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Bon Schnitzwerken erscheint mir der Erwähnung Werth:
Ein Holztäfelchen, worin in feinster Arbeit die Kreuzigung und
darüber klein die Krönung Maria geschnitzt ist. Umher das
schärfste und zierlichste Geriemsel. Etwa um 1300 anzusetzen.

iDie Verkündigung, eine erhobene Arbeit des löten Jahr-
hunderts, nicht fein, aber von scharfer und tüchtiger Arbeit.

Kunstgeschichte.

Denkmäler bildender Kunst in Lübeck,
gez. und herausgcg. von C. I. Milde, Maler, und
begleitet mit erläuterndem historischem Tert von vr.
Ernst Deecke. 2tes Heft enthält: Glasmalereien
und Ziegelfußböven. Lübeck 1847. Auf Kosten des
Herausgebers. 1 Fol.

lieber das schon vor fünf Jahren erschienene erste Heft dieses
schönen Unternehmens habe ich in Nr. 8l des Kunstblattes vom
Jahr 1843 berichtet. Jenes enthielt Darstellungen äußerst merk-
würdiger in Bronze gravirter Grabplatten, theils in verkleiner-
ten Darstellungen, theils Abdrücke einzelner Theile, durch Formen
bewirkt, die unmittelbar über das Original genommen waren.
Der Inhalt des neuen Heftes ist in der Ueberschrift bezeichnet.
Vorzüglich wichtig sind die hier mitgetheilten Glasmalereien.
Diese gehören sämmtlich denjenigen Glasmalereien an, welche
die in neuerer Zeit abgetragene Burgkirche zu Lübeck schmückten
und sich nun, sorgfältig wieder zusammengesetzt und ergänzt, in
den Fenstern der dortigen Marienkirche befinden. Auf zwei Ta-
feln werden uns die Darstellungen von sechs Fenstern in ihrer
Gesammtkomposition und in kleiner Umrißzeichnung vorgeführt;
zwei andere Tafeln bringen uns einzelne Darstellungen im grö-
ßeren Maßsiabe und nach dem Muster der Originale kolorirt.
Der Inhalt der Darstellungen sind legendarische Scenen, aus
den Legenden des h. Petrus, des h. Hieronymus, der Auffindung
des h. Kreuzes, der h. Maria Magdalena :c.; Band und Rankcu-
gewinde bilden den ornamentistischen Einschluß der einzelnen
Scenen und vereinigen die Darstellungen jedes einzelnen Fensters
zu einem teppichartigen Ganzen. Der Tert sucht es wahrschein-
lich zu machen, daß der Meister dieser Arbeiten der aus dem
Florentiner Gebiet herstammende Francesco, Sohn des Domenico
Livi von Gambaffo sey, dem sich neuerlich die Aufmerksamkeit
der Kunstforschcr zugewandt hat, der seit früher Jugend in Lübeck
gewohnt hatte, 1436 auf besondere Aufforderung nach Florenz
ging und die Glasmalereien für die Fenster des dortigen Domes
lieferte. Ich bedaure, von dem stylistischcn Charakter der letzteren
keine Erinnerung zu besitzen und daher nicht entscheiden zu kön-
nen, inwiefern sie mit den hier mitgetheilten Lübecker Arbeiten
übereinstimmen. Jedenfalls gehören diese ebenfalls dem Anfänge
des löten Jahrhunderts an; ihr Charakter ist übrigens völlig
deutsch und zwar haben sie, soweit nach diesen kleinen Abbildun-
gen zu urtheilen ist, große Ucbereinstimmung mit den späteren
Werken der Kölnischen Malerschule, namentlich mit den aller-
dings nicht häufigen Glasmalereien derselben, welche der ange-
deuteten Epoche angchören. In ihrer künstlerischen Durchbildung,
nach Maßgabe der Stylgesetze dieser Zeit, ist ihnen eine hohe
Vollendung nicht abzusprechen, sowohl in Betreff des Lebenö-
gefühls und der Würde der einzelnen Gestalten und der sprechen-
den Anordnung der einzelnen Kompositionen, als in Rücksicht
auf den schönen ornamentistischen Rhythmus, der diese zum

