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Maria mit dem Kinde, durch Engel gekrönt, von L. Kranach,

die Geburt Christi und

die Kreuztragung, beide von Hans Baldurig Grien,
sowie mehrere im ersten Drittel des Iliten Jahrhunderts gefer-
tigte Gemälde verschiedener deutscher Meister ans dem Besitz-
thum des Kardinals Albrecht herrühren, wie wahrscheinlich ist,
dürfte jedoch mit Sicherheit nicht mehr zn ermitteln sehn.

Hans Sebald Bchai».

26) Das in der Aschaffenburger Bibliothek befindliche Gebet-
buch Albrechts. Manuskript auf Pergament in gr. 8 1 1 2 Auf
dem ersten Blatte die Wappen des Kardinals mit seiner eignen
Handschrift: A. D. 1531 cöplctü cst p'ns opus sabbato post
invocavit. Alb“ Card, mog* manu ppria sst. Außerdem
5 Blatt große höchst vollendete Gemälde: die Beichte, die Buße,
der Anfang und das Ende einer Meffe durch einen Bischof und
die Kommunion von H. S. Beham und das Abendmahl von
Nikolaus Glockendon.

27) Im königl. Museum zu Paris befand sich nach der
Restauration ein von H. S. Beham mit außerordentlicher Kunst-
fertigkeit ausgeführtes miniaturartiges Oelgcmälde in der Form
eine« Tisches. Leider ist dasselbe seit einigen Jahren aus dem
Museum wieder entfernt worden und fällt wahrscheinlich in einem
der Magazine des Louvre der Vergessenheit anheim.

Dieser Tisch, von 4 Fuß 1 Va Zoll Höhe und beinahe gleicher
Breite, ist durch vier von den Ecken auslaufenden, mit Kronen
und den Wappen des Kardinals Albrecht verzierten Lanzen, in
vier Dreiecke getheilt. Vier von goldnen Sphinren getragene
Schrifttafeln enthalten auf den Stifter des Werks bezügliche
lateinische Distichen. Ebensoviele Gemälde stellen 1) David als
Sieger Goliaths, 2) David und Bathseba im Bade, 3) den Tod
des Urias und 4) David mit dem Propheten Nathan dar. Der
Künstler hat außer seinem Monogramn, sein eignes Bildniß in
ganzer Figur, in der Rechten einen Zirkel haltend, und die
Jahrszahl 1534 beigefügt. Wahrscheinlich ist diese köstliche Tafel,
das einzige bisher bekannte Werk Behams in Oelfarben, welches
den Künstler von einer neuen und höchst meisterhaften Seite
zeigt, während der Revolution aus Mainz nach Paris gelangt
und bei der Rückerstattung der geraubten Kunstwerke im Jahr
1815 vergessen worden.

Nikolaus Glockendon.

Von diesem ausgezeichneten Nürnberger Jlluministen werden
folgende zwei Werke ebenfalls in der Aschaffenbnrger Bibliothek
aufbewahrt:

28) Ein Miffale in gr. Fol. Auf der äußern Seite des
Deckels, Albrechts Bildniß nach dem Dürer'schen Stiche Nr. 2
auf einer 2 Zoll hohen und 1'/, Zoll breiten Silberplattc. Vorne
ein Kalender mit trefflichen Randgemälden, die ländlichen Ver-
richtungen in den 12 Monaten des Jahrs darstellend, niit reichen
Arabesken umgeben. Außerdem 23 blattgroße Miniaturen nach
M. Schön, K. Krug (?), Dürer und Kranach und 116 kleinere
Bilder in den Anfangsbuchstaben. Auf dem zehnten Blatte
erscheint Albrecht, von seinem Hofstaate umgeben, bei einer
Prozession. Unter den knienden Zuschauern bemerkt man eine
Frau mit einem Kinde, vielleicht abermals die Rüdinger dar-
stellend. Auf dem letzten Blatte steht:

leb Niklas Glockendon zu Nurenberg hab disses Bhuch
illuminiert vnd vollen! im jar 1524.

1 Hinsichtlich dieses Werks, sowie der unter Nr. 28 nnd 29
angeführten Miniaturenwcrkc. wird auf Merkcl's Vcschrcibniig
der Miniature,, in der Hofbibl iothek zu Aschaffcnbnrg.
1836. 4. und auf Waagen'? Künstler und Kunstwerke in
Franken. Leipzig 18-13. S. 382 hingewiescii.

