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mit der malerischen Tracht einen interessanten, vielleicht
nur zu schmachtenden Ausdruck vereinigt.

Das einzige Pastellgemälde ans der Ausstellung war
das Kniestück Ihrer Majestät der Königin von Kreul,
mit viel Geschick und Anmuth ausgeführt. Unter den
Miniaturbildnissen zeichneten sich ein männliches Brust-
bild von Heizel, mit der gewohnten Meisterschaft die-
ses Künstlers behandelt, und zwey Bildnisse von Mi-
chael Brandmüller aus Wien so vortheilhaft aus,
daß man jenem nur etwas weniger Neigung zu blauen
Mitteltönen, und diesem etwas von Hrn. Heigels bärti-
gem Pinsel zu wünschen brauchte, um etwas ganz Voll-
kommenes zu erhalten.

Eiu männliches Brustbild mit Aquarellfarben auf
Papier gemalt vom königl. Hoftheatermaler Michael
Klotz, worin eine schöne Behandlung sich mit Wahrheit
der Farbe vereinigt, möge diese Reihe von erfreulichen
Bildnissen beschließen, denn es sey fern, aller der mittel-
mäßigen , schlechten und häßlichen zu gedenken, welche
die Geduld des Beschauers hie und da zu sehr in An-
spruch nahmen. Sowohl die Künstler, welche gemalt
hatten, als die Personen, welche gemalt worden, befan-
den sich hier im Angesichte des Publikums in einer miß-
lichen Lage, und wir möchten für ein künftiges Mal
rathen, solche Bildnisse, die nur für die Familie, nicht
aber als Kunstwerke für das Publikum Interesse haben
können, der Akademie, welche nur ungern zurückweist,
nicht mehr zur Ausstellung anznbieten.

Die Landschaftmalerey scheint in München
größtentheils mehr Porträtmalerey der landschaftlichen
Natur als Erzeugniß freyer Erfindung zu seyn, vielleicht
weil die Gebirgsgegenden, die uns nahe liegen, selbst so
viel Malerisches und Großartiges haben, daß ihre Be-
trachtung und Nachbildung der Phantasie einen umfassen-
den Spielraum gewährt. Freylich leidet darunter das
eigentliche Element der Kunst, das Poetische, denn der
Maler, welcher den Morgen oder Abend einer Alpgegend
oder eines Sees mit vortrefflichem Pinsel darstellt,
spricht darin noch nicht die eigenen Gedanken seines Gei-
stes und die inneren Bilder seiner Seele aus. Die Na-
tur bietet oft Gegenstände dar, an welche die menschliche
Phantasie kaum hinanreicht, und die glückliche Wahl ei-
nes interessanten Augenblicks umgibt auch gewöhnliche
Scenereyen mit dem lieblichen Schimmer der Poesie;
aber dennoch liegt in der freyen Composition noch etwas
Anziehenderes für den Geist des Beschauers,/ weil er
nicht blos das Leben der Natur, sondern auch das Weben
des künstlerischen GemüthS an ihr erkennt und fühlt.
Allerdings aber muß der Maler poetischer Landschaften
durch ein langes und gründliches Studium der Natur
dazu vorbereitet sepn, und deßhalb ist die landschaftliche.

Porträtmalerey als etwas durchaus Nothwendiges auch
für ihn zu betrachten.

Anziehend durch ihre poetische Auffassung war die
ideale Landschaft eines nun verstorbenen Künstlers, Phi-
lipp Le Clerc, ein Gemälde, woran er lang und mit
großem Fleiße gearbeitet, und in welchem seine Fähig-
keiten in weit höherem, seine Mängel in ungleich ge-
ringerem Grad, als in seinen früheren Werken hervor-
treten. Es wäre vergeblich , die Fülle südlicher Natur,
geschmückt mit Denkmalen und Gebäuden antiker Zeit
zu schildern, die sich auf diesem Bilde in schöner Grup-
pirung entfaltet; jeder Beschauer wird sich an der rei-
chen Vegetation und den mannichfaltigen Gründen er-
freut haben, die sich zur Gestaltung einer üppigen und
reizenden Gegend an einander reihen. Desto mehr mußte
man auch bedauern, daß alles dieß in einem grauen und
einförmigen Tone liegt, und, trotz aller Ausführung im
Einzelnen, doch an vielen Stellen matt und unvollendet
erscheint.

Mehreren Landschaften von Koch in Rom gab schon
der Name des Künstlers den Anspruch auf poetischen
Werth, den sie im hohen Maaß erfüllten. Hier sind
die Gedanken so sckön und mannichfaltig aus der Natur
genommen, daß die Ausführung des Pinsels deßhalb so-
gar weniger in Anschlag kommt. Jedes Bild ist eine
Idylle, und erfreut uns sowohl durch den Reichthum der
Natur als durch das fröhliche und phantastische Leben
der Menschen, die sie bewohnten. Nichts kann anmuthi-
ger sepn, als die Orangeärnte, welche mit Musik und
Tanz auf dem grünen Rasen gefevert wird; und einen
Blick kn das heiterste italienische Leben gewährt uns die
Flußgegend, wo ein langer Zug fröhlicher und tanzender
Landleute den Weg am Ufer berabkommt. Das Charak-
tervolle jedes einzeln/n Gegenstandes, welches der Künst-
ler allen seinen Werken einzuprägen weiß, erhöht noch
bas Interesse der Darstellung. Wenn die Farben hie
und da etwas harmonischer und reiner sepn sollten, wird
dieß besonders fühlbar bey einer Naturerscheinung, wie
der Regenbogen, welche keine unvollkommene Darstellung
verträgt.

Von großer Wirkung waren drey Landschaften nach
der Natur von Dorner, vorzüglich die Schneidemühle
in Elbach. Der Künstler weiß durch klare und frische
Schattenpartien und durch eine sehr glückliche und ge-
wandte Führung des Lichts die schönsten Effekte hervor-
zubringen, wie hier in dem Wasser und den von der
Sonne beleuchteten Bäumen. Nicht wenig zu der An-

muth dieser Darstellungen trägt auch die Leichtigkeit eines
dennoch sorgfältigen Pinsels bev, die in der Landfthaft-
malerep gleichsam dem Zufälligen und Wechselnden der
Natur entspricht. Hr. Dorner besizt dieselbe im hohen
Register
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