1 Zu beziehen von Joh. Ang. Meißner's Verlagsbuchhandlung
in Hamburg.

l größeren Ganzen verbindet und auf den die Glasmalerei bei der
Ausfüllung großräumiger Fenster immer wird zurückkehren müssen.
Ja, soweit wenigstens meine Kunde von der Glasmalerei des
! deutschen Mittelalters reicht, bin ich sehr geneigt, diese Arbeiten
für die vorzüglichsten unter den erhaltenen Werken ihrer Gattung
zu bezeichnen. Wir sind also im Interesse der vaterländischen
Kunstgeschichte dem Herausgeber für seine Mittheilungen zum
lebhaftesten Danke verpflichtet. — Eine fünfte Tafel bringt uns
im Farbendruck eine Anzahl Muster von den Ziegelmosaiken
dortiger alter Fußböden, und zwar aus Theilen des dortigen
Burgklofters und der Katharinenkirche, sowie eine ähnliche Probe
aus dem alten Rathhaussaale zu Lüneburg. Die geschmackvolle
Anordnung in diesen Mustern steht der in den ähnlichen Arbei-
ten italienischer Kunst, die uns neuerdings anderweitig vorge-
führt sind, nicht nach. F. Knglcu.

Neuer Kupferstich.

Die heilige Familie, nach dem Bilde von
Raphael Sanzio von Urbino in der kaiserl. Eremitage
in St. Petersburg, gezeichnet und gestochen von A.
Pi sch tsch alkin, Pensionär der kaiserl. Akademie in
Rom. Daö Original 29 englische Zoll hoch, 22 Zoll
breit. Der Stich 12'// hoch, 10" breit.

Ein schöner und wohlgelungener, in Zeichnung, Haltung
und Durchführung vcrstandcner und gefühlter Kupferstich, nach
einem wenig gekannten Bilde des großen Meisters, das ehemals
in der Sammlung Crozat in Paris war 1 und sich jetzt im Besitz
j des Kaisers von Rußland befindet. Das Original gehört zu den
vielen h. Familien, die zum Theil von Raphael selbst, zum Theil,
vielleicht auch mit Mithülfe eines Freundes, und in der letzten
Zeit seines Wirkens in Rom, auch ohne seine unmittelbare Hand-
anlegung, nach seinen Entwürfen und mehr oder weniger aus-
geführtcn Zeichnungen vollendet wurden. Die hier besprochene
scheint in die Florentinische Zeit zu fallen, wo ihm auch schon
seine Kunstgenossen, wie z. B. Ghirlandajo an der Giardiniera
und andern Bildern halfen und diese zum Theil auch wohl ganz
vollendeten. Unser Bild soll beinahe ganz übermalt nach Ruß-
I land gekommen und dort von geschickter Hand gereinigt und als
ein schönes Raphaelisches Bild erkannt worden seyn. Der Geist
seines Vortrags in Form und Ausdruck spricht sich auch in dem
vorliegenden Blatte aus, das, von dem Stecher selbst gezeichnet
(eine Sache von der höchsten Wichtigkeit, indem die Uebertragung
sonst leicht mechanisch wird), zu den schönsten Hoffnungen berechtigt.
Die Taille ist zart, verständig und gut geführt, und könnte nur
hie und da etwas ökonomischer und weniger dicht seyn, wie denn
hierin Müllers Madonna di Sisto als unerreichtes Vorbild dasteht.

_

Nachrichten vom Oktober.

NUbwerke.

London. Ilrarving-rooin-sornp-bvole. HcrauSgegebcn von
Miß Norton. Der künstlerische Theil wird durch 36 Kupferstiche
vertreten, welche, wie früher, theils Porträte, theils geschichtliche
oder romantische Darstellungen, theils Landschaften und Ansichten
geben. Unter den Porträten finden wir als Titelblatt ein liebliches
Franenbild, das in der Unterschrift als die „Vorsitzende des Schön-
; heitsklubs" bezeichnet wird. Tic übrigen Porträte sind fast sämmt-
Uch Darstellungen wirklich eristircndrr Personen: Miß Meyer, die
! Viscountcß Barrington, die Prinzessin von Capua (früher Miß

' Gestochen von Jakob Chereau. A. d. R.
Register
F. Kugler: Kunstgeschichte: Denkmäler bildender Kunst in Lübeck, gez. und herausg. Von C. J. Milde, Maler, und begleitet mit erläuterndem historischen Text von Dr. Enst Deecke. 2tes Heft enthält: Glasmalereien und Ziegelfußböden. Lübeck 1847. Fol.
 
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