- Dürer 1 erwähnt dieses Kunstwerks in einen, Schreiben vom

j Monat September 1523, worin er u. A. dem Kardinal Albrecht
meldet, daß er erhaltenem Befehl zufolge „mit dem Jlluministen
Niklas Glockenthan des Mespuchs halben gehandelt, aber er Hatz
noch nicht gefertigt nnd sagett mir er hett noch sieben großer
! Materien mit sambt sieben der grösten Buchstaben zu machen.
Awch wolt er mir kein Zeit stimmen, wen sy fertig sötten wer-
den. Sagett wo man im „it weiter gelt wolt schicken, so müst
er aws Nott Narung halben E. G. arbeit ligcn lassen und
andre arweit machen dan er hett kein zernng im Haws, hab
dorauf weiter nit mit Im künnen handeln, dan des Ich In
auf das höchst gepetten, er wölle awf des fürdcrlichst doran
machen ,c." Durch Neudörffer " erfahren wir, daß Glockendon
560 st. für das Jlluminiren dieses Miffale erhalten. Der Kar-
dinal muß ungeachtet seiner zerrütteten Finanzzustände dennoch
bald Mittel zur Befriedigung des Künstlers gefunden haben,
weil das Werk obiger Schlußschrift zufolge im folgenden Jahr
als vollendet erscheint.

29) Ein Gebetbuch in gr. 8. mit 10 ebenfalls ausgezeich-
neten Miniaturen von Glockendon's eigner Erfindung. Auf der
inneren Seite des Buchdeckels ist der unter Nr. 1 aufgeführte
Dürer'sche Kupferstich, wahrscheinlich von Glockendon illuminirt,
aufgeklebt. Auf der ersten Seite befindet sich, wie in de», Beham'-
schen Gebetbuch, Albrechts eigene Handschrift.

30) Ein in der Stiftskirche zu Aschaffenburg befindliches,
von Merkel nicht beschriebenes Missale, ist zwar an Minia-
turen nicht so reich wie die vorerwähnten Werke, jedoch von
nicht geringerem Kunstwerthe. Dasselbe ist 13 Zoll 2 Linien
hoch, 9 Zoll 10 Linien breit und noch mit dem ursprünglichen
Einbande von schwarzem Moor mit einfach silbernen Beschlägen
versehen. Auf der innern Seite des Deckels ist das Wappen des
Kardinals miniaturartig ausgeführt, mit dessen Namen, Titel
und der Jahrszahl 1533 versehen, eingeklebt. Unter dem Wappen
befindet sich die Devise: Vivat post funera virtus. Dieses Werk
enthält nur ein, die Dreifaltigkeit darstellendes blattgroßes Ge-
mälde, jedoch eins der ausgezeichnetsten Werke Glockendons.
Gott Vater aus Wolke» sitzend, hält ein großes Kruzifir. Oben
der h. Geist und unten eine reiche vorzüglich auSgeführte Land-
schaft. In dem IVz Zoll breiten Rande des Gemäldes sind die
Wappen des Kardinals angebracht. Außerdem ist dieses Missale
mit einer Menge vorzüglich behandelter Initialen und Rand-
zeichnungcn versehen. Zu diese», Missale gehören noch zwei
Chorbüchcr in gleichen Einbänden, jedoch ohne bildlichen Schmuck.

31) Außerdem ist in derselben Kirche ein de», vorerwähnten
Missale an Größe gleichkommeudes Passivnale vorhanden.
Vier blattgroße Gemälde stellen Judas Verrath, ein Ecce Homo,
die Kreuzigung und Christus in der Vorhöllc dar. Die Ein-
fassungen sind wie in de», Missale mit den Wappen Albrechts
versehen. Die Ausführung dieser Blätter nach Kranach'schcn
Vorbildern ist geistlos und vcrräth einen handwerksmäßigen
Gchülfe» Glockendon's.

Ob ein in der königl. Bibliothek zu Berlin von Albrecht
Glockendon, dem Bruder des vorgenannten Künstlers, im
Jahr 1526 mit Gemälden geschmückter Kalender einst Besitzthum
des Kardinals gewesen, bleibt beim Mangel näherer Nachrichten
zweifelhaft.

Nikolaus Glockendon hatte 12 Söhne, „die zog er alle
auf zu Künsten," wie Neudörffer sagt. Er starb 1560.

(Schluß folgt.)

1 Nelisiiiiei, von Dürer, S. 53.

2 Neudörffer, Nachrichle» von Nürnberger Künstlern ,c. Nürn-
berg 1828, S. 42.
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