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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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Mündler, Otto: Die Versteigerung der Galerie Delessert
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4914#0124

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123

Adelsbrief, die Benennungen, die im Kataloge stehen,
werden von einzelnen naiven Liebhabern buchstäblich
genommen, und ein häßlicher, zahnlückiger Dietrich'scher
Greisenkopf wird unter dem Namen Rembrandt mit
5300 Frs. bezahlt, was weder der Preis eines Originals,
noch der einer Kopie ist; eine unächte Rubens - Skizze
wird anf 13,000 Frs. getrieben, Brakelaer und Koekkoek
unter den Neuern erreichen hohe Preise, und man reißt
sich um den Auswurf der Sammlung, denn Jeder will
etwas aus der Galerje Delessert mit heim bringen. Es
kann nicht in unserer Absicht liegen, ein vollständiges
Verzeichniß der 210 Bilder mit ihren Preisen zu geben,
aber das Bedeutendste mag hier Platz finden. Außer den
schon angeführten Bildern brachte:

Nr. 22. A. van Dhck, Bildniß des Michel L. Blon

15.500 Frs.

30. I. van der Heyden, ein Platz in Köln,

40.000 Frs.

31. Derselbe, Ansicht einer holländischen Stadt,

16.500 Frs.

28. Grenze, Bildniß Wille's, 29,000 Frs.

33. Hobbema, Jnneres eines Waldes, 40,000 Frs.

107. Ph. Wouwerman, Lagerscene, 26,500 Frs.

68. Jsaak van Ostade, ländliche Wohnung,

13.000 Frs.

96—97. Will. van de Belde, Seestücke, 12,500
und 14,500 Frs.

9. Berghem, eine Heerde durchschreitet einen
Fluß, 11,000 Frs.

4. Backhuysen (W. van de Velde), bewegtes Meer,
18,200 Frs.

13. I. Both, Sonnenuntergang, 18,000 Frs.

67. Adr. van Ostade, Brustbild einer alten Frau,

22.000 Frs.

90. H. Terburgh, Jnneres mit drei Figuren (sehr
verdorben), 30,000 Frs.

91. H. Terburgh, junges Mädchen, trinkend,

45.000 Frs.

66. Ad. van Ostade, holländische Tanzunterhaltnng,

23.500 Frs.

112. I. Wynants, Landschaft mit Bach, 51,000 Frs.

111. I. Wynants, Landschaft mit Schweineheerde,

33.500 Frs.

80. I. Nuysdael, Landschaft mit Wasserfall,

15.500 Frs.

210. Wickenberg,schwedischeWinterlandschaft,Kinder
mit Schlitten, 12,000 Frs.

192. Saint-Jean, von Lyon, Blumen und Früchte,

16.500 Frs.

180. Meissonier, die Schachpartie, 27,000 Frs.

, Es ist dies das vielbewunderte Bildchen von
der Ausstellung des Jahres 1841; vgl. „Zeit-
schrift" I. Band, 1866, S. 177.

Nr. 181. Meissonier, die Liebhaber, 40,000 Frs.

128. Bonington, Franz I. und seine Schwester im
Schloß von Blois, 31,000 Frs.

127. Rosa Bonheur, 1845, Vieh auf der Weide,
Normandie, 15,500 Frs.

136. Paul Delaroche, heil. Cäcilie, 21,000 Frs.
173. Leys, eine alte Spitzenklöpplerin, 18,000 Frs.
Pradier's Phryne, lebensgroße Marmorstatue, wurde
für 11,000 Frs. verkauft.

Der Gesammtertrag dieser Versteigerung belief stch
(ohne die 50/g) auf 1,769,330 Frs.

O. Mündler.

Korrespondenzen.

Ncwyork und Boston, Anfang Febrnac isss. <Sch>uß.)

Noch ein knrzer Bericht über die Ausstellung der
Natioual Academy of Design und meine lange Korre-
spondenz ist zu Ende.

Der schon früher von mir mitgetheilte Ausspruch hie-
siger Kritiker, daß die Ausstellungen der Akademie von
Jahr zu Jahr schlechter würden, hat sich diesmal glänzend
bestätigt. Die Ausstellung ist die langweiligste, bedeu-
tungsloseste und schlechteste, die ich noch in den Sälen der
Akademie gesehen habe. — Ein großer Theildes Raumes
ist eingenommen von der zweiten Ausstellung der ameri-
kanischen Gesellschaft der Aquarellisten. Die meisten dieser
Aquarelle kranken an dem Bestreben, das Charakteristische
der Wasscrfarbe zu verwischen und durch sie die volle
Pracht und Glut der Oelfarbe zu erreichen —> ein Be-
streben, daß durch hinzutretende allgemeine künstlerische
Jmpotenz noch verderblicher gemacht wird. Die anzie-
hendsten Stücke der Sammlung sind gerade die kleinsten,
fast farblos gehaltenen Skizzen.

Dasselbe gilt von den ausgestellten Oelgemälden. Jch
habe mir in meinen Katalog nur vier angemerkt, davon
nur eines von einem hiesigen Künstler, ein „Schaafstück"
von Tait. Die übrigen drei sind „ die Elfen "vonStein-
brü ck (im Besitz von Marshall O. Roberto, New-N»rk):
„EinKardinal, nebstGefolge" von A. Guerra und „die
römische Campagna" von A. Hamm, 1859.

Jm südlichen Saale der Akademie ist jedoch eine An-
zahl von Bildern vereinigt, welche sür den Besuch reich-
lich entschädigt. Es ist dies eine Gruppe von Werken von
zwei im verflossenen Jahre gestorbenen Mitgliedern —-
Charles Loring Elliot und Emanuel Leutze.

Charles Loring Elliot war der beste Portraitmaler
Amerika's, und ich glaube nicht, daß es zu viel gesagt ist,
wenn die Amerikaner die Behauptung aufstellen, er sei
auch in Europa nicht übertroffen worden. Ilnter dem
viertelhundert ausgestellter Portraits sind allerdings nicht
alle sich gleich. Zumal die ganzen Figuren scheinen mir
weniger geluugen. Ganz vorzüglich sind aber einige Köpfe
 
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