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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.4914#0125

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älterer Männer, uud wenn von ihm behanptct worden
ist, daß er hauptsächlich in der Darstellung dieser excellirt
habe, so liefert ein herrliches Portrait eines Knaben den
Beweis, daß er auch die weichere, weniger charakteristische
Jugend wiederzugeben verstand. Absolut schauderhaft
dagegen ist eine Landschaft, wie der Katalog versichert, die
einzige, welche der Künstler je gemalt hat. Elliot wurde
im Jahre 1812, in Scipio, im Staate Newyork geboren,
war ein Schüler von Trumbull, studirte fleißig an Bil-
dern von Gilbert Stuart, war nie in Europa und hat
über 700 Portraits gemalt.

Von Leutze istnicht viel da und das wenige nicht von
hervorstechender Bedeutung. Vier Portraits, darunter
sein eigenes und dasjenige des Küustlers Whittredge (volle
Figurin spanischemKostüm); „Erstürmung eines Teocalli";
„John Knox vor Maria Stuart"; „Besitzergreifung
Marylands durch Lord Baltimore"; „der Bilderstürmer"
und „Kuno von Sayn".

Endlich habe ich noch einer vor Kurzem in Boston
stattgehabten Auktion zu erwähnen, der bedeutendsten
welche, wie man sagt, überhaupt hier noch je gehalten
wordeu ist. Das will allerdings nicht viel sagen, da man
hier gewöhnlich nur das miserabelste Zeug auf Auktionen
zu sehen bekommt. Jch notire Jhnen nur dis Preise der-
jenigen Bilder, welche für Sie besonderes Jnteresse haben.
Die Preise (dieimmer die Rahmen mit einschließen) waren
durchgängig sehr schlecht. „Reverie" von Moritz Calisch
200 Doll.—-; LouisToussaint „die langweilige Vorlesung"
115 Doll.-—; Andreas Achenbach „ Fischerbote bei Scheve-
ningen" (auf 2500 Doll. geschätzt) 1425 Doll. —; Carl
Hoff „derAbschied" 320Doll. — ; Jernberg „derfaule
Koch" 103 Doll. —; C. Jrmer „der Rhein bei Düssel-
dorf" 250Doll. —; C. Hoguet „Küste derNormandie"
275 Doll.—- Ein großes Bild des berühmten englischen
KoloristenE. S- Cobbett, „die Aehrenleser" gingzu530
Doll.weg;„LandschaftmitSchaafen"vonVerboeckhoven
zu 255 Doll.; eine sehr schöne „persische Dame" Cesare
dell' Acqua's zu 205 Doll. Ein großes Blumenstück
von Robie und „dergroße Kanal inVenedig" von Ziem
wurden zurückgezogen, da sie nicht auf Preis zu bringen
waren. K.

Nürnberg, Mcirz 1SKS.

R. L. Obgleich Nürnberg vorzugsweise Fabrikstadt
ist, herrscht gegenwartig daselbst doch auch eiue künst-
lerische Thätigkeit, welche zum großen Theil an die unter
A. v. Kreling's Leitung in höchster Blüthe stehende
Kunstschule sich anschließt.

A. v. Kr eling selbst arbeitet, mit zweien seiner Schüler,
sehr fleißig an einem figurenreichen, großen öffentlichen
Brunnen, welcher in der Erzgießerei von v. Miller in
München in Bronze ausgeführt werden soll. Sein Kepler-
Denkmal geht in der Erzgießerei von Lenz und Heroldt

in Nürnberg baldiger Vollendung entgegen. Nach den
Entwürfen Kreling's und unter seiner speziellen Lcituug
habeu die Gebr. Klanß wieder eins der neuen, etwa 5
Fuß breiten und 30 Fuß hohen gemalten Fenster mit
meist lebensgroßen Darstellungen aus dem Kreise des
neuen Testamentes für die Kirche in Kempten vollendet.

Prof. C. Raupp hat ein großes Bild ausgestellt:
„die Preußen kommen," eine Scene aus dem Kriegs-
jahre 1866. Landleute, welche mit der Heucrndte be-
schäftigt sind, werden durch die von einem herbeieilenden
Knaben überbrachte Nachricht von dem Einrücken feind-
licher Truppen in ihr Dorf in höchste Bestürzung ver-
setzt. DasBild ist wegen der entschieden ausgesprochenen
Charakteristik aller Gestalten leicht verständlich, ist vvr-
trefflich komponirt, sehr korrekt gezeichnet und hat jene
naturalistischeFarbengebung und vollendeteTechnik, welche
die Schüler C. Piloty's in so vortheilhafter Weise aus-
zeichnet. Von besonderem Neiz ist auch die mit großer
Liebe behandelte Landschaft, deren Stimmung, aufziehen-
des Gewitter, dem Hergang im Vordergrunde des Bildes
in trefflichster Weise angepaßt ist.

Prof. C. Jaeger, welcher durch seine von Bruck-
manu in München auf photographischem Wege verviel-
fältigten Kartons mit Darstellungen aus Schiller's Dich-
tungen auch in weiteren Kreisen bekannt geworden ist,
hat wieder einen Karton derselben Folge vollendet,
welcher die Worte: „Erröthend folgt er ihren Spuren"
aus Schiller's Lied von der Glocke zur Anschauung bringt.
Ein von der Jagd heimkehrender, frischer Jüngling folgt,
einen Blumenstrauß in der Hand, seinem Mädchen,
welches von dem Hunde in vertraulicher Weise bereits be-
grüßt wird. Die Gestalt des Mädchens ist mit feinem
Gefühl für Schönheit und Grazie gezeichnet und bis in
alle Details hinein mit Berständniß durchgebildet. Auch
die Landschaft ist sehr schön. Die Ansführung des Kar-
tons ist eine meisterhafte; der Künstler hat mit der
Kohlc gleichsam gemalt.

Hofrath Prof. F. C. Mayer hat wiederum mehreren
seiner bekannten und beliebten mit Sinn für das Male-
rische aufgefaßten und mit größter Präzision gezeichneten
Jnterienrs älterer Baulichkeiten vollendet, und arbeitet
jetzt an einem größeren Bilde, einer Ansicht des höchst
malerischen Hofes des ehemaligen Tucher'schen Land-
hauses in der Hirschelgasse zu Nürnberg.

Der Schlachtenmäler L. Braun ist imAuftrage des
Großherzogs von Mecklenburg mit der Vollendung eines
großen Bildes beschäftigt, welches die Revue der feind-
lichen, Nürnberg im Jahr 1866 okknpirendeu Truppen
darstellt. Braun hat seine für einen Künstler stets
schwicrige und undankbare Aufgabe, die Darstellung vieler
Portraits auf einem Bilde, mit großem Geschick gelöst.
Er hat den Moment erwählt, da der Großherzog Orden
an seine Officiere vertheilt, welcher ihm gestattet, die
 
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