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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.4914#0126

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großen Truppenmasseu in kleinere Gruppen zu zerlegen
und in dieselben mehr Leben und Bewegung zu bringen.
Jm Hintergrunde sieht man die Stadt Nürnberg mit ihren
Thürmen und ihrer hochragenden Burg. Die Portraits
sind sehr individuell nnd ohne Zweifel ähnlich. Beson-
deres Geschick zeigte der Künstler, welcher Studien halber
den deutsch-dänischen Krieg mitgemacht hat, in der
Darstellung der Pferde, deren charakteristischeBewegungen
er genau beobachtet hat und trefflich zu zeichnen versteht.
— Ein anderes schönes Bild desselben Künstlers stellt
eine Ernte in Mecklenburg dar. Vier krästige Pferde
ziehen einen hochbeladenen Getreidewagen. Verschiedene
Leute sind mit Aufladen des Getreides beschäftigt. Der
junge Befitzer, auf einem edlen Rosse, einen großen
schönen Hnnd neben sich, läßt von einem Verwalter sich
Bericht erstatten. Das Bild fesselt durch seine große
Naturwahrheit und knnstlerische Durchführnng.

Ein junger Architekturmaler, Max Bach aus Stutt-
gart, hat eine Sammlung kleiner Ansichten von Nürnberg
in malerischen Original-Radirungen begonnen, welche in
zwanglosen Heften ü 5 Blatt erscheint. Bach stellt in
diesem Werke, neben einigen intcressanten älteren, jetzt
nicht mehr vorhandenen Gebäuden, vorzugsweise die
höchst malerischen alten Befestigungswerke Nürnbergs
dar, welche mit ihren Mauern, Thürmen, Thoren nnd
Gräbcn, historisch und malerisch gleich werthvoll, der
alten Reichsstadt Nürnberg vorzugsweise den ihr eigen-
thümlichen Charakter verleihen.

Düfseldorf, Ende Marz.

L. Von der außerordentlichen Thätigkeit unserer
Künstlerschaft kann man sich einen Begrifs machen, wenn
man erfährt, daß im Jahre 1868 von der Bilderversen-
dungskommission des hiesigen Künstler-Unterstützungs-
vereins über zwölfhnndert Gemälde an auswärtige Kunst-
Ausstellungen verschickt worden sind, wobei sich also nicht
eimnal die auf Bestcllung ausgeführten und gleich an den
Ort ihrer Bestimmung abgegangenen befinden. Auch
ein Besuch unserer beiden Permanenten Ausstellungen
legte in den letzten Wochen von dieser Thätigkeit beredtes
Zeugniß ab. Selten sind gleichzeitig oder kurz nach ein-
ander so viele interessante Bilder dort zu sehen gewesen
und jedes Genre mit Ausnahme der Profan-Geschichts-
malerei hatte seine würdigen Vertreter gefunden. Jn
der biblischen Geschichte war es A. Graß, ein Schüler
Ed. Bendemann's, der seine Ausbildung jüngst in Rom
vollendet hat, welcher in „ Christus bei Martha und Maria"
ein beachtenswerthes Streben nach Vollendung in Zeich-
nung und Farbe bekündete, wobei allerdings die Frische
und Ursprünglichkeit der Darstellung einigermaßen ver-
loren gegangen war. Von den Schlachtenbildern ver-
setzte uns die Attacke Preußischer Husaren auf Oester-
reichische Jäger bei Aschafscnburg von Emil Hünten mit

lebendiger Anschanlichkeit in den Krieg von 1866, wäh-
rend uns eine Gefechtsscene von seinem ehemaligen
Schüler Moritz Blanckarts die Zeiten der Befreiungs-
kriege von 1813—15 zurückrief. Unter einer Menge
tüchtiger Genrebilder zeichneten sich zwei Werke von Emil
Volkers ehrenvoll aus, welche eine „Wallachische Schenke"
und „Rumänisches Landvolk, zum Markte ziehend" dar-
siellten und sowol durch die fremdartigen Gegenstände
wie durch ihre schöne Farbe und solide Durchführung be-
sonders ansprachen. Sehr originell war auch der „Brand
imZigennerlager" vonW. Hahn und von ernster Stim-
mung und charakteristischem Ausdruck die „Scene aus
dem Nomadenleben der Polnischen Flößer" von Ernestine
Friedrich sen, deren Talent uns schon mehrfach mit gleich
lobenswerthen Schöpfungen erfreut hat. G. Stewer's
„Vorüberziehendes Gewitter" litt unter einer gewissen
Manierirtheit, ließ im Uebrigen aber die sichere Beherr-
schung der Technik nnd das leuchtende Kolorit dieses
Meisters von Neuem zur Geltung gelangen. Ed. Gesell-
schap's „Vor der Christbescheerung", Salentin's „Am
Sonntag"und Nordenberg's „GoldeneHochzeit"reihten
sich den frühern Schöpfungen dieser rühmlichst bekannten
Künstlerebenbürtig anund dieBildervon Fagerlin und
E- Stammel zeichneten sich durch feine Ausführung und
Jndividualisirung aus. Auch Sondermann, Leisten,
Otto Rethel, Wischebrink und A. hatten lobens-
werthe Genrebilder ausgestellt, während Clemens B ewer,
L. Sch äfer undE. And ers gutePortraits znr Anschauung
brachten. Ganz hervorragende Leistungen aber hatten
wir im Gebiet der Landschaft zu bewundern. Andreas
Achenbach stand hiermitmehreren ausgezeichnetenWerken
wieder oben an, von welchen eine Ansicht von Scheve-
ningen in einer eigenthümlich poetischen Abendstimmung,
sowie ein Seestück das meiste Aufsehen erregten. I.
Willroider und Joh. Hermes legten einschönesTalent
in fein gestimmten Bildern an den Tag und L. Kolitz
erwies sich in seinem „Motiv ans Hessen" als ein genialer
Schüler Oswald Achenbach's, dem er mit Glück nach-
strebt. Eine „Abendlandschaft" von H. Lot bestach durch
die ungemeine Wahrheit des Tones nnd Angust Keßler
erwarb mit seinem ebenso betitelten Gemälde besonders
dnrch eine schönc Komposition verdientes Lob. H. Ebel
behandelt mit großem Erfolge Waldmotive, was um so
mehr Anerkennung. finden muß, als der schöne deutsche
Wald leider immer seltener dargcstellt wird, während
täglich neue Bedutenbilder entstehen. Auch L. Fahrbach
verfolgt eine ähnliche lobenswerthe Richtung, und W.
Klein erweist sich in seinen verschiedenartigen Gemälden
stets als einfach gediegener Künstler, der unbekümmert
um änßere Erfolge seinem ^hohen Ziele zustrebt. -— Ein
sehr bedeutendes Talent sprach aus einer großen Land-
schaft von W. Lommen, die in breiter, verständnißvoller
Behandlung ein einfaches Motiv zur schönsten kWst-
 
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