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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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Kunstindustrielles aus München , [1]
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IV. Jahrgang.

Nr. 22^

GritrLge

stnd anvr, C.v.eiitww
(wien, Theresianumg.
2S)od.andieVerlagSH.
(Leipsig, KönigSstr. s)
zu richten.

3. Leptemiier.

Mserate

2 Sgr. für die drei
Mal gespaltene Petit-
zcile werden vonjeder
Buch- und Kunsthand-
lung angenominen.

1869.

Beiblatt zur Zeitschrist sür bildende Kunst.

Vrrlsg von L. A. Lcemsnn in TeiNZis-

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Znhalt: Kunstindustriclles aus Mi'inchcn. — Die Preisbewerbuug dcr !
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uud Kuusthandel. — Persoualnachrichten. — Kuustvereine, Sammlungeu
uud Ausstcllungeu. — Vermischtc Kunstnachrichten. — Neuigkeitcn des
Kunsthaudels nnd der Kunstliteratur. — Briefkastcn. — Druckfehler. —
Inserate.

Lunstindustrielles aus München.

München, 18. Augilst 186g.

^ München ist kein so günstiger Boden für Kunst-
industrie, wie man es bei seincr unbestrittenen Bedeutung
für die Kunst erwarten sollte. Um die Kunst für das
indnstrielle Leben im Großen fruchtbar zu machen, dazu
gehören eben noch andere Faktoren, als reiu geistige: vor
Allem eine wirkliche Großindustrie, sodann ein maffenhast
und fein entwickeltes Luxusbedürfniß im Publikum. Diese
beiden unerläßlichen Grundlagen fehlen in der Haupt-
stadt Bayerns fast ganz. Die modernen Bestrebungen
zur Hebung und Förderung des kunstindustriellen Lebens,
wie sie namentlich in England, Oesterreich und Frankreich
neuerdings zu so erheblichen Resultaten geführt baben,
stoßen deshalb in München auf mannigfache Schwierig-
keiten. Meistens sind es Gelehrte und Künstler, welchemit
. großer Energie und zum Theil auch mit eminenter Bega-
bung das anzustrebende Ziel verfolgen, dabei am Hofe und
in einzelnen Kreisen der höheren Gesellschaft je nach den
dort herrschenden Geschmacksrichtungen mehr odcr weniger
Unterstützung finden, aber auf die heimische Produktion
im Großen uud Ganzen bisher ohne erheblichen Einfluß
geblieben sind. Jn welcher Weise diesem Uebelstande
vielleicht mit der Zeit wenigstens theilweise abgeholfen
werden könnte, werden wir Gelegenheit nehmen, in einem
späteren Artikel auseinanderzusetzen, welcher der Nutzbar-
machung der Münchener Kunstsammlungen und speciell
der Schätze des bayerischen Nationalmuseums gewidmet
sein soll. Heutc beschäftigen wir uns mit den verschie-
denen industriellen und kunstgewerblichen Ausstellungen,

deren Schauplatz München gegenwärtig ist. Sie bieten
für das Eingangs Bemcrkte die schlagendsten Belege.

Es sind ihrer im Ganzen drei: die Lokalindustrieaus-
stellung im Glaspalast, die Ausstellung der königl. Kunst-
gewerbeschule unter den Arkaden am Hofgarten und die
Ausstellung desKunstgewerbe-Vereins im bayer.National-
museum. Die beiden erstgenannten berühren uns hier
weniger, weil sie theils vorwiegend gewerblicher Natur,
theils den Jnteressen der Schule als solcher gewidmet sind.
Auf der Lokalinbustrieausstellung fesselten uns besonders
die schönen Glasmalereien aus der Anstalt vonWladimir
v. Swertschkoff in Schleißheim, dcnen man seltsamer-
weise den allerschlechtesten und entlegensten Platz in der
ganzen Ausstellung angewiesen hat. Swertschkosf ist ein
seit längeren Jahren in München ansässiger Russe, der
sich hier durch sein echt russisches Assimilirungs- und Re-
produktionstalent, welches er in allen möglichen Zweigen
der Kunst und des Kunstgewerbes bewährte, gerechte An-
erkennung erworben hat. Wir werden ihm in der Aus-
stellung des Kunstgewerbe-Vereins noch einmal begegneu.
Seine Glasgemälde fallen schon von Weitem durch ihr
gesättigtes, ernstes und harmonisches Kolorit wohlthuend
auf und fesscln den Blick durch die sorgfältige und stil-
volle Weise, iu welcher sie ausgeführt sind. Sie umfassen
sowohl das ornamentale als das figürliche Gebiet, und
zwar letzteres in Anwendung auf Kirchen und profane
Gebäude, Alles in gleicher Güte der Ausführung und
mit großem Geschick in der Aneiguung der verschiedenen
Stile. Romanische Grisailles, die leuchtende Polychromie
der Gothik, dann russisch-byzantinische Muster, endlich die
zierlichsten Kompositionen im Geschmack der Renaissance
wechseln mit einander ab; namentlich die letztcren, die sick>
zur Verwendung im Privatbau trefflich eignen, sind von
großer Anmuth der Erfindung und sorgfältigster Ausfüh-
führung. Die übrigen hier ausgestellten Glasgemälde
 
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