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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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Das deutsche Gewerbemuseum zu Berlin, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4914#0021

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vorhanden, daß unser Museum sich weit reicher dotirten
SLmmlungen würdig zur Seite stellen kann. Bei der
Knappheit der verwsndbaren Summen hat mit größter
Vorsicht nur das Nothwendige gekanft werden können;
wir haben auch keine ganze Sammlungen mit ihrem Ba-
last von Raritätenkrämerei aufzuuehmen brauchen und
sind daher von der andere Museenfast erdrückenden Menge
des nur historisch oder kulturgeschichtlich Jnteressanten
zum Vortheil der reinen Kunstindustrie frei geblieben. Die
Sammlung ist nach Maaßgabe des Materials und der
Tecknik vorzüglich geordnet, die im ursprünglichen Pro-
gramm angegebene Methode, die Gegenstände nach
ihrem Gebrauch im Dienst des Menschen zu ordnen, ist
niemals ernstlich oder auch nur versuchsweise befolgt
Worden. Sobald man anfing aufzustellen, mußte sich die
jetzt innegehaltene Methode, die ja auch an dieser Stelle so
dringsnd empfohlen wurde, als die einzig mögliche heraus-
stellen. Die Stücke sind sämmtlich durch angeheftete Zet-
tel ausfllhrlich in Bezug aus Material, Technik, Her-
stellungsort und- Zeit bezeichnet, nnd es ist jedesmal an-
gegeben, wenn dieselben durch Schenkung oder Leihung dem
Museum überwiesen siud. Andie Herstellung raisonnireuder
Fachkataloge wird man erst denken können, sobald in einem
Gebiet eine annähernde Vollständigkeit erreicht ist.

(Sch!nß folgt.)

Iltkrologe.

Eduard Hildebrandt, der gefeierte Landschaftsmaler
und kühne Reisende, ist am Sonntag den 25. Oktober
Abends 11 Uhr noch im rüstigen Mannesalter zu Berlin
gestorben.

Jndem wir uns die eingehende Würdigung dieses trotz
Einseitigkeit und vielleicht absoluter Verirrungen zweifel-
los bedeutenden, ja schöpferischen Künstlers sür größere
Muße aufsparen, geben wir vorläufig uur den slüchtigen
Abriß seines äußeren Lebens. Er ist am 9. September
1817 als der Sohn eincs armen Stubemnalers zu Danzig
geboren. Schon früh erwachte in ihm die Neigung zur
Kuust, nnd in dem Knaben bereits entwickelteu die ihn
umgebenden Neste einer großen Vergangenheit und der
Anblick des weiten Meeres die Sehnsucht, ferne Menschen
und Länder zu sehen, die ihn später nnaufhörlich zur
Wanderschaft trieb uud ihn endlich zum Weltnmwanderer
machte.

Doch waren die ersten Schritte seinem Ziele entgegen
für ihn sehr schwer zu vollbringen. Jm 19, Jahre gelang
es seiner Energie, entschieden die Künstlerlaufbahn zu bs-
schreiten. Zu Fuß pilgerte er nach Berlin, um an der
Akademie Lehre und Unterricht zu suchen. Doch sollte er
hier zunächst arg enttäuscht werden. Gottfried Schadow
wehrte grundsätzlich jungen mittellosen Leuten den Zugang
zur Kunst, wenn er sich nickt von dem Vorhandensein
eines seltenen Talentes überzcugte. Wie zweifelhaft und
nnsicker eine solche Diagnose aber bei noch ungeschultem
Können ist, liegt auf der Hand, und oft mag geirrt worden
sein. Auck Hildebrandt's Bitten vermochten den gestrengen
Akademiedirektor nickt zur Gewahrung freien llnterrichts,
seine vorgelegten Zeichnungen und Naturstudien fanden

keine Gnade. Glücklicherweise erschienen die Blätter dem
damals auf der Höhe seines Nuhmes stehenden Marine-
maler Wilhelm Krause, dem sie zufällig zu Gesicht kamen,
beachtenswerth genug, um dem strebsamen Künstjünger
in uneigennützigster Weise in seinem Atelier ein Asyl zu
gewähren. Ünter seiner Leitung gelangte Hildebrandt
bald dahin, kleine verkaufbare Bilder zu malen, von deren
Erlös er nicht nur seinen Lebensunterhalt bestreiten, son-
dern auch so viel erübrigen konnte, nm im Jahre 1840
eine erste Studienreise nach Skandinavien und den briti-
schen Jnseln zu unteruehmen.

