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das ganze Bild hervorgegangen sey, ein solcher Zusammenhang ,
findet zwischen allen Theilen des Bildes statt, und wirklich scheint j
das schöne Landmädchen so das Centralgestirn des bildlichen Ge- !
dankens zu seyn, daß alles Nebrige fich nur auf fie bezieht.
Richter malte nun für den sächstschen Kunstverein eine zweite
Anstcht von Rocca di mezzo und sodann eine Gegend bei Pale-
strina. Hierauf folgen 1830 Ansichten von Bajä und ein Erntezug
italienischer Landleute. Die gegenwärtigen Besitzer dieser Ge-
mälde wissen wir nicht anzugebcn. 1834 ein Ave Maria am Fuß
des Monte Serone, eine Osteria bei Tivoli und der Brunnen
bei Grotta Ferrata waren die Gegenstände, welche ihn bis zum
folgenden Jahre beschäftigten. 1835 führte Richter ein Bild
aus der Campagna di Roma für Herrn v. Breterlow aus.

Richter hatte untcrdcß in Meißen bei der dortigen Zeichnen-
schule eine kleine Anstellung erhalten. Seine Beschäftigung mit
Bildern aus Italien weckte eine so tiefe Sehnsucht nach der
Heimath der Künste, daß dicß Verlangen fast zur Krankheit
wurde. Er und mehrere gleichgesinnte Freunde faßten den Ent-
schluß, nach Italien zurückzukehren und Richter wanderte voraus,
in der Absicht, die Gefährten in Böhmen zu erwarten. Auch
hier benutzte er seine Zeit bestens und indem er die schöngeform-
ten , waldreichen Gebirge und die üppig fruchtbaren Thäler dieses
gesegneten Landes in allen Richtungen durchstreifte, füllten sich
seine Studienbücher mit vorzüglichen Entwürfen. Statt seiner
Freunde trafen Entschuldigungen von ihnen ein, daß sic durch
unüberwindliche Hindernisse abgehaltcn würden, ihm zu folgen.
Richter gab es auf, Italien wiederzusehen, und hatte sich mit der
nordischdeurschen Natur versöhnt und ihre Frische liebgewonnen.

In dieser schönen Stimmung malte er eine Gegend bei Außig
und bald darauf, 1837, ein großes Bild mit dem Schreckenstcin,
welches sich in meiner Sammlung befindet. Der hohe, von altem
Gemäuer gekrönte Schreckcnstein erhebt sein stolzes Haupt, welches
noch vom Licht der Sonne glänzt, die hinter waldige Berge
hinabsank und den Thalbewohnern verschwand. Am Fuß des
schroffen Felsen breitet sich hier die Elbe wie ein stiller See aus
und ein alter Schiffer fährt Menschen von höchst verschiedener
Sinnesart in seinem Kahne an das jenseitige Ufer hinüber; ein
Kind, welches mit einem grünen Zweige im Wasser harmlos
spielt, ein ländliches, in stumme Seligkeit versunkenes Braut-
paar, das einen greisigen Harfner wohl kaum vernimmt, der
alte Volkslieder singt, und einen jungen Mann, der nachdenklich
zuhört, indeß sein Reisegefährte, welcher ein wandernder Künstler
zu sepn scheint, zu den Ruinen mit einem Ausdruck romantischen
Schmerzes über die verlorne Heldenzeit hinabblickt, und den sein
Herz, aller Mühseligkeit vergessend, zum Ritter schlägt. Auch ist
ein Mädchen im Kahn, das ruhig neben ihrem Graskorbe steht,
mit großen Augen in die Welt hineinblickt und sich um nichts
kümmert, was um und neben ihr vergeht, weil sie sich selbst
und Andere noch nicht versteht.

Für Herrn Staatsrath Schweizer malte Richter 1838 einen
heißen Mittag, an welchem sich Pilger im Schatten eines mäch-
tigen Baumes um einen Brunnen gelagert haben. 1839 eine
Genovefa in der Waldeinsamkeit, gekauft vom sächsischen Kunst-
verein. Für denselben Verein ward von Richter der Dorfmusikant
gemalt. Feierabend der Schnitter, gestochen von Witthöf, ward
1840 vollendet; es befindet fich dieß schöne, sinnvolle Bild in
meiner Sammlung. 1845 Mondscheinnacht, in der Sammlung
des Herrn Prof. Bendemann. 1846 Frühling. Ein Brautzug
kehrt aus der Waldkapelle zurück, in der Nähe ein Meierhof auf
dem Hügel und Aussicht in eine duftige Ferne. Angekauft für
die Stiftung Sr. Ercellenz des Herrn Staatsministers v. Lindenau.

