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Nr. 8i

K u



Montag, den

y. O c t o b e v

1826.

Historische Nachricht
über

A n t 0 n e l l 0 von Messina.

Aus dem Französischen des Herrn L. de Bast.

Sekretärs der köuigl. Akademie der schönen Künste in Gent.

(ülossaZor clos Lciences et des Arls 1824. p. 49 ff.)

(Fortsetzung.)

„Eben so mußte es in den übrigen italienischen
Schulen gehen, wenn anders außer der venctianischen da-
mals noch eine diesen Namen verdiente. Es kann nicht
auffallend seyn, daß man an andern Orten eben sowohl
als in Florenz, Versuche mit mehr oder weniger flüssi-
gen oder schnell trocknenden Oelen anstellte; aber es wür-
de weit mehr auffallen, wenn die Kunst Oelgemalde zu
verfertigen, gesunden und zu solchem Grade der Vollen-
dung gebracht worden wäre, ohne daß die florentinische
Schule Kenntniß davon erhalten hätte; zu einer Zeit,
wo sie schon alle andern übcrtraf und eine Menge Ma-
ler nach Florenz lockte, sich dort in ihrer Kunst zu ver-
vollkommnen. Domenici versichert zwar, indem er sich
auf das Zengniß des Marco da Siena und des Cav..
Massimo Stanzioni beruft, daß die neapolitanischen Ma-
ler von dem iZten Jahrhundert an in beyden Arten der
Malere» in Oel sowohl als mit Wasserfarbe Fortschritte
machten, daß Antouellv diese Methode von Colantonio
del Flore seinem Meister lernte, und daß er sie, als er
später nach Flandern kam, Johann von Brügge selbst
lehrte. Aber wie kann man das mit den Bemerkungen
in Uebereinstimmung bringen, die Lanzi selbst in dem
Artikel über die neapolitanische Schule macht, wo er sagt:
daß in wenig Jahren ganz Europa vom Namen Johanns
erfüllt war; daß jeder Fürst von seinen Arbeiten wünsch-
te, jeder Maler die Blicke nach ihm richtete und daß der,
welcher nichts von ihm erhalten konnte, sehr zufrieden
war, wenigstens etwas von seinen Schülern Roger,

Busse, u) Hugo von Antwerpen und Antonello zn bekom-
men, Wer hingegen wußte außerhalb Neapel etwas von
Colantonio? Wer verlangte nach den Arbeiten des So-
lario? Und wenn dieses der Schüler und Schwiegersohn
eines Meisters war, der so gut in Oel malte, warum
lernte er nicht diese Methode, oder warum wandte er sie
nicht an, warum arbeitete er und seine Schüler nur mit

u) Ich glaube, tag dieser Name Alissc geschrieben werben
muß, und > baß durch ein Versehe» des Abschreibers, oder
durch einen Druckfehler in Vasari's Biographie Ausse
steht, den» das n kann nur ein umgekehrtes n scp»;
aber wer ist dieser Anssc? .... Vasari berichtet, er sey
ein Schüler des Roger von Brügge, und habe ein Bild
für die Portinari in der Pfarrey Santa Maria növella
in Florenz und ein Gemälde in Careggi, dem Landhause
der Medicis gemalt. Es ist zu glauben, sagt der Abbs
Morclli, dag dieser Maler derselbe ist, den Baldinucci
Ans oder Hans nennt, und der nach Sansovino in der
Kirche Sta. Maria de' Scrvi ein Bild malte, welches die
brey Weisen darstclltc. Sansovino gibt ihm den Namen
Johann von Brügge; muß man deßwegen, fragt Mo-
rclli, voraussctzcn, dag es Johann van Epck war? ....
Nach meiner Ansicht kann dieser Hans, der Schüler von
Roger, nur unser Hans Memling seyn. Wirklich hat
er eine Reise nach Italien gemacht, und da van Eyck vor
144Z gestorben, so ist cs wahrscheinlich, daß der Maler
des Rcliquienkastens der heil. Ursula ein Schüler von
Roger sey. Der Name Johann von Brügge ist ihm mit
mehr Recht bcyzulegen, als dem Johann van Epck, wenn,
wie der Baron von Kcverberg übereinstimmend mit van
Mander versichert, Memling in dieser Stadt geboren ist.
ES muß bemerkt werde», daß blos Descamps, in sei-
ner Biographie der Maler, die eine Menge abgeschmack-
ter Anekdoten enthält, Damme als seinen Geburtsort
angibt. Weil dieser vortreffliche Künstler zwcy Gemälde
und den Rcliguienkastcn der heil. Ursula für das Ho-
spital des heil. Johann gemalt hat, läßt er ihn ins
äußerste Elend gerathen, läßt ihn selbst ins Krankenhaus
geraten, um zu erklären, wie so schöne Gemälde in eine
solche Anstalt kommen. Und doch konnte ihm nicht un-
bekannt seyn, daß alle religiöse Brüderschaften der dama-
ligen Zeit die vorzüglichsten Maler beschäftigten, um ihre
Kirchen auszuschmücken? Hat Memling nicht in derselben
Stadt für bas Hospital des heil. Julia» gearbeitet?
warum läßt er ihn nicht auch dort krank liegen?

L. de B.
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