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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 9.1828

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https://doi.org/10.11588/diglit.13086#0292
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ä8o

ter dem Gefühle nach verfahren, deshalb verhält sich bey
solchen im Durchschnitt die Höhe zur Breite wie vier zu
drep; die Abweichungen von diesem Verhältniß werden
hauptsächlich durch die bedeutendere oder geringere Größe
des Gebäudes und die Dekorationen an demselben be-
stimmt. Bey einer Rotunde von solchen Dimensionen,
wie das Pantheon, würde freylich das Erreichen der eben
angegebenen Proportion den Aufwand an Mitteln nicht
unbedeutend vermehrt haben.

Ehe wir nun die Disposition des vorliegenden Ge-
bäudes auseinandersetzen, wollen wir eine andere allge-
meine Bemerkung einschalten. Wir haben schon gesagt,
daß sich den aus dem Juden - und Heidenthum zum Ea-
tholicismus übergehenden Christen hauptsächlich die Rath-
hanser wer Römer (Basiliken) zu ihrem Gottesdienst
darboten. Nach der Reformation bedienten wieder die
Protestanten sich- der katholischen Kirchen, (bep denen fast
allgemein die ursprüngliche Form bepbehalten- war) weil
sie eben keine andern hatten, ob sie gl'ich weniger zu ih-
rem Cnltns als zu dem der Katholiken sich eigneten. Jezt
nun, da man in protestantischen Ländern wieder toleran-
ter geworden ist, und sogar für die wieder hinzugckom-
mcncn Katholiken neue Kirchen bauen läßt, wollen die
Architekten sie von den für einen andern Cnltns beste-
henden in der Hanptform unterscheiden; (was natür-
lich nur auf Kosten des eigentlichen Charakters geschehen
kann, woraus die Architekten der neueren Zeit sich aber,
wie wir schon oft bemerkt haben, gerade kein Gewissen ma-
chen) und dies ist gewiß der Grund, warum man jczt
den katholischen Kirchen die bey weitem weniger passende
runde Form fast allgemein gibt; (wie dies früher in Ber-
lin, dann in Carlsruhe und nun in Darmstadt geschehen
ist.) Dazu kommt noch, daß die Architekten auch für diese
Form einige Autoritäten in runden Kirchen Romö aus
der frühsten Zeit zu finden glauben.

Der Plan dieses Rundgebäudes ist höchst einfach;
zwei) geringe Vorsprünge treten auf der vorderen und
Hinteren Seite aus der kreisförmigen Umfassungsmauer,
welche aus einem 92 Fuß großen Radus beschrieben ist,
hervor. Diese Vorsprünge bilden, wie alle aus der glatten
Mauer eines runden Gebäudes -heraustretenden einfachen,
rechtwinklichen Resalits, da wo sie sich anschließen, unan-
genehme Winkel. Die die Kuppel tragenden Säulen, 49
Fuß hoch und fünf Fuß fünf Zoll stark, stehen 72 Fuß von
der Mauer ab, so daß ringsum ein Gang dadurch gebil-
det wird. Das eine Resalit soll neben dem Zweck, eine,
bey allen zu Versammlungen bestimmten Gebäuden noth-
wendige Vorhalle zu bilden , noch den andern erfüllen, in
seinem oberen Theile die Glocken aufzunehmen. Das kor-
respondirende Resalit, von dessen Inhalt keine Rechen-
schaft gegeben wird, schließt wahrscheinlich die Sacristey

und einen Raum zum Aufbewahren des Kirchengerä-
theS ein.

Die Einfachheit des Grundrisses hat unfern Archi-
tekten veranlaßt, in dem Kupfer nur die Hälfte davon zu
geben, und statt der fehlenden daS die Decke über dem
Säulengang bildende Balkenwerk mitzntheilen.

Die geomctrale Ansicht des Gebäudes macht den Ein-
druck des festesten Aufsteycns; denn die Masse gestaltet
sich durch die, vergleichungsweise gegen das Obere nie-
drige Umfassungsmauer, und die alsdann fast alle bt$
nach der Laterne schräg znlaufenden Linien, gleich den un-
verwüstlichen egyptischen Pyramiden. Wenn nun auch das
Feststehen- einem Gebäude am wenigsten zum Vorwurf ge-
macht zu werden pflegt, so wäre doch ein in dem Grad
pyramidales vielleicht aus Besorgnis! vor dem Schwerfäl-
ligen und Plumpen zu mildern gewesen. Hier hätte das
Pantheon treuer kopirt werden müssen, an dem wohl aus
dem Grunde mit, ein großer Theil der Kuppel in der
äußern Ansicht versteckt ist. Eine Andeutung der Bedck-
knngsart war hier schon hinreichend und um Vieles schö-
ner. Verlangt das Auge schon im Innern, daß die
Wand, auf der die Runddecke ruht, bedeutend viel höher
sey', als das überdeckende Gewölbe selbst, so wird es noch
mehr Bednrfniß, außerhalb die geradaufsteigende Mauer
wenigstens dreymal so hoch wie die Dachung zu sehen,
wenn diese mit 'kstcn dunkleren, unverzierten, glatten
Flächen nicht lastend erscheinen soll; das Gebäude selbst
sieht sonst gleichsam wie in die Erde gedrückt ans,

(Die Fortsetzung folgt.)

Bekanntmachung.

Die königlich bayerische Akademie der bil-
denden Künste in München hat bereits im vorigen
Jahre bekannt gemacht, daß die Aufnahmstcrmine für ihre
neu eintretenden Zöglinge ans den Anfang der Monate
Mai und Noveniber sestgesezt sind. Da diese Bestimmung
bisher bey häufigen Meldungen unbeachtet geblieben ist,
so sieht man sich genöthigt, solche hier noch einmal und
zwar mit der Bemerkung zur öffentlichen Kenntniß zu
bringen, daß auch Ausländer, welche in der Zwischenzeit
hier eintreffen und ausgenommen zn werden wünschen,
zu keiner andern als der obengenannten Zeit den Eintritt
in die Akademie erhalten können. .

München den 4. August 4828.

Königlich, bayerische Akademie der bildenden Künste. .

S. v. Cornelius. Statt des General-Sekretärs:
Dr. Ludwig Schor n.
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