Zwischen den Jahren 1843 und 1845 war Richter viel mit Zeich-
nungen und Holzschnitten beschäftigt. Es ist zu bedauern, daß
die ersten Arbeiten dieser Art in die Hände ausländischer Holz-
schneider fielen, welche den ächt deutschen Künstler nicht verstan-
den und sich sogar Abänderungen der Originalzeichnungcn er-
laubten. Richter hat jetzt eine frühere Lieblingsbeschäftigung
wieder vorgenommen und radirt eine Waldpartie mit Genovefa's
Einsiedelei. Richter radirte schon nach seiner Rückkehr aus Ita-
lien mehrere Folgen Tyrolerlandschaften und italienischer Gegen-
den. Die erster,: Jahrgänge der Bilderchronik des sächsischen
Kunstvereins enthalten viele treffliche Radirungen dieses Meisters.
Seit 1834 ist Richter Professor der königl. Akademie zu Dresden
und Vorstand des Ateliers für Landschaftsmaler. Da Richter
den Kunstkennern durch seine Gemälde nicht bekannt geworden
ist, welche durch eine sorgfältige Zeichnung und frische Färbung
Auge und Gemüth erfreuen, so wird er es wohl durch das, was
ich von ihm sage, nicht werden; indeß glaubte ich es dem wackern
Manne und Künstler schuldig zu seyn, seiner zu gedenken. Machen
Sie nun mit diesen Nachrichten was Ihnen gut dünkt und seyn
Sie versichert, daß ich mit Hochachtung verbleibe Ihr ergeben-
ster Diener

Dresden, den 24. August 1848.

F. v. Quandt.

Nachrichten vom -Oktober.

Akademien und Vereine.

Paris. In der öffentlicheu Sitzung der Akademie der schönen
Künste, in welcher Horace Vernet den Vorsitz führte, las Naout
Röchelte den Bericht über die Sendung der französische» Pensionäre
in Nom. Unter den Arbeiten derselben zeichnet sich die Statue der
Penelope von Cavelier und das Vlld „der ungerechte Reiche" von
Biennoury ans. Ein junger Architekt, Vitenr, ebenfalls Pensionär,
ist in Griechenland gestorben. Den ersten große» Preis für die Malerei
hat Niemand erhalten, den zweiten L. Noguet; in der Architektur
erhielt den erste» großen Preis I. L. C. Garnier, in der Medail-
len- und Steinschneiderei L. F. Ehaband, in der Kupferstecherknnst
I. M. Devaur, in der Musik I. L. Dupratto. Nach der Preis-
vertheilnng verlas der Sekretär eine Notiz über das Leben und die Werke
des berühmten Medailleurs Galle, der von einem einfachen Handwer-
ker sich zu der Stufe eines der ersten Künstler einporgeschwnngen hatte.

Zu der Preisanfgabc für die allegorische Darstellung der fran-
zösischen Republik, welche im April gegeben worden, waren über
60V Skizzen eingcgangen, ans denen man 20, als die besten, ge-
wählt hatte. Diese waren den Künstlern zurückgegeben worden, nm
sie als Grundlage zu einem Bilde genaner auszuführen. Diese 20
Kompositionen sind nun gegenwärtig in der Akademie der schönen
Künste ausgestellt. Das Urtheil Dciöclnze'S, als des kompeten-
testen KuustrichlcrS, über sie lautet nicht günstig. „Sic sind," sagt
er, „im Allgemeinen sehr kalt, und der symbolische Charakter, den
man ihnen zu geben gesucht hat, gibt ihnen ein Ansehen von icbus
und Charaden, das mit dem ernsten Charakter dck Gegenstandes sich
sehr schlecht verträgt." Unter den Künstlern sind mehrere bekannte
Namen, wie Papety und Diaz; Flandrin hat seine Skizze zu-
rückgenommett. Jeder der Künstler hat eine Gratifikation von 500 Frs.
brkvmmen, wofür aber die Zeichnungen den, Staat bleiben sollen.
Die besten Arbeiten sollen die von Landclle »nd Diaz seyn. In-
dessen hat die Jury, in dcr auch Horace Vernet, Robert Flenry
n. A., sowie der Herzog v. LuyneS sitzen, erklärt, daß keine dcr
cingesandten Arbeiten des Preises würdig >cy.

Der Direktor der schönen Künste, Charles Blanc in Paris,
hat an den Minister dcS Innern hinsichtlich der den bildenden Kün-
sten Seitens des Staats zu gewährenden Pflege Bericht erstattet und
darin ansgcführt, daß die 500,000 Fr., welche früher ans drn Mitteln
der Civilllste der Kunst zngcflosscn sryen, dirsrr durch die veränderten
politische Verhältnissen nicht entzogen werden dürften, daß aber bis
zur künftige» Hebung deS öffentlichen Wohlstands cs an dieser
Unterstützung vorerst zu genügen hätte.

Unter Mitwirkung von Dr. Ernst Förster in München und vr. Franz Kugler in Berlin, und unter Verantwortlichkeit der

I. G. Cotta'schcn Buchhandlung.
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