icitt Palazzo Spada für Baron Lotzbeck in Bayern, um so mehr
als in dieser Nachbildung einige wirkliche Stylverbesserungen
angebracht sind; wohl das erstemal, daß neuere Kunst sich her-
ausnimmt, die alte ans ihre eigenen Gesetze zurückzuführen.
Die beliebte Gestalt einer Blumenspenderin als Bild des
Frühlings sah ich auch bei Matthäi; sie ist in Lebensgroße
in Marmor ausgeführt, trägt Blumen im Haar und schüttet
Blumen ans ihrem Gewand aus. Für diese ans reinstem
Crestola-Marmor mit Fleiß und Feinheit durchgeführte Figur
schien mir der geforderte Preis von 1200 Scudi sehr mäßig.
Für Herrn v. Rothschild in Neapel hatte Matthäi einen kleinen
Gott Merkur ausgeführt; den Amor mit dem Hund („die Treue
wacht, wenn Liebe schläft") dreimal (für Herrn v. Rothschild in
Neapel, für Or. Abendroth in Hamburg und für den Herzog
von Leuchtcnberg in Petersburg). Eine kleine Venus, die mit
hochemporgehvbenem Gewand sich abtrocknet, 2 Fuß 4 Zoll hoch,
war um 250 Scudi zu haben, was ich beifüge, weil manchem
Kunstfreund dergleichen äußerliche Anhaltpunkte willkommen sind.
Ich beendige meine Wanderungen durch die Werkstätten nor-
discher Künstler in Ron, in der Via della Fontanella bei den
beiden Engländern Wyatt und Gibson.
Wyatt scheint das Studium der weiblichen Gestalt mit
Vorliebe verfolgt zu haben; die Mehrzahl der bei ihm ausge-
stellten Arbeiten spricht dafür. Er hat es mit seinem Schön-
heitssinn und frei von der an dieser Stelle so gewöhnlichen und
scheinbar unvermeidlichen Reizsucht gethan, soweit dieß nämlich
unfern Sitten und Gewohnheiten gegenüber (in Vergleich mit
denen der alten Völker) möglich ist. Eine Nymphe, die ins
Bad steigt, in der Rechten ein Gewand, womit sie sich verschämt
bedeckt, mit der Linken die Aengstlichkeit aussprechend, mit welcher
sie dem Element sich anvertraut, ward ausgeführt für den Herzog
von Leuchtcnberg in Petersburg; ein Hirt, mit einem Schaffell
leicht bekleidet, für den Herzog von Sattarell; die Nymphe Ino,
welche dein unersättlichen kleinen Bacchus das Trinken verwehrt,
für Sir Robert Peel; eine Nymphe mit einem Blumenkranz in
Händen, eine äußerst anmuthige, stehende Gestalt für Marquis
Westminsterz eine Nymphe, die aus dem Bade steigt, gleichfalls
wie die obengenannte sich bedeckend, für Mr. Wild in London.
Eine sehr schöne Gruppe von drei Figuren, Telemach mit der
Nymphe Eucharis, weiche aus Amors Zureden sich ihm vertrau-
lich genähert, ihn leise umfaßt und seinen Worten sich neigt;
ich weiß nicht für wen; Flora und Zephyr für Lord Wenlock;
eine Nymphe der Diana, die einem Hund den eingetretenen
Dorn auszieht, für den König von Neapel; Penelope mit dem
Bogen des Ulysses, die Rechte auf der Brust, gedankenvoll zu
dem treuen Hund niederblickend, für die Königin von England
auf Windsor-Schloß; eine Nymphe, die sich entkleidet, für Lord
Grey; eine kleine Hirtin, neben ihrer Gais sitzend, für Sir
Steward; eine Hebe, halbbekleidete edle Figur, für Lord Grey;
die halberwachsenen Knaben dcs Lord Wenlock, der eine sitzt auf
einem Baumstamm; die Nymphe Musidora aus Thomson- Jahres-
zeiten für den Herzog von Devonshire; das Motiv ist, daß sie
sich baden will, allein fürchtet gesehen zu werden; eine stehende
Bacchantin mit der wcingefülltcn Schale, das leichte Gewand
ist von der Schulter herabgefallen ans einen nebenstehenden
Baumstamm. Die Bestimmung dieser Figur, sowie eines kleinen
sehr liebliche» Amor, ist mir unbekannt geblieben. Auch ist mit
dieser Aufzählung die Summe der Thätigkeit dieses ausgezeich-
neten Künstlers nicht erschöpft.
