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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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ihnen unter derFührung destrefflichen Koloristen Canon
eine neue Richtung geltend, welche gegenüber der ersteren
den Schwerpunkt ihrer Leistungeu iu die malerische Tech-
nik legt und durch die äußeren Mittel der Farbe und
deren Kontraste den unmittelbarsten Eindruck zu erreichen
strebt. Kein Zweifel, dem Gefühle und der Anschauung
des Süddeutschen entsprach diese Darstellungsweise weit
mehr, als es die nach der Düsseldorfer Tradition ge-
schaffenen Bilder Lessing's u. A. im Stande waren,
deren Werth in der Tiefe der Auffassung und der strengen
und historisch getreuen Durchbildung zu suchen ist. Durch
eineAnzghl trefflicher Werke von einer eminenten koloristi-
schen Wirkung („Cromwell vor der Leiche König Karls";
„Mädchen mit Fischen", zahlreiche Portraits u. A.) hatte
Canon in kurzer Zeit sich eine Stellung gegründet und die
größere Zahl seiner Schüler folgte seiner Lehre. Unter
letzteren ist vor allen Keller hervorzuheben, dessen
„Tod Philipps ll." selbst auf der Pariser Ausstelluug un-
geachtet der großen Konkurrenz koloristisch vollendeter
Werke sich vortheilhaft hervorthat. Eine Mittelstellung
nimmt Schick ein, der, nachdem er längere Zeit mit Er-
folg in der Darstellung ländlicher Sittengemälde sich ver-
sucht hatte, erst in den letzten Jahren zur Historie und
zum historischen Genre übergegangen ist und sich dabei
mit überraschendem Geschick die Technik und das Kolorit
der großen Venezianer zu eigen zu machen wußte. Als dem
hiesigen Künstlerkreise angehörig muß auch v. W erner,
obglcich er in letzter Zeit nicht hier thätig war, angesehen
werden, da er in Karlsruhe seine Entwicklung genommeu
hat. Werner ist ein Künstler von reicher und vielseitiger
Begabung; sein erstes größeres Staffeleigemälde: „Luther
und Cajetan" wurde von der Berliner Akademie mit einem
Preise bedacht. Später folgten „Herzog Konradin von
Hohenstaufen im Kerker" und „Raub Heinrich's IV. durch
Hanno von Köln", in welch' letzterem Bilde Werner der
romantischen Kunstweise der Franzosen, wie sie in Dela-
croix ihren Hauptvertreter fand, sich zuneigte. Die meiste
Anerkennung indessen hat sich derselbe durch seine treff-
lichen Zeichnungen zu den Scheffel'schen Dichtungen er-
worben. — Wenn Professor Feodor Diez erst an dieser
Stelle Erwähnung findet, so geschieht dieß sicherlich nicht
mit Rücksicht auf eine geringere künstlerische Bedeutung für
Karlsruhe, denn keines Andern Thätigkeit ist in gleichem
Maaße in den hiesigen Kunststätten vertreten, als gerade
die seinige. Vermöge des speciellen Gebietesindessen, das
er vertritt, nimmt er eine Sonderstellung ein, auch kann
von seiner Thätigkeit als Lehrer vor der Staffelei wenig
die Rede sein. Dagegen war Diez in höchst anerkennens-
werther Weise durch öffentliche Vorträge und spezielle Vor-
lesungen für Fachleute sowohl um Ausbildung und An-
eiferung der Schüler der Kunstschule bemüht, als auch be-
strebt, unter der hiesigen Bevölkerung Empfänglichkeit
für Dinge der Kunst zu wecken, ein Bestreben, welches

um so mehr hervorgehoben ;u werden verdient, als vor
Berufung Professor Woltmann's an das hiesige Poly-
technikum es dahier an jeder derartigen Anregung gebrach.
Diez hat in den letzten Jahren seines Ausenthaltes hier
mehrere größere historische Gemälde vollendet (Blücher's
Uebergang über den Rhein, Flucht einer Familie im
amerikanischen Kriege, lustige Schlacht (Roßbach) u. A.).

Bevor wir zum Landschaftsfache übergehen, möge noch
eines Veteranen unter den hiesigen Künstlern gedacht sein,
der seinen Kollegen und den Kunstfreunden aus einer
früheren Zeit noch im besten Andenken sein wird, aber
leider schon seit geraumer Zeit in Folge eines schweren
Leidens zu beinahe vollständiger Unthätigkeit gezwungen
ist. DieLeistungen Professor S chrödter's, — ihnmeinen
wir — im humoristischen Genre haben diesem reich be-
gabten Manne die volle Anerkenung und die Liebe aller
Verehrer ächter deutscher Kunst gesichert. Wenn man
von Don Quixote, von Fallstaff spricht, wird man an den
Künstler denken müssen, der für diese aus der Phantasie
des Dichters geschöpften Erscheinungen die äußere typische
Gestalt geschaffen hat. Schrödter hat diesen Bildern noch
zwei weitere Staffeleigemälde angereiht; „Hans Sachs in
der Werkstätte" und einen „Fallstaff"; im Uebrigen war
seine unermüdliche Thätigkeit der Lehraufgabe am hiesigen
Polytechnikum gewidmet, neben welcher hier nur kleinere
Schöpfungen, köstliche Aguarellbilder und trefsliche Zeich-
nungen zn Jllustrationen dichterischer Werke zu Tage ge-
fördert wurdeu. — Nur für kurze Zeit hatte die Kunst-
schule den Genremaler Niefstahl in ihre Räume aufge-
nommen, der aber schon seit Monaten seinen Wohnsitz in
einem nahe gelegenen Landstädtchen aufgeschlagen hat und
dort seine Villegiatur zu halten scheint. So lange er hier
thätig war, hat er nicht ein emziges seiner tresflichen Genre-
bilder ausgestellt. Noch manche jüngere Kräfte üben sich
in Karlsruhe auf dem Felde der Historie und des Genre's,
deren wir nicht insgesammt erwähnen können. Auch ein
Damenatelier unter der Leitung des tüchtigen Genre- und
Porträtmalers Hunziger, eines Schweizers, erfreut sich
eines fröhlichen Gedeihens.

Es bleibt nun noch übrig, auf dem Gebiete der Land-
schaftsmalerei Umschau zu halten. Sie wird nicht weit-
gehend sein, obwohl die Zahl der landschaftlichen Gemälde,
die allwöchentlich aus den hiesigen Werkstätten in die
öffentlichen Ausstellungsräume wandern, nicht gerade eine
geringe ist. Vor Allem muß es auffallen, daß bei dem
weitaus größten Theile der ausgestellten Landschaften in
Auffassungsweise und Durchbildung stets dieselbe Richtung
vertreten ist. Mag man auch dem gegenständlichen Jnhalt
landschaftlicher Gemälde noch so wenig Werth beilegen,
man wird es doch müde, immer dieselben Motive, mit den-
selben äußern Mitteln dargestellt, wiederkehren zu sehen-
Der Schüler schwört bei den Worten seines Meisters, und
wenn man auch nicht verkennt, daß der hiesige Repräsen-
 
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