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''VS22® 80

crscheint, so leuchtet ein, daß der Ausdruck Von Anfang an ter-
minus Icclmicns war, daß der Name in Rom nicht entstand,
als der Catvnische Bau seine Pracht entfaltete, sondern daß der
Name schon mit dem Plane und Entwürfe des Gebäudes nach
Rom wandeln mußte. Stoßt sich aber der Vers, daran, daß die
Athenische Halle ßaöllsioq und nicht ßadiXivitj heißt, so mag er
bedenken, daß die Römer wohl diese Adjektiva mit basibcus,
nicht aber mit basilius übersetzen. Wurde dagegen von Athen
die Konstruktion des Baues nach Rom übertragen, so ist es nicht
zu verwundern, wenn hier der daran haftende Name Gattungs-
name für alle spätern ähnlichen Baue wurde, so wenig auch ein
Basileus darin seinen Sitz hatte. Die Uebcrtragung von einem
ausländischen Muster erklärt hier hinlänglich selbst das Jrratio-
nellc der Benennung.

Hiermit mag diese Beurthcilung geschloffen werden, obwohl
ich bei dem Bestreben, nur die Hauptpunkte sicher zu stellen,
manche Bemerkung über Einzelnes, das der Berichtigung zu
bedürfen schien, absichtlich unterdrückt habe. Daß ich rein pole-
misch verfahren bin, wird der Vers, dem Streben zu gute rech-
nen müssen, Jrrthünier von der Wissenschaft fern zu halten.
Dabei bin ich natürlich weit entfernt, die guten Seiten der vor-
liegenden Schrift verkennen zu wollen. Namentlich ist es immer
ein dankenswcrther Gewinn für die Wissenschaft, daß hier voll-
ständiger als früher das philologische Material zusammengestellt
ist. Mit dieser Hülfe wird ein auf die Anschauung der Monu-
mente gestützter Forscher einzelne Punkte gewiß noch genauer und
fester zu bestimmen im Stande seyn. Nur konnte dieß trotz des
redlichsten Strebens und Fleißes dem Vers, nicht gelingen, da
ihm durch den Mangel eigner Anschauung die ersten und wich-
tigsten Grundsteine des ganzen Baues verrückt wurden.

Rom, im Oktober 1847.

F. H. Brunn.

Urkundliches zur italienischen Kunst-
geschichte. 1

1. Vitale Maltain, Lapomaestro der Vauhütte des Doms
ZU «Srvieto, 1350.

Am 15. Juni 1350 wurde Vitale, der Sohn Lorenzo
Maitani's, des berühmten Erbauers des Orvietoner Doms,
zum Chef der Bauhütte ernannt. Vier Tage darauf ward er in
dieß Amt eingeführt, worüber in dem Archivio delle Kiforma-
gioni erwähnter Stadt folgende Nachricht sich findet:

„Gelachino di Bannt (de' Monaldeschi dell' Aquila) und
Ser Neöcio di Maestro Lippi, Aufseher des Baues der Kirche
Sta. Maria, führten den Maestro Vitale, des Maestro Lorenzo
Sohn, als obersten Meister besagten Baues in die Bauhütte ein
und wiesen ihm daselbst sein Amt an, in Gegenwart der dort
zum Behuf der Arbeit versammelten Meister, welche Meister vor
den Privrew und Aufsehern besagtem Vitale, als dem durch die

■ ‘ Den Lesern des Kunstblatts glaube ich einen Dienst zn er-
weise», indem ich kleinere urkundliche Beiträge znr italienischen
Kunstgeschichte, welche in Werken oder Zeitschriften, die nicht speziell
artistischen Inhalts sind, oder mir inedirt zngehcn, hier in bunter
Reihe zusammenstclle. Die knnsthistorische Literatur an sich ist schon
ausgedehnt genug: an ander,» Orte gar erscheinend, wo Niemand
sic sucht, würden solche Notizen und Dokumente so zn sagen ver-
loren seyn. Und dieß wäre doch sicherlich schade! Kurze Erläuterun-
gen mögen zur »öthigen Verständigung dienen.

Florenz, im Februar 1848. N-umont.

Gemeinde ernannten und gesetzten obersten Meister über daS
Werk, den Eid treuen Gehorsams leisteten."

