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Nr. io. und ii

Kunst-Blatt.

Montag, den

C h a r o n.

Neugriechisch.

<Hiezu der lithvgraphlrte Nmriß: C baren, gez. von
C. Lcybolb.)

Die Berges Höhn warum so schwarz?

Woher die Wolkenwoge?

Ist es der Sturm, der droben kämpft,

Der Regen, Gipfel peitschend?

Nicht ist's der Sturm, der droben kämpft.

Nicht Regen, Gipfel peitschend;

Nein Charon ist's, er saust einher,

Entführet die Berblichnen;

Die Jungen treibt er vor sich hin,

Schleppt hinter sich die Alten;

Die Jüngsten aber, Säuglinge,

In Reih gehängt am Sattel.

Da riefen ihm die Greise zu.

Die Jünglinge sie knie'ten:

,,O Charon halt! halt am Geheg,

Halt an beym kühlen Brunnen!

Die Alten da erquicken sicki.

Die Jugend schleudert Steine,

Die Knaben zart zerstreuen sich
Und pflücken bunte Blümchen."

Nicht am Gehege hall' ich still,

3ch halte nicht am Brunnen;

Zu schöpfen kommen Weiber an,

Erkennen ihre Kinder,

Die Männer auch erkennen sic.

Das Trennen wird unmöglich.

Goethe.

Dieses Gedicht ist bereits im Kunstblatt Nr. 6. vo-
rigen Jahrs ans Goethe's Kunst und AIrcrthum abgc-
druckt worden, um einer Aufforderung des Dichters an
Künstler, zur bildlichen Darstellung des Gegenstandes,
weitere Verbreitung zu geben. Es wurde dabcy gesagt,

6. Februar 182 6.

daß die I. G. Cotta'fche Buchhandlung bereit sey, wenn
Künstler ihr Zeichnungen einsenden wollten, dieselben dem
Dichter und mehreren unpartheyischen Künstlern und
Kunstfreunden vvrzulegcn, auch diejenige, die für die
beste erkannt würde, nach Verdienst und mit dem Künst-
ler zu treffender Uebereinkunft zu honoriren, und auf
ihre Kosten den Stich des Blattes besorgen zu lassen.

In Folge dieser Bekanntmachung erhielt die Redac-
tion des Kunstblatts nach und nach sechs Aeichnungen zu-
gesandt, welche größtentheils als Beweise sehr bedeuten-
der Talente höchst erfreulich waren, und durch Anffas-
sung und Behandlung des Gedichts, wie in Bezug auf
Werth der Ausführung die interessantesten Vergleichungs-
punkte darboten. Wir hatten die Freude, dieselbe» von
dem verehrten Dichter, dem sie im May d. I. übersandt
wurden, mit herzlicher Anerkennung ausgenommen zu
sehen, und erstatten daher in seinem und unserm Namen
den sämmtlichen Künstlern, die uns mit ihrem Zutrauen
beehrt haben, hiermit den herzlichsten Dank.

Das erste, was wir von Hrn. v. Goethe über
diese Aeichnungen vernahmen, enthielt die erfreuliche
Ncußerung, daß er in einer derselben die schwierige Auf-
gabe befriedigend gelööt finde, und es war uns höchst
angenehm, in seinem mit warmer Bewunderung ausge-
sprochenen Lob auch die Ansicht über diese Zeichnung be-
stätigt zu sehen, welche mehrere andere unpartheyische
Künstler und Kenner und wir selbst vor der Absendung
gefaßt hatten. Auf unser Ersuchen an den Dichter, sein
Urtheil über die sämmtlichen Blätter mitzutheilen, über-
sandte er uns sodann einen im Namen der W ei m ari-
sch e n Kunstfreunde Unterzeichneten Aufsatz zum Ab-
druck im Kunstblatt. Wir begleiten denselben (A) mit
dem verkleinert lithographirten Umrisse der erwähnten
Zeichnung, um unfern Lesern vorläufig so gut als mög-
lich die Anschauung derselben zu verschaffen. Da jedoch
jener Aufsatz bey Würdigung der übrigen Zeichnungen
von der Ansicht andrer Kunstfreunde und unsrer eigenen
abweicht, so möge es uns vergönnt sevn, die leztere am
Schluß auseinanderzusctzen(U), und so jedem der detheilig-
Register
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