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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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IV. Jahrgang.

Äcitrirgr

sind airvr. C.V.LUtzow
(Wirn, Thercsianumg.
2S)od.andieVcrlagSH.
(Leip;ig, KöiiigSstr. s)
zu richtcn.

18. 2imi.

Nr. 17.

Insrrllte

L 2 Sgr. für die drei
Mal gespaltene Petit-
zeile werden vonjeder
Buch- und Kunsthand-
lung angenommen.

1869.

BeiblatL znr Zeitschrist sür lnldende Kunst.

Vrrlng von L. U. Lccmkliin in Tripzig.

Am l. und S. Frertage jedes MonatS erscheint eine Nummer von in derRegel einemQuartbogen. Die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" er-
halten diesBlatt xrntis. Apart Lezogen lostet dasselbelszThlr.ganzjährlich. Alle Buch-nndKunsthandluiigenwicallePostämteruehmenBestellungcnaii.

Jnhalt: Korrespondenzen (Solothurn, Dresden). — Nekrologe (Josef
Schcrtel, Heinrich Bürkel). — Personal-Nachrichten. — Kmistliteratur
und Kunsthandel. — Kniistvercine, Sammlungen und AuSstellnngen.
Vermischte jkunstnachrichten. — Nenigkeiten des Kunstbandels und der
Kunstliteratur. — Zeitschristen. — Briefkasten. — Snserate.

Korrespondenzen.

Solothurn, Mai 18SS.

L. 6. Es bietet sich selten Gelegenheit, aus Solo-
thnrn einen Knnstbericht zu senden. Jn neuester Zeit zwar
ist der Name dieses kleinen Schweizerstädtchens in Aller
Mund gekommen durch die Entdecknng eines biSher un-
bekannten Holbein von hervorragendem Range, der so-
genannten Madonna von Solothurn. Von diesem Bilde
jedoch wollen wir heute nicht reden; vielleicht kommt uns
später einmal ein Anlaß zu einer Besprechung desselben.
Es sei für jetzt nur erlanternd bemerkt, daß der Anfsatz
von Kinkel über die neue Holbein-Literatur, welchen die
Zeitschrift knrzlich brachte, bezüglich dieses Bildes einige
Unrichtigkeiten enthält.

So wenig man auch bisher über die Vergangenheit
der Solothuruer Madonna etwas Bestimmtes ergründen
und namentlich nicht ausfindig machen konnte, wann und
durch wen dieselbe nach Solothurn gekommen ist, so steht
doch so viel fest, daß das Bilv ursprünglich für Solothurn,
die Stadt, bestimmt war und sich bis zu dem Neuban der
gegenwartigen Kathedrale in der alten St. Ursuskirche
befand. Man hielt es damals, in der vollen Blüthe der
Zopfzeit, wo man bekanntlich dergleichen ältere Bilder
nicht zu schätzen verstand, wohl nickt für würdig, in der
prächtigsn neuen Kircke aufgehangen zu werden. Das
Bilv wurde also, wie man erzählt, von einem Chorherren
als werthlos in die Allerheiligenkapelle bei Grenchen ge-
geben. Und in dieser, abseits des Dorfes anf einer An-
höhe gelegenen Kapelle, nicht in der Kirche von Grenchen,
entdcckte es Herr Zettcr uiiv erkannte, trotz des traurigen,

gänzlich verwahrlosten, dem Zerfallen nahen Znstandes der
Tafcl mit scharfem Blicke den hohen Kunstwcrth des Bil-
des. Es ist also ganz unbestreitbar, daß das Bild nicht
von der Gemeinde Grenchen bestellt und nicht für dieselbe
gemalt wurde. Jnsofern ist auch die Betrachtung, welche
Kinkel an diese falsche Annahme knüpft, in diesem Falle
nicht zutreffend.

Doch, wie schon gesagt, wir enthalten uns, heute des
Weiteren auf diesen höchst bedeutenden Fund einzugehen,
da der gegenwärtige Moment uns dazu nicht geeignet er-
scheint. Anlaß zu unserm Schreiben giebt uns vielmehr
nicht ein altes, sondern ein neues Bilv, das eben erst das
Atelier verlassen hat.

Es ist eine große Alpenlandschaft; der Maler heißt
Otto Frölicher von Solothurn. Das Bild wurde be-
stellt und der Sammlung des hiesigen Kunstvereins ge-
schenkt von der Gesellschaft der „Töpfergesellen." Unter
Vieser Gesellschaft darf man sich nicht etwa eine Zunft
wirklicher Topffabrikanten, Hafner, wie man hier sagen
würde, vorstellen. Es ist vielmehr eine freie Vereinignng
von Männern verschiedener Berufsklassen, vorzugsweise
jedoch Gelehrter, welche in der Regel im Laufe des Win-
ters eine Reihe von Vorlesungen vor einem gemischteu
Publikum halten. Der Ertrag des Eintrittsgeldes wird
zn gemeinnützigen Zwecken verwendet. Wie schon früher die
Gemäldesammlung durck patriotische Gaben der „Töpfer-
gesellen" eine Bereicherung erfuhr, so geschieht es jetzt wie-
der durch den Ankauf des Bildes von Otto Fröhlicher.

Solothurn ist zwar nur ein kleiner Ort, aber neben
andern Vereinen hat es auch seinen Kunstverein. - Ge-
gründet und gepflegt vornehmlich durch den vor einigen
Jahren verstorbenenHauptmann Brunner, einen liebens-
würdigen Charakter und nnermüdlichen Förderer derKunst.
interessen seines Heimathortes, ist es gelungen, in einem
vcrhältnißmäßig knrzen Zeitraum eine nicht unansehnliche
 
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