler Müller, Reinhart,
jetzt der Nestor der deutschen Künstler, der verdienst-
volle Bildhauer Trippel, Joh. Flarmann und vor allen

Dannecker; von Gelehrten aber der Archäolog Hirt, die
Professoren Siebenkäß und Moritz rc. Auch fällt in
diese Zeit der belebende und erfrischende Aufenthalt jener
edlen deutschen Fürstin, Maria Amalie von Weimar.

Mit welchem Fleiße Ruhl seine Studienzeit zu
nutzen bemüht war, davon geben die in einer Reihe von
Bänden gesammelten Zeichnungen nach antiken Bild-
werken Roms einen redenden Beweis. Man ersieht
daraus, wie er, in Berücksichtigung der später in der
Heimath wahrscheinlich zu erwartenden Arbeiten, sich
vorzüglich dem Studium der Ornamente zuwandte, deren
Durchbildung im Geiste der Alten gerade jene Zeit in
ihrer durch Mengs und Winckelmann bestimmten Kunst-
richtung zu erstreben suchte. Vieles, sogar Vorzügliches,
was nachmals andere mit ausreichenden Mitteln verse-
hene Sammler in Prachtwerken edirten, findet sich, be-
scheiden nur für das eigene Studium bestimmt, in jenen
Bänden, den Söhnen Ruhls jetzt ein unschätzbares An-
denken.

Während seines Aufenthaltes zu Rom schuf er eine
Statue des sterbenden Achill in halber Lebensgröße ans
carrarischem Marmor, deren Goethe in seinem Werke:
Winckelmann und sein Jahrhundert, S. 355, rühmend
gedenkt. Auch sprach sich dieser nicht minder günstig
über zwei Zeichnungen aus, welche Ruhl zur Conkurrenz
eingeschickt hatte. (Propyläen in, 2. S. 126, Nr. 20
und 21).

Im Jahre 1790 kehrte Ruhl wieder in sein Vater-
land zurück. Seinen Wunsch nach Aufgaben, welche die
Tiefe des Talentes in jener Zeit kräftiger Jugend recht
zu erschließen fähig gewesen wären, fand er hier freilich
wenig befriedigt, denn die Beschäftigung mit meist nur
dekorativen Arbeiten, welche ihm zu Theil wurden, war
nicht dazu geeignet.

Im Jahre 1791 wurde er Mitglied der Akademie
zu Kassel, deren damaliger Präsident der Oberhofmar-
schall von Veltheim war. Dieser, sein entschiedener
Gönner, verwendete sich aus eigener Bewegung in
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen