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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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Blanckarts, Moritz: Die k. Kunstakademie zu Düsseldorf: ein historischer Rückblick bei deren fünfzigjährigem Jubiläum
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152

neuc Auregung brachtcn, wie C. Lasch, Avolf Schmitz und
namentlich Louis Knaus, der hier seine erstcn Lorbeereu
ernvtete und nach langer Abwesenheit 1867 als einer der
hcrvorragendsten Meister der Gegenwart zurückkehrte.
Nahczu dreihundert Künstler leben und wirken gegenwär-
tig in der sreundlichen Rheinstadt und viele besinden sich
darunter, die einen dauernden Platz in der Kunstgeschichte
verdienen. Es würde zu weit führen, sie alle hier nam-
haft zu machen; wir beschränken uns darauf, außer den
früher schon erwähnten nur noch die folgenden anzuführxn:
Andreas Achenbach, Wilhelm Sohn, Benjamin Vautier,
RudolfJordan, Wilh. Camphausen, Carl Hübner, Theodor
Mintrop, Caspar Scheuren, Aug.Weber, Aug.Leu, J.W.
Preyer und Frau Marie Wiegmann, die in den verschie-
densten Richtungen gerechte Anerkennuug gefunden und
als Lchrer oder Vorbild Einfluß gewonnen haben. Unter
allen Zweigen der Kunst konnte die Historienmalerei in
Düsseldorf am wenigsten zur Blüthe gelangen uud von
bedeutenden monumentalen Werken sind neben den bereitS
bezeichneten nur noch die großartigeu Fresken aus der
Geschichte Karls des Großen imKaisersaal zuAachen von
Alfred Rethel (-f 1859), die nach des Meisters Erkrankung
Josef Kehren vollendete, und die schönen Wandbilder in
der Aula der neuen Düsseldorfer Realschnle von Eduard
Bendemann zu nenuen. Das Fehlen einflußreicher Mäce-
naten macht sich hier leider in ersichtlicher Weise fühlbar.
Es ist daher um so erfreulicher, daß in Landschaften und
Genrebildern eine Höhe erreicht worden ist, die keine Ri-
valität des Jn- und Auslandes zu scheuen braucht, und
wenn auch neuerdings hin und wieder eiue gewisse Ver-
flachung ersichtlich wird, so hegen wir doch die zuversicht-
liche Hoffnung, daß die Düsseldorfer Schule, die bisher
alle Kalamitäten so glücklich überwunden hat, auch dieser
Gefähr siegreich begegnen wird. Jedenfalls darf sie mit
Stolz auf eine ruhmvolle Vergangenheit zurückblicken und
in bcrechtigter Freude das fünfzigjährige Jubiläum der
Akademie festlich begehen. Wir glauben unsern historischen
Rückblick, der durchaus nicht auf Vollständigkcit Anspruch
machen, sondern Lei der feierlichen Gelegenheit nur an das
Wichtigste erinnern will, nicht passender schließen zu können,
als wenn wir ihr des Dichters Worte zurufen:

„Liegt Dir Gestern klar und offen,

Wirkst Dn heute kräftig, frer —

Darfst Du auf ein Morgen hoffen,

Das nicht minder glücklich sei!"

Moritz Blanckarts.

Korrespondenz.

Bcrlin, Endl Ma>.

Eine der glänzendsten uud interessantesten Aus-
stellungen, welche Berlin in der letzten Zeit gesehen hat,
ist seit einigen Wochen im königlichen Schlosse eröffnet.
Eine große Anzahl von Sälen, deren Bildfläche durch

Schcerwände vcrgrößert ist, zeigt uns eine äußsrst reich-
haltige Sammlung von Aquarellen und Handzeichnungen
aus dem Privatbesitz der Königin-Witwe; der Katalog faßt
über 900 Nummern. Das Ganze macht auf den ersteu
Blick einen fast verwirrenden Eindruck, welcherhauptsäch-
lich dnrch eine große Anzahl von nicht immer bedentenden
Blättern der verschievensten Art hervorgebracht wird.
Biele darnnter, welche kaum eineu erträglicheu Liebhaber-
werth darstellen, hätte man zum Vortheile für das Ganze
an dieser Stelle lieber nicht ausstellen sollen. Da indcssen
das Vorzügliche bei weitem überwiegt, so wird der Blick
des Beschaners sehr bald über jenes Mittelgut hinweg zu
einer Fülle reicher Anschauung geführt, welche eine im
Allgemeinen vcrständige Anordnung möglichst erleichtert.
Wir treffen hicr zunächst eine Reihe von Landschaften und
Architekturen an, welche größeren Kollcktioncn angehören
und bisher gar nicht oder doch uicht in ihrem ganzen Um-
fange zur öffentlichen Anschauung gebracht worden siud.
Das gilt z. B. von Wegeliu's Architekturen rheinischer
Städte (über 60 Blatt) und von den in der Technik vor-
züglicheren Aquarellen F. Eibuer's, Ansichten bayrischer
und oberitalischer Städte. Noch glänzender ist eine Folge
von fast 90 Blatt, in welcher uns E. Gerhardt (Mün-
chen) die Ausbeute einer großen Neise durch Norditalien,
Spanien, Portugal (1848 — 49) vorführt. Es sind Ar-
chitekturen, manchmal in landschaftlicher Umgebung, auch
dekorative Details (z. B. die Wandgemälde aus dem „Saal
der Gerechtigkeit" in der Alhambra), verschieden sowohl
nach ihren malcrischen Eigenschaften, als auch in der Art
der Ausführung, welche manchmal mit skizzenhafter An-
deutung sich begnügt. Die ganze Sammlung gewährt für
daS Studinm der behandclten Gegenstände das höchste
Jnteresse und ergänzt nach mancher Seite hin die Publi-
kation. Eine kleinere Kollektion (25 Blatt) von dem
Engläuder Jackson behandelt zum Theil dieselben Ge-
genstände und zwar wirkungsvollcr, was das Kolorit und
die eigentliche Mache der Aquarelltechnik betrifft; in der
Zeichnung sieht inau freilich hier im Vergleiche mit den
Gerhardt'schen Blättern manchmal denDilettanten. Außer
cinigen höchst vorzüglichen Architekturen Carl Werner's
(z. B. den beiden Portalen von S. Giorgio in Venedig)
erwähnen wir noch Münchener Ansichten von Doll und
eine Reihe hübscher, niiniaturartig behandelter, aber dabei
höchst ansprechend dargestellter Wiener Ansichten von
R. Alt aus den vierziger Jahren. —

Eine große Anzahl einzelner Blätter von bedentenden
Äünstlern aus den früheren Jahrzehnten unseres Jahr-
hunderts, sowohl Aquarellen, als Blei-, Sepia- und Fe-
derzeichnungen, entsprechen nicht den Erwartungen, welche
man von solchen, oft im hohen Grade interessanteu Be-
! standtheilen einer hervorragenden Sammlung hegen könnte.
Selbst von rein kunstgeschichtlichem Gesichtspunkte aus
betrachtet, gewährt dieser Theil nur geringe Ausbeute.
 
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