Diese Notiz, mitgctheilt von F. A. Gualterio in der
Cronaca inedita dcgli avvenimenti d’Orvieto di Francesco
Montemartc Conte di Corbaro (Turin, 1646. Band II, S.
172, 173), scheint dem Pater della Balle unbekannt geblie-
ben zu seyn; wenigstens kann ich sie in der Storia dcl Duomo
d’Orvieto nicht finden. Dagegen hat er (S. 274) die Nachricht,
daß Niccolö und Vitale, Lorenzo's Söhne, beim Tode des
Vaters (1330) auf sechs Monate zu Capomaestri ernannt wurden,
Maestro Meo von Orvteto, damals wegen Mordes verbannt,
mit ihnen auf zehn Jahre. Man möchte daraus den Schluß
ziehen, daß die Ernennung der jünger» Maitani damals nur aus
dankbarer Erinnerung an den von den Orvietanern verehrten
und betrauerten Vater erfolgte, in dessen Grabschrift es heißt,
er sey »post diuünos in codein (i. e. opere) impensos labo-
res ab Urbevctana republica praemiis abunde cumulatus«
gestorben. Das Gehalt des Capomaestrv betrug damals 10 Soldi
für den Tag. — Durch d ella Balle weiß man schon, daß
Lorenzo seine Familie aus Siena nach Oevieto zog, wo sie
gegen 1432 mit Margherita Maitani erlosch. Aus einer bei
Gualterio (a. a. O. Band II, S. 22) gegebenen urkundlichen
Notiz vom 21. Mai und 11. Juli 1337 ersteht man, daß die
unter der Herrschaft Ermanno Monaldeschi's errichtete Brücke
Sta. Jlluminata über die Paglia, welche nicht weit von Orvieto
in die Tiber strömt, von Maestro Ambrogio di Maestro Mai-
tano, und Vitale und Antonio di Maestro Lorenzo, Bruder
und Söhnen des berühmten Architekten, gebaut ward. Von dem
genannten Jahre (24. Mai) ist die Verordnung in Betreff der
Prozession mit der Reliquie von Bolscna, deren Schrein vielleicht
das kostbarste Goldschmiedcwerk des Mittelalters ist. (Vgl. Gual-
terio a. a. O. — Della Balle a. a. O. S. 110, 277 ff.)

Nachrichten vom März.

Preisdrwerbung.

Paris. Der Direktor der schönen Künste, I. Garraud, hat
einen Preisbewcrberaufruf an die Künstler erlassen,

1) für die Komposition einer symbolischen Figur (Allegorie)
der Republik; es bedarf nur einer einzigen Gestatt: Stellung. Bei-
gabe und Merkmale sind dem Geschmack des Bewerbers überlassen.
Die gcmatlc Skizze, deren Höhe nicht über ein Blakt von 65 Cen-
timeter gehen darf, werden von, t. bis 5. April in der Schule der
schönen Künste ausgestellt werden. Die Ausstellung wird vom 5.
bis 8. April dauern. Sogleich hernach wird das von dem Minister
des Innern ernannte Preisgericht diejenigen drei Skizzen answählen,
welche im Große» auszuführcn sind:

2) für eine Skulptur, welche die Gestalt der französischen Re-
publik darstellt, n»d

3) für eine Medaille zum Andenken der Revolution vom Jahr
1848 und der Gründung der französische» Republik.

Die Skizzen für die Skulptur dürfen das Maß von 50 Centi-
metcr, das Modell dkH Medaille dasjenige von 72 Millimeter nicht
überschreiten. Der Zeitpunkt für deren Ausstellung wird später an-
beranmt werden.

Nach einer späteren Bekanntmachung der Direktion der schönen
Künste ist die Ausstellung der Modelle für Skulptur und Medaille
auf den 20. April festgesetzt. Die Modelle der Medaille, in Gips,
sind auf 20 Centimcter angegeben. Die Ausstellung sämmtlicher
Modelle wird am 25. April eröffnet, am 3«. April Abends geschlos-
sen werde». Die ansgestellten Werke tragen keinen Namen, sondern
ein Zeichen oder Motto. Die Namen der gekrönte» Werke werden
erst am Schluffe des Preisgerichts entziffert. Das Preisgericht wird
aus Staatsmännern, Malern, Bildhauern. Medailleurs und Litera-
ten unter dem Vorsitze des Minister des Innern zusammengesetzt, und
ihre Namen werden erst mit der Eröffnung der Entscheidung über
die Prcisarbciten bekannt gemacht.

Unter Mitwirkung von Dr. Ernst Förster in München und Dr. Franz Kugler in Berlin, und unter Verantwortlichkeit der

I. G. Cotta'scheu Buchhandlung.
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