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Nr. io r

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Montag, den iZ.

Etruskische Ausgrabungen.

(Fortsetzung.)

Da von den in Rede stehenden Bildwerken in diesen
Blättern bisher nicht die Rede gewesen ist, so hat es uns
zweckmäßig geschienen, hier, wie in ähnlichen Fällen,
einer Zusammenstellung der neuesten in diesem Gebiet
gemachten Entdeckungen die GrundanfiLt, die wir für
dasselbe gefaßt, vorauszuschicken. Haben wir uns nun
durch das Vorstehende über Zeitalter und Kunstwerth der
höchst wichtigen etruskischen Todtenkisten verständigt, so
dürfte es für unfern Zweck nicht minder nothwendig sepn,
eine ungefähre Kenntniß ihrer bildlichen Vorstellungen in
unser Gedächtniß einzuführen oder znrückzurnfen, selbst
wenn die Fortführung solcher allgemeinen Betrachtungen
uns für dießmal in der Aufzählung des Einzelnen be-
schränken sollte. Zwar ist kaum zu bezweifeln, daß Jnghi-
rami's vortreffliche Abbildungen und Uhden's lehrreicher,
leider noch unvollendeter Aussatz über die fraglichen Tod-
tenkisten (Abhandl. der Berliner Akademie von i8iü. 17),
auch für jene fast vergessenen Denkmäler einige deutsche
Forschung angeregt haben werden; da jedoch die Spuren
solcher Bemühungen unsres Wissens bisher noch nicht ins
Publikum kamen, so dürfte die vorerwähnte Auseinander-
setzung für unfern Zweck nichts destoweniger unerläßlich
ftyn.

Nach einer in der erwähnten Uhden'schen Abhand-
lung vorgezeichneten Grundlage werden die Vorstellungen
der etruskischen Todtenkisten am schicklichsten in symbo-
lische, mythische und Alltagsbilder abgctheilt. Zu den rein
symbolischen gehören jene mythischen Zwittergestalten,
deren luuarische oder neptnnische Bedeutung sie zum
schicklichen Ausdruck der Nachtseite des Lebens oder der
in alter Lehre vorausgesezten Seclenwanderung über die
Gewässer des Oceanus machte: MeduHngesichter und
Amajvnenschilder, Centauren und Tritvuen und Scvllen
gehören in diese Klasse, deren einzelne Bilder Jnghirami
oft wohl erläutert hat. Die Einfachheit des Bilder-

December 1826.

schmucks mag es veranlassen, daß Todtenkisten dieser Art
häufiger zerstört worden als andere; doch ist sie jedenfalls
die mindest zahlreiche. Zu phantastischem Künstlerspiel
gab sie reicheren Anlaß als es historische Compositioncn
konnten; daher denn hie und da wunderliche Darstellun-
gen sich vorfinden, jenen vom Ref. nicht mehr gesehene«
ähnlich, deren die Uhden'sche Abhandlung S. 28 f. er-
wähnt. Mit dem oben beschriebenen schönen Spiegel zu-
gleich ward neuerdings bep Perugia eine Todtenkiste ge-
funden, deren Relief eine Scvlla mit Greifenköpfen statt
mit den gewöhnlichen Hundsköpfen zeigt; merkwürdig ist
auch unter den neucntdeckten Todtenkisten ii» Besitz des
Hrn. Guisto Cinci eine geflügelte Scylla, welche die Lepcr
spielt.

Nicht viel zahlreicher, ab-r durch die Mannichfaltig-
keit seltener mythischer Vorstellungen anziehend, sind die-
jenigen Todtenkisten, deren Reliefs uns den Sagenkreis
Homers und der Tragiker bildlich vorführen. Großen-
theils sind die Gegenstände derselben den etruskischen
Bildwerken eigenthümlich; nicht wenige jener Vorstellun-
gen, über welche die Uhden'sche Abhandlung ausführlich
belehrt, wie Odysseus bey der Circe und die Tödtung der
Freper, kommen auf keiner andern Klasse alter Denkmäler
vor, und andere, wie die Fahrt vor der Sireneninsel,
sind auf diesen etruskischen Werken sehr häufig, während
sie anderwärts selten sind. Unverhältnißmäßig selten
sind die Gegenstände aus der Zliade: des Achilles Kampf
mit dem Skamander, eine anderwärts ebenfalls unerhörte
Darstellung, glauben wir etlichemal in Volterra bemerkt
zu haben, namentlich auch unter den neuesten Entdeckun-
gen des Hrn. Giusto Cinci, dessen zahlreiche Sammlung
von Todtenkisten auch sieben oder acht mit Homerischen
Vorstellungen enthält. Wiederum häufig sind Bilder aus
den Posthomericis: des Priamus und des Astyanar Mord
ist häufig, auch Antilochus Tod, das hölzerne Pferd und
Caffandra's Schicksal glauben wir gesehen zu haben.

Abgesehen von der Bestimmung, nach welcher ähn-
liche Bilder entweder mit einer gewissen allgemeinen Be-
ziehung auf menschliches Leben und Schicksal oder auch
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