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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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Die fünfzigjährige Jubelfeier der k. Kunst-Akademie zu Düsseldorf
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Verschiedenes / Inserate
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Vr. v. Mühler und Vr. Leonhard geführt,dieKünstler,
die Professoren der Akademie, die Bertreter der Stadt und
die verschiedenen Korporationen umfaßten. Eine zahllose
Menschenmasie umwogte ihn auf allen Straßen und, am
Ziele angelangt, empfing ihn die fürstlich Hohenzoller'sche
Familie, die Generalität, die Familie von Schadow und
viele Damen und Herren, welche auf den Tribünen Platz
genommen, sowie die Gesangvereine, deren Vortrag von
Mendelssohn Musik zu Schiller's „Hymne an dieKünst-
ler" die Enthüllungsfeier einleitete. Professor vr. Hüb-
n er aus Dresden, der geistesverwandte Schüler Schadow's,
bestieg darauf die Rednerbühne und entwickelte in sehr
eingehender, von dankbarer Verehrnng beseelter Rede die
großen Berdienste des Meisters um die Düffeldorfer
Schule und die ganze deutsche Knnst, auf deren fernere
Blüthe er den Segen des Himmels herabflehte. Auf ein
Zeichen des, Nedners fiel die Hülle, und Schadow's Büste,
ein treffliches Werk Wittig's, schaute, vom hellenSon-
uenlicht beschienen, hernieder auf seine Schüler und Ver-
ehrer, die unter entsprechender Musik an den Stufen des
Postamentes Lorbeerkränze niederlegten. Der Geh. Rath
Altgelt sprach dem Comits des Denkmals den Dank der
Akademie aus, und der Oberbürgermeister Hammers
gelobte im Namen der Stadt dasielbe in Ehren zu halten
und der Kunst in Düsseldorf stets Schutz und Förderung
zn gewähren. Nach dem Gesange eines Festliedes trat der
Zug um 2 Uhr seinen Rückweg zur Akademie an, wo er
sich auflöste. Die fremden Ehrengäste und mehrere Mit-
glieder des Festcomitö's speisten darauf beim Fürsten zu
Hohenzollern, und am Abend fanden sich die Festgenossen
mit einem zahlreichen Geleit fremder und einheimischer
Familien im Malkasten wieder zusammen, in dessen herr-
lichen Parkanlagen zur würdigen Beschließung des Tages
eine sorgfältig vorbereitete Festlichkeit in der glänzendsten
Weise stattfand. Der Himmel begünstigte dieselbe sichtlich,
denn plötzlich ftel der dichte Wolkenvorhang, der ihn die
Tage vorherverhüllt hatte; der Mond trat hervor und er-
höhte mit seinem mitden Lichte die Wirkung des Gesammt-
eindrucks auf wahrhaft zauberische Art. Von einem
Doppelkoncert eingeleitet, wurde auf einer im Garten
errichteten Bühne das sinnige und geistvoll erdachte
Festspiel von Prof. W. Camphausen aufgeführt:
die in einer Felsengrotte schlafende Romantik (von der
Hofschauspiclerin Frl. Ehrenbaum aus Desiau vorzüglich
dargestellt) wird von zwei auf einer Studienfahrt begrisfe-
nen Künstlern erweckt und beschwört sodann die Gestalten
ber Bilder jener Periode der Düffeldorfer Schule, in
welcher ihre Herrschaft in höchster Blüthe stand, herauf.
Diese ordnen sich zum Festzuge, um, von ihr geleitet,
die hell erleuchteten Laubgänge des Gartens zu durch-
ziehen, wo auf dem Venusteiche Vater Rhein, mit der
Nixe Düssel im Kahne sitzend, sie begrüßt und vor dem
Winterlokal Kurfürst Johann Wilhelm zu Pferde eine

fürstliche Bewillkommungsrede hält, indem er daran er-
innert, daß die Jubelfeier eben so gut eine hundert- als
fünfzigjährige sein könne, da vor hundert Jahren die
Akademie ursprünglichbegründet worden sei. Höchst pasfend
gewählte Personen chrrakterisirten die Figuren der Haupt-
werke der romantischen Epoche von Cornelius, Schadow,
Sohn, Hilvebrandt, Lessing, I. Hübner, Mücke, Bende-
mann, Stilke, Steinbrück, Plüddemann, Blanc, Wittich,
Cretzschmer, Nerenz, Schrödter, Alfred Rethel, Schrader,
Lentze, Camphausen, Zacob Becker, Tidemand, Karl
Hübner, Jordan und Ritter, und der Eindruck, den sis
in ihren malerischen Kostümen hervorbrachten, war ein
überraschend mächtiger und riß die erstaunten Auschauer
mehrmals zu lauten Zeichen bewundernden Beifalls hin.
Nach einer Stunde Pause begann dann um Mitternacht
auf der großen Wiese am Düsselbach jener unvergleichlich
schöne Elfentanz, den wir schon bei Gelegenheit ver
Künstlerversammlung 1860 und bei der Anwesenheit vou
Cornelius 1862 kennen gelernt und der auch diesmal in
seiner feenhaftsn Wirknng alle Welt entzückte. Mit
dem Aufhören der Geisterstunde aber verschwanden
Elfen und Kobolde, und die Wirklichkeit trat in ihr altes
Recht. Bei Musik und Tanz, bei Wein und Spiel ver-
weilte die freudig erregte Versammlung bis zum an-
brechenden Morgen, wo sie sich mit dem Bewußtsein
trennte, daß die rheinische Künstlerschaft ihren alten Ruf
in Veranstaltung großartiger Feste glänzend bewährt habe.
Möge dieser wunder-prachtige Schluß der akademischen
Jubelfeier ein günstiges Vorzeichen sein für eine glückliche
Zuknnft der Düsseldorfer Schule! N. L.

Korrespondenzen.

Karlsruhe, Mitte Junt.

1n. D Seit dem Erscheinen des großen Werkes von
Lessing: „Disputation zwischenLuther.und Eck zuLeipzig",
desien Erwerb für die hiesige Galerie seiner Zeit so vielen
Staub ausgeworfen hat, ist kein Kunstwerk von gleicher
oder ähnlicher Bedeutung aus den Werkstätten hiesiger
Künstler hervorgegangen. An der Kunstschule war bis-
her Professor Descondres als Lehrer im Figurenfache
thätig, dessen bestes größeres Werk ein „Christus am
Kreuze mit den klagcnden Frauen" im historischen Stile
lobende Anerkennung auf der Pariser Ausstellung gefunden
hat; allein schon geraume Zeit ist er der Lehrthätigkeit so-
wohl als dem eigenen Schaffen durch eine schwere Krank-
heit entzogen. Descoudres, wie Lessing, blieben auch nach
der Uebersiedlung in den Süven der Düsseldorfer Kunst-
weise in der Art der Konception und der technischen Aus-
bildung getreu und waren lange Zeit in Karlsruhe fast
allein maßgebend für alle Kunstthätigkeit im Figuren- und
Historienfache. Jn den letzten Jahren machte sich neben
 
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