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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 25.1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.3206#0341
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339

Büchlein, trotz seiner Kürze, ein sehr brauchbares Ver-
zeichnis! von Gegenständen, die unter dem vaterländi-
schen Denkmälervorrathe keine der letzten Stellen ein-
nehmen. Auch enthält dasselbe mehrfach Notizen, die
wir als neue Mittheilungen willkommen heißen müssen,
namentlich über Beschaffenheit und Alter der Holzhäuser
des 15. und 16. Jahrhunderts, die nirgend anderswo
eine so zierlich künstlerische Ausbildung erreicht haben,
wie gerade in Halberstadr. —

Eine sehr beachtenswerthe Thätigkeit für die Kennt-
nißnahme und Erforschung der vaterländischen Kunst-
denkmale ist in jüngster Zeit besonders in dem Nvrdwe-
stcn Deutschlands, in den Gegenden des Nie der rh eins,
erwacht. Die Angelegenheit des Kölner Dombaues und
das hohe nationale Interesse desselben scheint vornehm-
lich den Anstoß zu diesen lebendigeren und umsichtigeren
Arbeiten gegeben zu haben. Das „Kölner Dvmblatt"
hat sich als literarisches Organ, wie zunächst für die
Zwecke deS Dombanes selbst, so auch für anderweitige
Mittheilnngen in Bezug auf die mittelalterliche Kunst-
weise jener Gegend hingestellt und bereits viel Beleh-
rendes gebracht. Besondere Monographien, auch andere
Sammelwerke haben sich demselben an die Seite gestellt.
Die „Diplomatischen Beiträge zur Geschichte der Bau-
meister des Kölner Domes re. von A. Fahne" haben
im Kunstblatte unlängst bereits die verdiente Würdi-
gung gefunden. Eine zweite Monographie steht eben-
falls in nahem Bezug zur Geschichte des Kölner Dom-
baues, obgleich sie nicht ausschließlich kunsthistorische
Interessen verfolgt. Ihr Titel ist:

Conrad von Hochstaden, Erzbischof von Kölln und

Gründer des Köllner Doms (1238 —12613.
Von Jacob 23 uv cf p a x b t. (Bonn 1843.
158 S. in 8.)

Ucbcr das allgemein geschichtliche Verdienst dieser
Schrift, das bereits vielseitige Anerkennung gefunden
hat, kann hier nicht gesprochen werden. Herr Burck-
hardt (Vers, der „Kunstwerke der Belgischen Städte")
hat sich iudcß nicht begnügt, nur die merkwürdigen po-
litischen Verhältnisse und Wirrnisse jener Zeit und die
Art und Weise, wie Erzbischof Conrad darin verflochten
war, darzustellen; es kam ihm zugleich auch darauf an,
von dem bewegten Kunstleben jener Tage, von dem
Zusammenklang desselben mit bürgerlichen und religiö-
sen Interessen ein anschauliches Bild zu geben, und sol-
chergestalt das große Unternehmen des Dombaues, da-s
den Namen Conrads mehr als seine politischen Thaten
der Nachwelt überliefern sollte, dem Verständuiß der
Leser näher zu rücken. Die ganze Darstellung hat durch-
aus individuelle Färbung, sowohl in dem Charakter des

Erzbischofes und der gesammtcn volksthümlichen Zu-
stände, als auch in der Entwickelung der damaligen
künstlerischen Verhältnisse. Wir haben die Schrift als
einen der wichtigsten Beiträge für die, schon ziemlich
zahlreiche Literatur, die sich auf den Kölner Dombau
bezieht, zu bezeichnen.

Nicht minder belehrend ist schließlich eine Reihen-
folge artistisch-historischer Aufsätze, die uns das

Niederrheinische Jahrbuch für Geschichte, Kunst
und Poesie. Zum Besten der Bonner Münster-
kirche herausgegeben von Dr. Laurenz Lcrsch.
Mit vier architektonischen Abbildungen. (Bonn
1843)

bringt. Die betreffenden Aufsätze sind: 1) „lieber die
vorgothischen Kirchen am Niederrhein," von I. Burck-
hard t. Eine vortreffliche Entwickelung der reichen und
malerisch imposanten Compositionsweisc, wodurch diese
Kirchen sich auszeichnen, während die höhere Durchbil-
dung des Details bei den meist einfacheren Architek-
turen derselben Epoche in Mitteldeutschland vorherrscht.
(Ein Paar unrichtige oder schiefe Einzelbemerkungen, die
dem Vers, entschlüpft sind, die aber die Gesammtauffas-
suug nicht beeinträchtigen, sollen hier nicht weiter ge-
rügt werden). — 2) „Die antiken Säulen im Münster
zu Aachen," von I. Nöggerath. Bemerkungen vom
mineralogischen Standpunkte aus, die in Bezug auf die
Herkunft jener merkwürdigen Säulen manche sehr wich-
tige Aufschlüsse geben. Dabei zugleich eine Nachricht
über die eingeleitcte Wiederaufstellung und Restauration
dieser Säulen. — 3) „Die Bausteine der Münsterkirche
in Bonn," von demselben, ähnlich belehrend und da-
durch ein wichtiger Beitrag zur Baugeschichte der ver-
schiedenen Theile des Münsters. — 4) „Der Kreuzgang
des Bonner Münsters," kurze Notiz zur Erläuterung
der das Jahrbuch begleitenden Tafel», welche diesen
Kreuzgang, ein sehr merkwürdiges Bauwerk aus der
Mitte deS 12. Jahrhunderts, darstellen. (Leider ist das
Blatt mit den Details sehr ungenügend ausgefallen). —
5) „Gerhard von Are, Erbauer des Bonner Münsters,"
von L. Lersch. Bericht über daS Leben dieses ausge-
zeichneten Mannes, Propstes der Münsterkirche, den
man seither irrthümlich zu einem Grafen von Sayn ge-
macht hat. Dabei zugleich einige nicht unwichtige Notizen
über den Bau des Münsters selbst. 1 — 6) „Altenberg

1 Eine nähere kunsthistorische Würdigung des Bonner
Münsters nach seine» einzelnen Theile» habe ich in dein Text
der nezmten Lieferung von I. Gailhabauds „Denkmälern der
Baukunst aller Zeiten und Länder" gegeben. Ich freue mich,
daß meine Darstellung an den festen Punkten, die die Mit-
theilungen der Herren Lcrsch und Ndggeralh enthalten, Be-
stätigung findet.
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