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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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Vom Christmarkt
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IV. Jahrgang.

Grrtrügr

sind an vr. C.v. Liitzow
kwir», Theresianumg.
Sösod.andieVerlagsh.
<Lritz;ig, Königsstr. S)
zu richten.

4. Decnnbrr.

Nr. 4.

Msrrate

L 2 Sgr. fnr die drei
Mal gespaltene Petit-
zeile werden vonjeder
Buch- und Kunsthand-
lung angenommen.

1868.

Beiblatt zur Zeitschrist sür bildende Kunst.

Vcrlag üon L. A. Lcemann in Leixztg.

An, I. und 3. Freitage jedes Monats erscheint eine Nummer von in der Regel einem Quartbogen. Die Abonnenten der „Zeitschrist siir bildende Kunst" er-
halten diesBlatt xrntla. Apart bezogen lostet dasselbel.l,jThlr.ganzjährlich. Alle Buch- undKunsthandlungen wieallcPostämternehmenBestellungenan.

Jnhalt: Bom Christmarkt. I. — DaS dentsche Gewerbemuseum zuBer-
'lin. (Fortsetzun'g). — Korrespondcnzen (Neapel, Düsseldorf). — Kunst-
Lereine, Sammlungen und Ausstellungen. — Kunstuntcrricbt. —
x' Kunstlitcratur und Kunsthandel. — Neuigkeiten der Kunstliteratur. —
Zcitschriftcn. — Briefkasten. — Jnserate.

Vom L h r i st m a r k t.

i.

eihnachten ist vor der
Thür, und auch ohne
Kalender und Schnee nnd
lange Abende würde die
Menge von „Prachtwer-
ken" und Jugendschrif-
ten. die sich auf den
Büchertischen einfinden,
nns an das Nahen der
frohen Zeit erinnern.
Leider können wir nicht
ganz so zuversichtlich,
wie es vor Jahresfrist an
dieser Stelle geschah, aus
dcn Neuigkeiten des hen-
rigen literarischen Christ-
marktes einen stetigen Fortschritt auf dem Wege zum Bes-
seren in der künstlerischen Ausstattung prognosticiren. Und
namentlich auf dem Gebiete des Holzschnittes begegnen
wir neben dem Erfreulichsten wieder unleugbaren Sympto-
men desRückfallsinVerirrungen, welche wirschonüberstan-
dcn zu haben glaubten. Wir dankeu das in erster Linie

der lleberschwemmung mit DorS'schen Fübrikaten. Ohne
dem Talente der Phantasie und der fabelhaften Produktions-
kraft des gegenwärtigen Chefs der „Jllnstratoren" in
Frankreich nahetreten zu wollen, muß man doch seinen
Einfluß für höchst verderblich in jeder Beziehung erklären.
Daß unter scinen und seiner Nachtreter Händen der Holz-
schnitt zugrundegerichtet wird, um das zu erkennen, bedarf
es keines tiefen Kunstverständnisses. Sie nehmen ihm alle
charakteristischen Eigenschaften, nöthigen ihm Härte und
Gelecktheit auf der einen, grelle Lichteffekte und nebclhafte
llmrisse auf der andern Seite auf und zerstören das in-
stinktive Verständniß für die Aufgabe und die Grenzen
des Holzschnittes, das sich innerhalb der letzten fünfund-
zwanzig Jahre langsam Bahn gebrochen hatte. Das Be-
mühen, es Dors gleichzuthun, spricht namentlich aus den
Jllnstrationen der neuen Ausgabe von Wieland's Ob eron
(Cotta). Daneben wird die Zeichnung vernachlässigt,
wie es bei der fabrikmäßigen Massenproduktion nicht andcrs
möglich ist, und die Jllustration vom Texte emancipirt,
falls dieser nicht den gewünschten Vorwand zu effektvollen
Bildern bietet. So wenig von biblischem Geiste durch-
drungen waren noch nie Zeichnungen zur Bibel, wie die
Dore'schen, welche Herr Eduard Hallberger in Stuttgart
Katholiken und Protestanten vorsetzt. Den gleichen Fabrik-
stempel tragen die Jllustrationen zmn Don Quixote,
welche der neuen Ausgabe der Tieck'schen Bearbeitung
(Berlin, Sacco) beigegeben sind. Es bleibt immer zu be-
klagen, daß Adolph Schrödter sich nicht in der Zeit
seiner Schöpfungskraft dem unsterblichen Werke des Cer-
vantes gewidmet hat, anstatt an hundert kleinen Aufgaben
sein Talent zu verzetteln. Niemand war in dem Maaße
befähigt, Humor und Satire des großen Spaniers zu
verkörpern. Er hat für den Ritter und den Knappen die
Typen geschaffen. Jhn und Gustav Dorv in ihren Blät-
tern zum Don Quixote zu vergleichen, kann uns uicht in
 
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