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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 9.1828

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https://doi.org/10.11588/diglit.13086#0251
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gründete Einwendungen machen, als der Inhalt jener
Amuletenformel ganz mit dem vorgestellten Bilde und
mit der davon gegebenen Auslegung übereinstimmt. Die
Ausstellungen, welche Hr. Staatsr. Morgenstern in sei-
nem zweyten Programm gegen mich vorbrachte, der ich
jene Inschrift zum ersten Mal in meiner Einleitung zum
dritten korinthischen Brief S. 195 bekannt machte, wer-
den durch obige Berichtigungen großentheils beseitiget.
Nämlich die dort versuchte Ergänzung der ersten Zeile
dcrpch voar.vafix wird durch die urkundliche Schreibung
der Gemme TCTEPI überflüßig. Ferner ist der
früher« Lesung Ae/Vo/iti/jjo; die obige fieX«vo/j.tvYjoq,
wofür auf gut Griechisch /j.sXxvoxdpStoc; gesagt wurde,
vorzuziehen, da die Gemme in der Mitte des Wortes
deutlich A, die Medaille aber für A und EI dasselbe
Zeichen hat. Auch übersah ich bey der ersten Mitthei-
lung am Ende der vorleztcn Zeile die eine Abkürzung an-
zeigenden Striche, und lese nun, anstatt Kpvde, dpveio;.
In der leztcn Zeile endlich vermuthete ich einen Schreib-
fehler und erklärte durch yJvei <te, weil aber auch die
Gemme offenbar die Buchstaben EIN gibt, so halte ich
jezt y.vfiei um so mehr für eine Abkürzung von xvpai'vei,
als sich das Zeichen der Abkürzung darüber befindet.

In Ansehung der Form yXijetrs ist der neugrie-
chische Aorist des Imperativs auf — <rs oder — <r«i
(Cpik7]7e oder (pjvbjcw) zu vergleichen. Die Quer-
striche in 06 anstatt 0C sind entweder wegen des lan-
gen Gebrauches der Denkmünze schwer zu erkennen, oder
vom Schriftgraber selbst aus Ungenauigkeit hinweggelassen
worden. Wir werden nicht nötbig haben, um Belege da-
für aufzuführen, auf die etruskische Sprache zu verwei-
sen, wo wir das Th in der Gestalt 0 zu sehen gewohnt
sind, z. B. bey Iughirami Mon. Etr. s. II. T. 6-, 8i.
Wir bleiben bey Denkmalen griechischer, ungefähr gleich-
zeitiger Schreibekunst stehen. Die von Matthäi heraus-
gegcbene Dresdner Uncialhandschrift der paulinischen Briefe
vom ix. oder X. Jahrhundert, bey Griesbach mit G. be-
zeichnet, hat öfter O statt 6, z. B. l. Timoth 5, 16:
E<MNEPXiOH, weswegen jener Gelehrte richtig
schließt, daß, da diese Handschrift in jener berühmten Stelle
00 hat, sie weder für die Lesart Sei; noch für die an-
dere of mit Bestimmtheit entscheide. Das Abkürzungs-
zeichen über 06 ist auf unserer Inschrift das erste Mal
deutlicher als das zwente Mal. Hinter 0-VH6 ist in
der Höhe und vor AEON in der Mitte der Linie ein
Punkt. So hat die Basler Uncialhandschrift der Evangelien
jene Interpunktion als Schlußzeichen und diese als Se-

micolon; und dies ist nach Isidor von Sevilien (Orig!-
nor L. I. c. 19.) die fchulgerechte Unterscheidungsweise.

.str. Franke liest unsere Inschrift folgendermaßen:
Tiripei, fieXav, y\ fuxivo/^svot; 6 ’o(pi( sei]
koci cv; Xe uv , xa< ca; xpvt’ov xvXXx.

„Gib dich verloren. Schwarzer, oder du wirst" u. s. w.
Mit großem Leichtsinn wird sich hier über Buchstaben,
Wortfügung, Wortbedeutung und Zusammenhang hinweg-
gesezt, ein Verfahren, welches Hr. Morgenstern im zwep-
ten Programm mit vollem Rechte rügte. Aus /heXuvo-
(i&vTjoc;, wie auch die Gemme hat, wenn man die ersten
und lezten Buchstaben am Ende und am Anfang der Zei-
len ergänzt, macht Hr. Fr. willkührlich jj-iaivo/j-Evo; o,
aus HAH in der Medaille und in der Gemme macht
derselbe 7\Sr\, und aus KTM in beyden uvXX. Die
grammatische und lerikalische Richtigkeit betreffend, so
übersezt Hr. Fr. das Neutrum pieXxv, das freylich auf
den Teufel als ein persönliches Wesen nicht passen will,
auf gut Glück Schwarzer, fuxivoixevo; ö o(pt;, die in
den Staub geworfene Schlange, weil die wörtliche Ueber-
tragung: die befleckte Schlange, sich nicht schicken will.
Endlich bedeutet kvXXS nicht, wie er meint: beuge dich,
sondern: mache krumm. Den Sinn, den er hcrausbringt,
halte ich für sehr unangemessen, worauf doch in derglei-
chen Sachen billig zu achten ist. Der Teufel brüllt nach
i. Petr. 5, 8. wie ein Löwe, gerade wenn er sich nicht
verloren gibt, und eben so ist die Vergleichung desselben mit
einem Lamme der christlichen Symbolik völlig fremd und
zuwider. Neuigkeiten aber, die nicht in dem überlieferten
,Typus gegründet sind und sich erst in Folge von Hypo-
thesen Herausstellen sollen, dürften gewagt und verwerf-
lich sepn.

(Die Fortsetzung folgt.)

Altdeutsche Baukunst.

Darmstadt bey Carl Wilhelm Lcske: Die Dom-
kirche zu Limburg an der Lahn und die Kirche
des h. Paulus zu Worms, hcrausgeg. von Dr.
Georg Möller. Mit i8 Kupfertafcln.

Dieses interessante Werk bildet das inte, i7te und
I8te Heft des zwenten Bandes von des verdienten Her-
ausgebers Denkmälern der deutschen Baukunst,
und enthält die Abbildungen und Erläuterungen ziveyer
Bauwerke, die von dem allmähligen Uebergang aus dem
byzantinisch - römischen Rundbogcnstyl zu dem deutschen
Spitzbogensiple Zeugniß geben. Ueber die Erbauung des
Index
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