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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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"Die französische Gesellschaft für Kupferstich"
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IV. Jahrgang.

Nr. 1

Äritrngr

sind an vi-. C.v.Lützow
(Wien, Theresianumg.
25) od. an dieVerlagsh.
(L'eipsig, Königsstr. 3)
zu richten.

16. Octolier.

Msrrirte

a 2 Sgr. für die dre
Mal gespaltene Petit-
zeile werden vonjeder
Buch- und Kunsthand-
lung angenommen.

1868.

Beiblatt zur Zeitschrist sür bildeude Kunst.

Verlag vou L. A. Leeininm m Lrlgzig.

Am I. und 3. Freitage jcdes Monats erschcint eine Nummcr von in der Regel einem Quartbogen. Die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" er-
halten dieSBlatt xratls. Apart bezogcn kostet dasselbclshThlr.ganzjährlich. Alle Buch- nndKunsthandlnngen wieallePostäintcrnchmenBestellnngenan.

Jnhalt: Die französische Gcsellschaft für Kupferstich. — Korrespondenz
(Dilsseldorf). — Bermischte Knnstnachrichten. — Kunstvereine, Samm-
lungen und Aiisstellungen. — Personalnachrichten. — Kuiistunterricht.
— Konlurrenzcn. — Kunstliteratur und Kunsthandel. — Nepigkeiten
der Kunstliteratur. — Zeitschriften. — Eingesendet. — Jnserate.

„Die fran^öslsche Gesellschaft für Kupferstich."

N. IIi. Jn deutschen Kunstvereinen herrscht die Ge-
pflogenheit, die Theilnahine der Mitglieder durch Lotterien
rege zu erhalten, bei welchen Gemälde die Treffer bilden,
als Nieten aber Kupferstiche erscheinen. Jst nun schon
diese Verwendung zur Bedecknng der Blößen dem An-
sehen und Gedeihen der Kupferstechkunst nicht gnnstig, so
wird die beliebte Handhabnng dieser Einrichtung dem
Kunstzweige geradezu verderblich. Stiche ersten Ranges
oder frische Platten geben sich natürlich nicht leicht zu
solchen Lückenbüßern her, man begnügt sich also mit der
Mittelmäßigkeit oder mit Verwendung von bereits benutz-
ten ausgedruckten Kupferplatten. Was Wunder, wenn
ein gescheidtes Vereinsmitglied — das dem Sprüchworte
gcmäß bekanntlich nie einen Treffer macht und vielleicht
auch über keinen geräumigen Dachboden verfügt — nur
mit einem Senfzer der alljährlichen Vermehrung seiner
Blätter grvßten Formates entgegensieht! Und das ist
alles, was im deutschen Publiknm bis auf den heutigen
Tag für diesen Hauptzweig künstlerischer Reproduktion
geschieht.

Anders wachen unsere Nachbaren jenseitS des Rheines
über ihren dnrch Mode und Jndnstrie gefährdeten Knpfer-
stich. Sie begnügen sich nicht mehr damit, daß die kaiser-
liche Negierung der Chalkographie des Louvre die Mittel
zu erhöhter Thätigkeit gewährt und daß die gute Stadt
Paris, diesem Beispiele folgend, cine Reihe von Kupfer-
stechern mit Aufträgen versieht. Als wollten sie den ihnen
von unserer Seite so gerne gemachten Vorwurf mangeln-

der Jnitiative zn Schanden machen, verfolgen sie überdieß
anf dem Wege der Assoclativn das gleiche Ziel, indem sie
ihren Kupferstich durch würdige Aufgaben vor den degra-
direnden Einflüssen des Marktes und der Spekulation
zn schützen suchen. Sicher ist es nicht bloße Liebhaberei
fnr diesen besonderen Kunstzweig, was in hervorragenden
französischen Künstlern und Gelehrten diesen Entschluß ge-
zeitigt hat; vielmehr haben sie für den guten Kampf, den
sie da kämpfen, einen höheren, allgemeineren Rechtstitel.
Sie können sich der Ueberzeugung nicht verschließen, daß
der ehrwürdige Ban ihrer nationalen Kunst kein Gebilde
des Zufalls ist, aus dem man einzelne Glieder beliebig
preisgeben und verfallen lassen kann, ohne daß Alles
darunter leidet. Sie wissen, daß wenn die feindseligen
Elemente nur erst den einen Stein zerbröckelt haben, sie
bald auch den andern angreifen können, um endlich den
Bestand des Ganzen zu untergraben. Jst nur erst der
Kupfcrstich todt gemacht, dann soll auch das Portrait über-
flüssig werden; mit der Schädigung der Bildnißmalerei
aber wird schon die Historie mitten in's Herz getroffen;
und was das Traurigste ist, nebenher geht die theoretische
Berläugnung der Grnndsätze, anf welcheu alle Kunst be-
ruht. Darum gilt es zunächst, den Knpferstich zn retten
und in diesem Siuue wnrde vor knrzem „die französische
Gesellschast für Kupferstich" in's Leben gerufen.

Glänzeude Narnen stehen an der Spitze des Unterneh-
mens. Präsidentder Gesellschaft ist Henriquel Dupont
und wo in aller Wclt fände sich wohl ein würdigeres
Haupt! Der edle Greis/dessen zwei und siebenzigstes
Lebensjahr imnier noch seine 365 Arbeitstage hat, trägt
wohl unbestritten uuter allen Mitstrebeiiden die Palme der
Kupferstechkunst; selbst Paul Toschi, wenn er noch lebte,
würde sie dem Stecher der Vermählnug der h. Katharina
nach Correggio nicht streitig machcii; der Aetzdrnck seines
neuesten Werkes, Christus in Emaus nach Paul Veronese

iv.
 
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