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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 9.1828

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https://doi.org/10.11588/diglit.13086#0135
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an der östlichen Seite des Saales , dem Orchester gegen-
über angebracht, sieben an der Zahl. In der Mitte Dü-
rers Verklärung; ein Genius bekränzt Dürer» und Ra-
phael und führt sie zusammen. Zu Dürers Seite eine
Gruppe von Deutschen, im Hintergrund Nürnberg, zu
Raphaels eine Gruppe Italiener, im Hintergrund Rom;
sehr sinnig ausgedacht und gut entworfen, durch unpas-
sende Wahl der Farben jedoch unter allen sieben von ge-
ringerem Effekt. Zur Rechten dieses Bildes reiheten sich
drey Scenen aus Dürers Leben an: i) seine Uebergabe
an Wohlgemnth mit der Unterschrift: „21m St. Andreas-
„tag, da man zahlt i486, versprach mich mein Vater in
„die Lehrjahr zu Michael Wohlgemut!), drey Jahr lang,
„ihm zu dienen. In der Zeit verliehe mir Gott Fleiß,
„daß ich wohl lernete, aber viel von seinen Knechten Iri-
schen mußte." 2) Seine Verheirathung mit 2lgnes, mit
der Denkschrift: „Und als ich heimkommen war, 1494
„nach Pfingsten, handelt Hans Frey mit meinem Vater
„und gab mir seine Tochter mit Namen Jungfrau Agnes
„und gab mir zu ihr 200 fl. und hielt die Hochzeit, die
„war mn Montag vor Margaretha, im 1494 Jahr."
5) Seine Vewirthung in Antwerpen mit der Unterschrift:
„Da luden mich die Maler auf ihre Stuben und hätten
„alleding mit Silbergeschirr und anderem köstlichen Ge-
„ji«’'*. Es marm auch ihre Weiber alle do und trefflich
„Personen von Mannen und sagten, sie wollen alles thun,
„was mir lieb wäre. Da kam der Herrn von Autors
„Rathsdiener und schenket mir vier Kannen Wein. Deß
„sagte ich ihnen unterthänigen Dank und erbot meine
„Dienste." Anordnung, Farbengebung und Ausführung
ist in diesen drey Gemälden gleich schön. Zur linken
Seite folgt: Dürer bey Antwerpen in Gefahr Schiffbruch
zu leiden, Dürer am Sterbebette seiner Mutter, endlich
Dürer im Sarge, von den Seinigen beweint. Das erste
Gemälde hat die Unterschrift: „Da zerriß das starke Seil
„und kam ein starker Sturmwind. Der Schiffmann rauft
„sich und schrie. Da war Angst und Noth, denn der
„Wind war groß. Da sprach ich zum Schiffmann, er
„sollt ein Herz sahen und Hoffnung zu Gott haben und
„Nachdenken, was zu thun wäre. Und wir halfen schwer-
„lich das kleine Segel aufziehen und fuhren wieder an."
Unter dem zweyten stehen die Worte: „Im Jahr 1514,
„den i7ten Mai, zwey Stund vor Nacht ist meine from-
„me Mutter, Barbara Dürerin verschieden. Sie hat
„mir auch zuvor ihren Segen geben und den göttlichen
„Frieden gewünscht, mit viel schöner Lehr, auf daß ich
„mich vor Sünden sollt hüthen. Ich betet ihr vor, da-
„von Hab ich solchen Schmerzen gehabt, daß ichs nicht
„aussprechen kann." Das dritte endlich ist mit den Wor-
ten bezeichnet: „Gott woll dem frommen Albrecht gnädig
„und barmherzig scyn. Denn er hat wie ein frommer

„Biederman gelebt, so ist er auch ganz christlich und selig
„verstorben. Darum seines Heils nicht zu fürchten ist.
„Gott verleihe uns jeine Gnade, daß wir ihm zu seiner
„Zeit selig Nachfolgen." Die lezten sind Pirkheimers, alle
andere Dürers eigene Worte. Von diesen drey leztge-
nannten Gemälden gilt, was oben von den übrigen ge-
sagt worden ist. Doch kann ich mich nicht entbrechen, die
Composition bey dem Gastmal und bey dem Schiffbruch,
um so mehr als die vorzüglich gelungene herauszuheben,
da sie die schwierigste war. Es wird allgemein bedauert, daß
diese schönen Werke, auf welche man wohl das Sprich-
wort anwenden darf: sie loben ihre Meister, so vergäng-
lich sind.

Für heute genug; Morgen ein Mehreres.

* e*

Gedanken über die Landschaftmalcrey.

(Fortsetzung.)

Es soll nun versucht werden, das hier zur Sprache
gebrachte System der Benrthcilung auf die vorzüglichsten
9andschastenmaler IN Anwendung zu bringen, NM dieses
System durch Bcpspiele zu beleuchten. Hier werden wir
nun finden, daß sich die Werke dieser Künstler nach jenen
drey Abstufungen des Schönen füglich in drey Klassen brin-
gen lassen. Dabey ist wieder zu bemerken, daß einige die-
ser Künstler in verschiedenen Werken alle drey Gattungen
des Schönen erschöpft, und andere wieder sich auf einzelne
dieser Gattungen beschränkt haben.

Es ist dabey nicht nothwendig die Schulen getrennt
zu halten, denn die größten Männer aller Schulen haben
alle dasselbe gewollt, doch hat es jeder in seinem eigen-
thümlichen Genius vollendet. Nur zwey Hauptklassen
drängen sich auf, nämlich jene Künstler, die sich ausschließ-
lich der Landschaftmalerey gewidmet, und jene, die als ei-
gentliche Historienmaler die Landschaft mit in den Kreis
ihrer Darstellungen gezogen haben. Allein gerade diese
leztern sind es, in welchen sich die höchste Bedeutung der
Landschaft auch am großartigsten ausgesprochen hat. Ja
man wird dadurch auf den Gedanken gebracht, ob es über-
haupt dem ächten Geiste der Kunst gemäß sey, die Land-
schaft als ein gesondertes Fach zu behandeln. Denn selbst
das Porträt gewinnt ja dadurch, daß es in Verbindung
mit einem landschaftlichen Hintergründe tritt, welcher auf
symbolische Weise den Charakter des Individuums beleuch-
tet, unendlich viel an Bedeutung. Wenn man aber das,
was gleichwohl in der hier besprochenen Gattung als einer
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