Der Schule Krause's fühlte er sich nun entwächsen,
obgleich er nie vergaß, wie viel er ihm zu danken hatte;
er begab sich, ganz neue und verschiedene Anregungen
in sich aufzunehmen, nach Paris zu dem ihn jetzt über-
lebenden Genre- und Marinemaler Eugsne Jsabey in
das Atelier. Von ihm lernte er die eben von den mo-
dernsten Koryphäen der französischen Künst, einem Dela-
croix und Decamps und ihrer Gefolgschaft, geschaffene
glänzende Technik und koloristische Bravour, die schon im
folgenden Winter die staunende Vaterstadt an einem heim-
gesandten Hafenbilde als etwas Neues und Unerhörtes zu
bewundern Gelegenheit hatte. Jm Jahre 1843 errang
er auf dem Pariser Salon seine erste öffentliche Auszeich-
nung, die Medaille der dritten Klasse. Gleichzeitig ver-
ließ er Paris und wandte sich nach Berlin zurück: seine
Lehrjahre waren zu Ende.

Jn der Heimath eröfsnete sich ihm in ungeahnter
Weise der Weg zur Verwirklichung seiner Wünsche.
Alexander von Humboldt lernte ihn schätzen und ge-
wann Jnteresse für seinen Hang zum Reisen. Er empfahl
ihn an den König Fricdrich Wilhelm IV., der, durch
seine Arbeiten höchlich befriedigt, ihn noch in dem näm-
lichen Jahre auf Reisen schickte. HHdebrandt giug über
den Ocean nach Brasilien und den vereinigten Staaten
und kehrte erst nach zwei Jahren wieder. Der größte
Theil der heimgebrachten, unmittelbar vor den Gegen-
stäuden in schnellen charakteristischen Zügen in Aquarell
ausgefühvten Studien befindet sich auf dem Berliner
Kupferstichkabinet, gleick werthvoll in künstlerischer wie
iu ethnographischer Hinsicht. Aus manchen dieser Studien
wurden im Laufe der folgenden JahreOelgemälde; daneben
entstanden jedoch auch heimische Landschaften, zum Theil
mit bedeutender figürlicher Stafsage, die ihncn fast die
Geltung von Genrebildern giebt, und europäische Ma°
riuen. Für die realistische Nichtung der Berliner Künst
und die Ausbildung der Farbe war diese von allgemeinem
Beifall gekrönte Thätigkeit Hildebrandt's nicht ohne Ein-
sluß, während er in seinem eigensten Genre ohne Nach-
folge blieb.

Lange litt es ihu uun nicht mchr zu Hause. 1847
bereiste er abermals Englaud und Schottland und ging
über die Canarischen Jnseln, Portugal und Spanien zu-
rück. Das wesentlichste größere Ergebuiß dieser Reise
waren seine Darstellungen der Jnsel Madeira, die seinen
Ruf in noch weitere Kreise trugen. Jm Jahre 1851
war er wieder in königlichem Auftrage in Aegypten, Pa-
lästina, der Türkei und Griechenland; 1856 unternahm
er eine Nordpolfahrt und bereicherte das Repertoir der
schon seit lange mit fast ausschließlicher Vorliebe behan-
delten Farbenphänomene der Atmosphäre durch die Mitter-
nachtssonne und andere Wunder der arktischen Welt.

Die Hauptmasse der von diesen Reisen mitgebrachten
 
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