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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 7.1826

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https://doi.org/10.11588/diglit.13084#0419
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Grabe, ohne daß es ihm deßhalb an Ausführung, Kra<r
und Naturtreue gebräche.

Eine Gebirgsgegend in heiterem Mvrgenlicht, mit
schönem Vieh stafflet und von großer Sorgfalt der Aus-
führung erwarb sich mit andern Arbeiten des Hrn. Wa-
genbauer großen und verdienten Bepfall; besonders
scheint dem Künstler der frische Duft zu gelingen, wel-
cher bey klarem Sonnenlicht über jenen Gebirgsgegenden
schwebt; dabey sind seine Thierfiguren von großer Wahr-
heit und schöner Wirkung und nur hie und da möchte
man die Schatten an denselben etwas weniger scharf und
saftiger wünschen.

Hr. Rottmann, welcher sich mehr zu großartiger
Erfindung als zu getreuem Nachbilden der Natur neigt,
hat dießmal zwep Ansichten gegeben. Die eine des Waz-
manns am Königssee war schon früher bekannt; die an-
dere, eine Gegend am Ufer von Genua, hat so viel Aehn-
lichkeit mit den früher« Compositionen des Künstlers,
daß man glauben sollte, die Reise in Italien, auf wel-
cher er gegenwärtig begriffen, scv nicht seine erste. Wir
wünschen, daß die Anschauung jener großartigen und üp-
pigen Natur nicht blos seine Phantasie bereichert, son-
dern auch die an Ausführung des Einzelnen und den
Sinn für einen kräftigen Farbenton der Landschaft in
ihm geweckt und erhöbt haben Möge; denn seine bisheri-
gen Arbeiten waren unseres Bedünkens oft mebr als
geistreiche Skizzen, denn als anögeführte Gemälde zu be-
trachten.

Die Ansicht von Palermo, von Filippo Benucci
aus Rom, und die des Garda-Sees von F. Thöming
aus Dänemark zeigten bcvde, daß der Landschafrmaler
leicht in Gefahr ist, den Hellen und klaren Ton jener
südlichen Gegenden zu sehr ins Grauliche zu spielen; dieß
abgerechnet war vorzüglich die leztere, schön aufgesaßte,
mit vieler Wahrheit und einem bey aller Sorgfalt leich-
ten und angenehmen Pinsel bebandelt.

Außer diesen nennen wir noch die verdienstvollen Land-
schaften von Hei nzman n, C. Dillis, Bür kel, Co-
gels, Sedlmair, Blcnz, Müller von Riga,
Gräfin Poe ei und Frau Hofr. Rein deck in Stuttgart.

Die Architekturmalercv hakte dießmal ein Meister-
werk ausznweiseu, welches leiber nickt im Vaterlande
bleibt, indem es schon vor seiner Vollendung von einem
Kunstfreund in Berlin erworben wurde; wir mevnen
den Dom von Mbeims. von Dvminic O.uaglio.
_5ll weit größerem Maaßstab, als dieser Künstler gewöhn-
lich malt, zeigt uns das Bild eines der prächtigsten
Werke der altdeutschen Baukunst, frey auf einen, großen
Platze sich erhebend, mit reich geschmückter Haupt - und
Nedcnseite. Der heitere Himmel verbreitet ein helles
Tageslicht über den kvlossglen Bau und seine unzählbaren
Pfeiler, Nischen und Scülpturen; und die ihn umge-

benden Häuser und Garten bienen trotz ihrer großartigen
Massen nur den gewaltigen Eindruck seiner Größe zu
erhöhen. Ein dreyfacher Eingang reich mit Bildwerk ge-
schmückt, darüber eine mächtige Rose, bilden das Por-
tal und über ihnen stehet dichtgedrängt in Rii-ben eine
Reihe von Heiligen, Päpsten und Königen, von einem
Walde von Pyramiden überragt. Endlich zu höchst fol-
gen die beyden, mit leichten durchbrochenen Eckthürmchen
geschmückten Glvckenthürme, in welchen alle empvrstreben-
den Linien ihre Befriedigung finden. Die lange Nebenseite
dieser reichen Fayade verhält sich zu ihr, wie ein kräftiger Kör-
per zu dem schönen mit köstlichem Putz geschmückten Haupt,
sie tritt im graulichen Tone zurück und ihr entferntes
Ende gibt uns die Länge des gewaltigen Schiffes zu er-
kennen. Den heiteren Platz vor der Fnoade hat der
Künstler mit mannickfaltigen Gruppen belebt. Die Si-
cherheit »nd Schönheit, womit Hr. Quaglio seine Figu-
ren behandelt, trägt nicht wenig zu der Anmuth seiner
Geniälde bey; jedoch hat er dieses Bild ganz besonders
durch klare Beleuchtung und Durchsichtigkeit der Töne
ausgezeichnet, ein Vorzug, welcher bey architektonischen
Gegenständen, deren Wirkung so sehr vom Sonnenlicht
abhangt, nicht hoch genug in Anschlag gebracht werden-
kann. Daß alle diese unendliche Arbeit von Linien,
Gliedern und Verzierungen mit einer Leichtigkeit des
Pinsels hervorgebracht ist, die fast wie ein Spiel erscheint,
zeigt sich in den meisten Werken unsers Künstlers, und
ohne Ausnahme in den übrigen von ihm ausgestellten
Gemälden, von welchen wir den Prospect der Schwabin-
ger Straße mit einem Theile der Residenz in München
für das vorzüglichste halten. 2» der Ansicht eines Hofs
der ehemaligen Abtei. St. Amand zu Rouen, welche sich
durch die verschiedenen Style der Architectur und die
Mannickfaltigkeit der Scnlpturen und Schnitzwerke merk-
würdig macht, herrscht, wie uns dünkt, ein zu trüber
Ton und zu wenig Sonnenhelle, und etwas zu flüchtig
ansgeführt schien uns die Ansicht deö Hofraumes bey der
K- Schatzkammer in München.

Eine Aussicht der St. Jacobs-Kirche zu Rothenburg
an der Tauber von Gustav Kraus, Aögling der Aka-
demie, schien uns von guter Ausführung und hellem,
klaren Tone, und besser gelungen, als die Aquarcllzeich-
n»ng desselben Künstlers, welche die mannichfaltigen Grup.
pen des gemeinen Volkslebens in, Innern des Bockkel-
lers zwar lebendig und nicht ohne Charakter, aber doch
mit zu wenig Anspruch auf künstlerischen Vortrag dar-
stellt.

Endlich haben wir unter den Gemälden noch zwever
Bilder mit Blumen und Früchten von'Nachtmann
und zwever Geflügelstücke von Schnitzler zu erwähnen.
Bevdc Künstler behaupten, jeder in seinem Fach, einen
vorzüglichen Platz, und eö fehlt ihnen vielleicht nichts
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