Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

DOI Artikel:
Der Brand des Dresdener Theaters
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4914#0219

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
218

bedeutende Gluth ausgesetzt war, sodaß man schon zum
Fortschaffen der Gemälde aus dem bedrohten Flügel
Vorkehruugen getroffen, hätte allerdings bei windigem
Wetter verhängnißvoll werden können. Jnsofern mag
man Recht haben, wenn man das Museum und seinen
kostbaren Jnhalt nicht zum zweiten Male von einer
solchen Eventualität bedroht wissen will. Aber giebt es
denn kein Mittel, wenn man sich vor so unerhörten Fahr-
lässigkeiten, wie die, welche als Ursache des Brandes au-
gegeben werden, nicht schützen kann, durch umfassende
Löschvorrichtungen, durch uuter dem Dache angebrachte
Wasserreservoirs w., wenigstens den Schaden auf das
Haus selbst zu beschränken? Jn der That, es wäre
sehr zu beklagen, wenn der herrliche Platz, den auf
der einen Seite die Hofkirche, dieses Prachtstück des
Barokstils, auf der andern das stattliche Mnseum mit
dem daranstoßenden Zwinger einschließt, sein Anrecht
auf den Semper'schen Theäterbau verlieren müßte. Hatte
doch für Dresden dies Bauwerk eine ähnliche Bedeutung
wie Schinkel's Schauspielhaus für Berlin, ist doch das
eine wie das andere ein Wahrzeichen für die Umkehr des
verkommenen baulichen Geschmacks zum Bessern und
Schönen! Deßhalb sollte man sich zweimal besinnen, ehe
man von dem Platze und vielleicht mit dem Platze auch
von dem Meister Abstand nimmt, der neben Pöpelmann
und Chiaveri den architektonischen Charakter der Stadt
bestimmt und dem modernen Dresden den Stempel seiues
Geistes aufgedrückt hat. E. A. S.

Korrespondenz.

Berlin, Ende SepLember.

Eins der besten Landsckaftsbilder, welches mir in
letzter Zeit zu Gesicht kam, ist seit kurzem aus hiesigem
Privatbesitzin Sachse's Salon zmnVerkaufe ausgestellt.
Es ist ein „Gebirgsbach" von Gude in Karlsruhe, aus
dem Jahre 62. Das Motiv ist einer nördlichen Gegend
entlehnt, ohne daß die Charakteristik auf ein bestimmtes
Land führte. Nach dem Vordergrnnde zu stürzt zwischen
Felsen uud Steingeröll der brausende Bach; zur Rechten
steigt ein Pfad an, welchen im Mittelgrunde eine guer
Lurch die Bildfläche gelegte Brücke nach dem gegenüber-
liegenden Ufer hinüberleitet. Hier — zur Linken des Be-
schauers — steht ein Tannenwald und dazwischen niedrige
mit Holz gedeckte Hütten. Zwischen beide Ufer hindurch
fällt der Blick auf einen von Wolken verhüllten Gebirgs-
zug. Die Gruppirung ist durchaus geschlossen, fast regel-
mäßig zu nennen, sie wirkt durch die feine, zart ausge-
führte Zeichnung noch angenehmer, und der Eindruck,
welchen die Linien machen, nähert sich der Wirknng frei
komponirler Bilder. Dazu hat der Künstler den ganzen
Reiz seines glänzenden und doch so zarten Kvlorits auf-
gewandt und dem Bilde Eigenschaften gegebeu, welche
dasselbe berechtigen, neben die effektvollste naturalistische

Landschaft sich zn stellen. Gude ist Schüler Andreas
Achenbach's, neben Leu, welcher fast ausschließlich dic,
Alpenlandschaft als Specialität knltivirt, ohne Zweifel
der bedentendste. Seine Farbe ist indessen nicht brillant
noch äußerlich bestechend; in ihrem Grnndton ist sie durch
den fenchten Nebelduft bestimmt, welcher von dem mit
leichtemRegengewölk behangenen Himmel herab über den
Thalgrund sich gesenkt hat. Auf den Höhen wird es etwas
lichter, die Spitzen der einzelnen Gegenstände särben sich
entschiedener, während alle tieseren Partien im klarsten,
zartesten Silberton stehen. Einzelne warme Flecke, wie
das rothe Kleid einer den Gebirgssteig hinaufreitenden
Dame, leuchten durch die kältere Farbenscala hindurch. Es
wird nicht allzuhäufig ein Bild gefunden werden, welches
durch seine Zeichnnng nnd durch sorgsame koloristische
Durchstimmung gleich bedeutend ist. — Eine langgedehnte
Abendlandschaft Lessing's(!868) verdient schon um ihres
Meisters willcn sorgfältige Beachtung. Viele unter seinen
früheren Arbeiten ähnlicher Art sind von größerer Energie
der Formen und von satterem Kolorit. Der Himmel ist
kall und in seinen Lichtern nicht recht zu dem Ganzen ge-
stimmt, der Vordergrund zu breit und leicht behandelt und,
abgesehen von einer wunderlich gestalteten Bamnwurzel,
ohne Detail. Doch im Mittelgrunde, in dem langgestreckten
Buchenwalde hinter dem vom Abendlichte leicht angehauch-
ten Weiher, kommt der gewohnte, stimmnngsvolle Klang
der Lessing'schen Abendlandschaften zum Ausdruck. Er
ist hier von vorwiegend elegischer Färbung und findct sein
bestimmteres Ausdrucksmittel in den Grabkreuzen, welche
rechts nnter einer wunderbar schönen Gruppe von
Buchen und Hängebirken stehen. Das versetzt uns wieder
dreißig Jahre zurück in die Zeit der reichen Staffageland-
schaften, die Lessings Ruhm begründeten, und ein später
Nachklang aus der Fülle jenes Lebens spricht uns mit
der Wärme einer plötzlich aufsteigenden Erinnerung an.

Bilder geringeren Ranges übergehe ich, weil mit der
bloßen Aufzählung Niemandem gedient ist, und für ein-
gehende Würdignng, selbst wenn es sich um namhafte
Künstler handelt, die Spalten eines Blattes, welches doch
nur das Wichtigere überall verzeichnen kann, nicht aus-
reichen würden. Dagegen möchte ich knrz eines Bildes
gedenken, welches durch seinen Gegenstand ebensowohl wie
durch seine malerische Erscheinung Jnteresse erweckt, ob-
gleich sein Künstler nicht zu den Ersten gehört. Es ilt
„Ajaccio" von Rnd. Jonas (Berlin). Der Künstler
trat bisher vorzugsweise mit Landschaften auf, welche durch
Führung der Linien und Anordnung der Gründe zn wirken
suchten, während die Farbe erst in zweiter Linie hervor-
trat. Dieses Bild, die Frucht einer früheren Studienreise
durch Corsika, wirkt dnrch die Abwägung der Massen an-
genehm: vorne liegt der Golf, dahinter die Stadt und
hinter dieser die schön gezeichneten Formen einer langen
Bergkette. Von der Stadt her zieht sich links in den
 
Annotationen