Bei Gibson, der ein energisches Talent zur Verfügung
hat, und mit Ernst und Begeisterung das klar erkannte hohe
Ziel der Kunst verfolgt, sah ich eine dem Meer entsteigende
Aurora, anögesührt für Lord Townscnd in London; Psyche von
Zephyren getragen, für den Herzog von Leuchtenberg und für deit
Fürsten Torlonia in Rom; die Bildnißstatue der Miß Mnrrey,
eine feinbewegte schöne Gestalt mit einem Epheukranz im Haar,
die Hände leicht übereinander geschlagen, in der einen das Ge-
wand, in der andern Blumen; eine verwundete Amazone, für
Marquis Westminster; die irdische Liebe im Kampf mit der
himmlischen, Relief in Medaillonform, für Lady Davy; ein Amor
als Hirt verkleidet verlangt Einlaß, für Rußland, London,
Amerika und sonst; Amor von Venus geliebkost, für Lord
Aberkom, Relief; Venus mit dem Apfel des Paris, das vom
Arm herabhängende Gewand bedeckt einen Theil des Körpers,
für Jos. Reel in London; eine Gruppe von Hylas und den
Nymphen, fürLondon; Psyche auf dem Ruhebett, Amor zu ihren
Häupten, Relief; Flora als blumenspendender Frühling — beide
von ungewisser Bestimmung; deßglcichen die ausnehmend natur-
wahre Gestalt eines Narciffns, der mit unterschlagenem Bein,
auf den linken Arm gestützt, nach seinem Spiegelbild in der
Quelle niederblickt; Amor von Venns gescholten, weil er sich
ans Glück hängt. Dann sah ich noch das Modell zur Statue
der Königin Victoria von England, welche für London ausgeführt
wird; mit Gesetzbuch und Preiskrone ist der oberste Begriff des
königlichen Berufes ausgesprochen, mit der antik gehaltenen Be-
kleidung den Anforderungen der Schönheit genügt, mit sprechen-
der Aehnlichkeit der Verpflichtung der besonder» Aufgabe; durch
reinen Styl und edel» Geschmack in Haltung, Bewegung und
Formengebung hat Gibson dieser seiner neuesten Statue einen
Ehrenplatz unter seinen mehr der idealen als der wirklichen
Welt angehörigen Werken angewiesen. es.
Nekrolog.
II. Hallmanii.
(Fortsetzung.)
Nachdem Hallmann diese Arbeit vollendet und etwa vier
Jahre in Rom zugebracht hatte, sehnte er sich wieder hinaus
nach Deutschland, ihm konnte die elegische Stimmung der alten
Cäsarenstadt nicht lange behagen, sein frischer Geist verlangte
nach einem Kampfplatze sür Thaten, nur in Bewegung war er
glücklich; daher reiste er ab und zwar zuerst wieder nach München,
wo ihn Gärtner mit der praktischen Leitung einiger Bauten
beschäftigte. Für die Prosa dieser Tagcsarbeit erquickte er sein
Her; und seinen Geist oft durch treffliche Gedichte, welche von
wahrer Begeisterung, hoher Anschauung und Kraft stets Zeugniß
geben. Zu den in Freundeskreisen bekanntesten gehört das,
welches er am Wagnerfeste zu Ehren des Gefeierten dichtete,
als dessen Walhallafries in München ankam, und ein außerordent-
lich frisches und kräftiges Gedicht zur Cervarotonr in Rom.
Gedruckt sind diese Sachen nicht, aber cs wäre zu wünschen,
daß Hallmanns Bruder, welcher mit dem Verstorbenen in sehr
innigem Bezüge und engem Seelenverhältniß stand, die vielen
guten Gedichte, wie auch andere Schriften, welche sich noch in
seinem Nachlaß finden müssen, nicht mit dem Meister selbst ins
Grab sinken ließe! Hallmanns zweiter Aufenthalt in München
währte etwa nur ein Jahr, dann reiste er wieder hinaus, um
seinem regen Geiste einen festen Halt, sich selbst eine angemessene
Stellung in der Welt zu verschaffen. Mit den besten Empfehlun-
gen von Gärtner und Klenze ging er zu diesem Zwecke nach
Petersburg, wurde auch von Monferrant sehr freundlich
ausgenommen und mit Arbeiten überhäuft. Geld genug hat er,
seinen eigenen Versicherungen nach, dort verdient; aber die Art
und Weise sagte ihm nicht zu, seine Zeichnungen, namentlich zur
Dekoration der Jsaakskirche gefielen; allein cs schien, als wurde
sein Name nicht genug dabei genannt, auch wollte sich sein
stolzer Nacken nicht unter jede Art von Dienstverhältniß beugen;