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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.4914#0220

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219

Vordergrund hinein ein Pfad zwischen Felsen, welche steil
in den Golf sich senken und ihn an dieser Seite in ellip-
tischer Linie begranzen. Die Ansicht steht im klaren,
sonnigen Lichh und die Farben sind in ihrer großen Leucht-
kraft allerdings von vorn herein ein wenig auf Wirknng
angelegt. Sie stimmen aber so wohl zu einander und
sind vollends ihrem Gegenstande so angemessen, daß von
einem willkürlichen Esfekt nicht die Rede sein kann.
Der Künstler hat eben gezeigt, vielleicht durch die Lanne
seines Publiknms bewogen, daß er auch farbig zu malen
versteht, während doch andererseits sein Bild wedcr der
Komposition noch der Zeichnung nach zu kurz gekommen
ist. — Eine „rheiniscke Klosterruine" von Th. Hagen
(Düsseldorf) gibt uns in bedeutendem Umfange eine Menge
einzelner Schönheiten; das Ganze aber will keinen rechten
Eindruck machen. Der Künstler versteht sich auf den
Himmel und die Ferne, auch einzelne seiner Bäume
sind gut und hübsch gemalt; der Gegenstände aber sind
viel zu viel, als daß Lei so erstaunlich breiter Pinselsüh-
rung ein Gesammteindruck ermöglickt werden konnte. Jn
dieser Hinsichthat Hagen schon Glücklicheres geleistet, wenn
es gleich auf den ersten Blick nicht so imponirte, wie dieses
Bild.

Ewähnung verdient auch noch ein ganz kleines, mit
miniaturartiger Feinheit ausgeführtes Bild von Karl Jutz
(Düsseldorf). Es stellt eine kürzlich dem Ei entschlüpfte
Entenbrut dar, welche nnter mütterlichem Geleite auf
schilfumwachsenen Wasser schwimmt, während ein prächtig
gemalter Enterich mit stahlblauem Kopfe am Ufer steht.
Die Ausfassnng ist von glücklicher Naivetät, und in Bezug
auf die trefsliche, pastose und doch sauber gehaltene Farbe
ist das Bildchen eine Leistung, welche den besten dieser
Gattung sich an die Seite stellen kann.

Jm Kunstv ercin (Uuter den Linden)hängt eine vor-
züglich gemalte Ansicht von derUmgebnng des Kolosseums
mit demBlick auf Rom von Albert Arnz. Die Beleuch-
tnng ist in ihrer goldigen Gluth etwas zu sehr gesteigert,
die vielen glänzenden Lichter lassen das Auge nicht recht
zur Nnhe kommen. Die Anordnnng aber hat etwas
Großartiges, und die Behandlung ist wohl erwogen und
in Bezng anf die größere oder geringere AuSführung der
Bedcutung der cinzelnen Gegenstände angemessen. Von
demsclben Umfange etwa ist eine Waldlandschaft von
H. Pohle (Berlin). Sie ist kaum weniger reich an De-
tail. als das oben erwähnte Bild Hagen's, aber besser
grnppirt und kräftiger gemalt, so daß die Massen sich
übersichtlicher gliedern. Dabei ist das Bild von derselben
Naturfrische. obwohl die grünen und gelben Lokaltöne nicht
so vorwitzig herausfallen, wiedort. Am sonnenbesckienenen
Wasser mittcn im Wald steht ein Haus, hinter welchem
griine Matten ansteigen. Anf deren Höhe steht alteS Ge-
mäner. Mitten durch denWald fällt der Blick anf ein Dorf,
dessen Häuser wieder von Grün reichlich umgeben sind.

Der Vergleich beider Bilder ist höchst lehrreich und ent-
scheidet sich, obwohl das erstere im Einzelnen sehr viel be-
deutender ist, doch im Gesammteindrncke sür das letzte.
Die Lokalfarben, welche Hagen zu verwenden pflegt, be-
dürfen doch auch größerer Fläche, einer überlegteren An-
ordnnng, wenn sie zusaimnenwirken sollen, sonst geben
sie nnr eine scheinbar willkürlich zusammengestellte Gruppe
frischer, geistreicher Skizzen, aber kein Bild, wie es doch
Pohle mit einem weit bescheideneren Aufwande von
Mitteln hergestellt hat.

Urkrolog.

O. Andreas Halbig, Bildhaner, welcher am 3. Mai
1869 zu Penzing bei Wien verstorben ist, war am 24.
April 1807 zu Donnersdorf in Unterfranken (K. Bayern)
geboren. Seine Studien machte er bei Professor Eber-
hard in München. Borerst fand er in Franken Gelegen-
heit, seine Tüchtigkeit in Werken meist kirchlicher Sknlptur
nachzuweisen. Von größeren Arbeiten dieser Art sind zn
nenncn: die inueren Einrichtungen der Kirche zu Rim-
par, zu Marktbreit, zu Werneck; desgleichen die in der
Stiftskirche und der Studienkirche zu Aschaffenbnrg, ferner
Arbeiten auf der Salzburg bei Neuhaus und in der
Kirche des letzten Ortes, in den Kirchen zu Oberthulba,
zu Landenbach, zu Klingenberg, zu Untereinersheim,
zu Stüdlingen, zu Stockheim bei Königshofen und vielen
anderen. Bedeutende Kircheneinrichtungsarbeiten hatte
Halbig für die Pfarrkirche in Bnrghausen in Ober-
bayern zu fertigen: einen reich mit Bilvwerk gezierten Hoch-
altar, vier Seitenaltäre, Kanzel und Orgel. Zu seinen
bedeutendsten Arbeiten zählt aber die Nestauration der
Marienkapelle inWürzburg. Hierhatte er Gelegen-
heit, seine gründliche Kenntniß der spätgothischen Formen
aufdas gclungenste nachzuweisen. Diese Arbeiten sind ganz
vortrefflick aufgefaßt und ausgeführt. Auch an der Re-
sidenz zu Würzburg, an den dortigcn Bahnhofbauten fand
er vielfache Beschäftigung. Viele Denkmäler nach seinen
Entwürfen zieren den Kirchhof in Würzburg. Jm Jahre
1856 siedelte Halbig nach Wien über, wohin ihn ein eh-
reuder Auftrag führte. Er sollte nämlich auf Bestellung
des Erzherzogs Ferdinand Max einen für die Votiv-
kirche bestinimten Hochaltar projektiren nnd anfertigen.
Diese Arbeiten konnte er noch vor seinem Tode vollenden.
Andere Arbciten in Oesterreich von Halbig's Hand sind:
die 60 Fnß hohe Dreifaltigkeits-Sänle in Pest, viele
Bildhauerarbeiten an den verschiedensten Orten der
österreichischen Monarchie. Halbig hatte ein vorzügliches
Geschick, eine ansgeprägte Begabnng, scine Schöpfnngen in
dem GeistederBauwerke ansznführen,denen sie als Schmuck
dienen sollte. Er arbeitete mit besonderer Tüchtigkeit und
großer Kenntniß in den Formen der Spälgothik, die er
i wie wcnige Andere richtig zu erfassen wnßte. Doch leistete
i er auch Tüchtiges im romanischen Stil und in der Ne-
! naissance. Seine Arbeiten zengen aber dnrchweg von
feinem Sinn für Beobachlnng und Auffassnng des für
i seine Aufgabe Maßgebenden.

Kuiistlitcraiiir uiid Limslhaiidcl.

Eduard Hildebrandt, der Maler des Kosmos, sein
Leben und seine Werke, von F. Arndt. Berlag
von R. Lesser in Berlin.
 
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