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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 25.1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.3206#0340
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338

ist durch die beigesetzten Namen über alle Zweifel erho-
ben, daher es unser berühmter Kunsterklärer bedauert,
in dem Bilde mehr reine Freude der Betrachtung, als
Anlässe zur Erhellung verborgener Dunkelheiten zu fin-
den. Doch hat er sich nicht unbezeugt gelassen, und ans
dem Umstande, dasi der als Palästrit gezeichnete Achilles
mit dem Schabeisen den Rost von seiner Lanze schabt,
in Verbindung mit der Angabe des Plinins (XXV,
5, 43), dast Achilles die Anwendung des Rostes zn Pfla-
stern erfunden habe und gemalt worden sey, wie er
den Rost von seiner eisernen Lanze mit dem Schwerte
abschabe, die Vermuthung gezogen, daß wir auf unserm
Spiegelbilde die freie Nachbildung eines Gemäldes von
Parrhasios haben, von dem Plinins (XXXV, 10, 71) ein
Gemälde anführt, auf welchem Telephos, Achilles, Aga-
memnon und Ulysses vereinigt waren. Die runde Form
des Spiegels mochte den etruskischen Künstler veranlas-
sen, den Ulysses, den er auf seinem Vorbilde vorfand,
wegzulaffen. Durch diese Rückbeziehung auf das Ori-
ginal eines alt-griechischen Meisters erhält das Bild
doppeltes Interesse, und cö ist daher dankenswert!), daß
Herr Gerhard durch die Aufforderungen achtbarer Kunst-
freunde sich bewegen ließ, dasselbe früher, als es im
Zusammenhänge seines großen Werkes über die etruski-
schen Spiegel möglich war, bekannt zu machen.

C. W.

Geschichte der Kunst des Mittelalters in
Norddeutsch!,md.

(Schluß.)

lieber die Monumente von Pommern hatte meine
„Pommerfche Kunstgeschichte" (1840) eine Uebersicht ge-
geben. Ein weiterer Beitrag zn deren Kenntnis; ist
kürzlich in einer gehaltreichen kleinen Schrift erschienen:

lieber das städtische Bauwesen des Mittelalters,
in Anwendung ans Stralsund. Vorgelesen im
gesellig-literarischen Verein re. von Arnold
Brandenburg, d. R. D. Syndikus der Stadt
Stralsund :c. (Aus der Zeitschrift Sundine ab-
Zedruckt. Stralsund 1843. 34 S. in 8.)

Der Zweck dieser Abhandlung geht über die aus-
schließlich provinziellen, auch über die blos knustgeschicht-
lichen Interessen hinaus. Wie schon der Titel ergiebt,
hat sie es zunächst mit einem Gegenstände zu thun, der
dem weiteren Gebiet der Kulturgeschichte des Mittelal-
ters angehört und der namentlich in nächster Verbin-
dung mit der Kostümgeschichte steht. Die Bedingnisse
der Stadt- und Hausaulage in mittelalterlichen Zeiten
werden hier mit gründlicher Kenntniß und in sehr an-

schaulicher Weise aus einander gesetzt. Die Abhandlung
reiht sich in diesem Betracht der schonen Schrift von
H. Leo „lieber Burgenbau und Burgeneinrichtung in
Deutschland vom 11. bis zum 14. Jahrhundert" (in
v. Räumers historischem Taschenbuch, Jahrgang 1837)
vortheilhaft an; beide Arbeiten zusammen geben uns
ein vortreffliches Bild der Verhältnisse und Gestaltun-
gen des mittelalterlichen Lebens, das u. a. auch für den
ausübenden Künstler von größtem Interesse scpn muß.
Es liegt indeß in der Natur der Sache, daß Herr Bran-
denburg auch das Architektonisch-Künstlerische in Erwä-
gung ziehen und daß feine Bezugnahme auf die stral-
snndischen Monumente über die letzteren in mannigfacher
Weise Licht verbreiten mußte. Näher auf das Detail
einzugehen, ist hier nicht der Ort; ich füge nur die bei-
läufige Bemerkung hinzu, daß er in der Zeitbestimmung
der vorhandenen Monumente nicht durchweg die An-
sichten theilt, die ich in meiner eben genannten Schrift
entwickelt habe.

Nehmen wir zu den im Vorigen angeführten altern
und neuern Werken noch die Arbeiten, die Tischbein
und Milde über die Denkmäler Lübecks und Böhndel
über die Schnitzwerke des Vrüggemann in Schleswig
geliefert oder begonnen haben, so gewinnen wir in alle-
dem schon einen ganz hübschen Ueberblick über das Kunst-
leben in den deutschen Ostseeländern. Nur Mecklenburg
auf der einen Seite, wo es doch an sehr beachtenswer-
then Monumenten keinesweges fehlt, und auf der an-
dern die gegenwärtig unter russischer Herrschaft stehen-
den deutschen Ostseeprovinzen, die demselben Kreise
künstlerischer Thätigkeit angehören, sind noch etwas
dunkle Punkte. Mögen auch über die in diesen Län-
dern vorhandenen Kunstdenkmälcr bald nähere Mitthei-
lnngen veröffentlicht werden! —

Den verschiedenartigen Schriften und Bildcrwerken,
die wir über die Monumente der sächsischen Lande
bereits besitzen, reiht sich als eine nicht ganz zn überse-
hende kleine Arbeit an der

Wegweiser durch Halberstadt und die Umgegend rc.

mit vier Ansichten nach Lichtbildern von Br. F.
Lncanus. (Halberstadt 1843. 64 S. in 12.)

Besondere Untersuchungen irgend welcher Art konn-
ten natürlich auf keine Weise im Plane eines Büchleins
liegen, das nur die Absicht hatte, auf alles Bemerkens-
werthe rasch und übersichtlich aufmerksam zu machen.
Die persönliche Neigung und Erfahrung des Verf., des
bekannten Kunstfreundes und Herausgebers deö größern
Werkes über den Halberstädter Dom, brachte cs indeß
mit sich, daß Alles, was in artistischer und monumen-
taler Beziehung Bedeutung hat, mit angemessener Wür-
digung aufgeführt wurde. Wir besitzen somit in diesem
Register
F. Kugler: Geschichte der Kunst des Mittelalters in Norddeutschland. (Beschl.)
 
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