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Z22

Wasserfarben? sie kannten also damals diese Kunst nicht,
oder besser, sie kannten sie nicht in dem Grade der Voll-
kommenheit, der sie bey denen, die ungünstig davon spra-
chen, in Ansehen bringen konnte. Ich füge zu den Be-
trachtungen Lanzi's hinzu,° warum berief man Domenico
von Venedig nach Florenz wegen der neuen Methode in
Del zu malen, die er besaß, und nickt lieber die bepden
Brüder Pietro und Polito del Donzello von Neapel, die
durch die schönen Malerepen des Palastes da Poggio
Reale so großen Ruhm erlangt, und um so mehr, wenn
sie, wie der Ritter Massimo versichert, das Bild Johanns
van Epck, welches dem Könige Alphons geschickt wurde,
mit Oelfarben wieder hergestellfl hatten?

Summonzio schrieb von Neapel aus, an Mercan-
tonio Michele, einen venetianischen Edelmann und Ver-
fasser einer schönen Beschreibung von Bergamo, einen
vom ro. März 1524. datirten Brief, dessen Mittheilnng
ich der Gefälligkeit des Ritters Lazzara von Padua verdan-
ke, worin er ganz anders von den Kenntnissen Colanto-
nio's in dieser Kunst spricht. Mit folgenden Worten
drückt er sich aus: „Colantonio malte (wie es zu jener
„Zeit gewöhnlich war), der flamändischen Weise und der
„Farbenbehandlung jenes Landes gemäß, welcher Arbeit
„er sich so widmete, daß er sich entschlossen halte, selbst
„nach Flandern zu gehen; dach hielt ihn der König Ra-
„niero hier fest, indem er ihm selbst die Anwendung
„und Zubereitung dieser Art Farben zeigte." v) Zu
Anfang dieses Briefes liest man: daß dieser König Ra-
niero selbst ein guter Maier und zwar diesem Stu-
dium nach flamändischer Unterweisung sehr eifrig ergeben
war. w) Dieser König ist gewiß Rene von Anjou, der
von der Königin Johanna adoptirt und zum Erben er-
klärt wurde, und der von 14ZZ au in Neapel herrschte,
von wo ihn dann 1442 der König Alphons vertrieb.
Wohl konnte dieser König, Colantonio eine bessere Me-
thode lehren, welche von allen flamändischen Malern
ausgeübt wurde, wie in der That Summonzio's Worte
ausdrücken: nach der flamändischen Lehre; aber
es konnte nickt die von Johann van Epck vervollkommte
Weise sepn, ») weil dieser sie erst entdeckte, nachdem

v) La professicne di Colantonio era siceomc portava
quel tempo in lavoro di Flandra, e lo colorite di
«juel paese, a che era tante dedito che aveva deli-
herato d’andarvi, ma il Ilaniero lo ritenne qua col
niostrorgli ipso la pratica e la tempern di tal co-
lorilo,

w) Etiam,de mail sua pinsc bciie 6 a questö Studio lu
sommnmentc dedito, perö secondo la disciplina di
Fiandra.

i) Es kann wohl sehn, baß der König Rene von Anjou
schon die Methode der van Evck kannte; denn es ist sehr

er durch Ausübung der Kunst großen Ruhm erlangt hat-
te, und ihm der Firniß, den man an der Sonne trock-
nen muß, überdrüssig geworden war; daher ist es nicht
wahrscheinlich, baß es vor 1435 gewesen ist; y) auf der
andern Seite cLer bleibt es unstreitig, daß zu jener
Zeit und noch einige Jahre nachher diese Entdeckung der
flamändischen Schule nicht gekannt war, weil van Evck
sie, nach Vasari's Zeugniß, nur seinem Schüler Roger
und gegen das Ende seines Lebens dem Antvnello mit-
theilte. z)

(Die Fortsetzung folgt.)

wahrscheinlich, dag gegen bas Jahr 1410 (der Zeitpunkt,
der.von den meisten Schriftstellern angegeben wird) zuerst
Oel bepm Malen angcwendet wurde.

L. de B,

y) Die Gemälde der Kirche des heil. Johann, die Hubert
vor 1426 anfing, beweisen, daß seit jener Zeit diese
Kunst in höchster Vollkommenheit von ihm ausgeübt
wurde.

7.) Es ist ein Jrrthnm, daß er ein Geheiinnig daraus mach-
te. Hubert hatte mehrere Schüler, unter denen matt in
erster Linie seinen Bruder Johann, dann Gerard van der
Meere *) und Josse von Gent s'*) zählt; Hugo »an der

•0 1447 dit jaer is de salighc Colette gestorvcn
int cloosler van de Arme Clären (te Gent), haere
bguratie , in een tafarcel gebragt door Geeraert
van der Meere discipcl von maester Hubertus van
Eyck, is in Picardien versonden. Auszug einer Hand-
schrift vom Ende des löten Jahrhunderts, das Herrn
I. B. Delbceq gehört. Ich behalte mir vor, ausführ-

- liche Nachricht über diese» Maler und seine Arbeiten zu
geben.

•*) Die Gemälde von Josse von Gent sind wenig bekannt;
sein Aufenthalt in Italien und die Verwüstungen. die
durch die Unruhen des lüte» Jahrhunderts herbevgeführt
wurden, haben veranlagt, daß sie selten sind; baß sein
Name in gewissem Sinne vergessen ist. und die wenigen
Bilder, die sich noch bis auf unsere Tage erhalten ha-
ben , andern Meistern zugeschrieben werden. Vasari be-
richtet, er ftp ein Schüler Huberts vati Epek gewesen
und habe in Italien bas Gemälde der Communion für
den Herzog von Urbino gemalt te.; in handschriftlichen
Nachrichten, die Hr. v, Delbeeg beflzt, liest man gleich-
falls, daß dieser Maler ein Schüler Hubert's van Eyck
ist, und daß er die Enthauptung Johannes des Täufers
für die Kirche des heil, Johannes in Gent malte, welche
na« dem Ausdrucke des flainändischen Unbekannten, die
Perle alter Meisterwerke in der Malerei) war. f) Flan-
dern zählte im löten Jahrhundert eine große Zahl ver-
dienstvoller Maler, daher kommt diese Menge alter Bil-
der in Museen und Privatsammlungen, unter dem Na-
men dieses oder jenes Künstlers, den das Interesse des
Verkäufers oder des Besitzers ihm gibt.

i) Vöor de beeldenbrackcn , de Kcrke van St. Jans
was de peirel van de ouder nieesterslukken, mee-
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