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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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Die Ausstellungen in München
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4914#0188

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187

deutsche Privatsammlungeir und Galerien sind mit beach-
tenswerthen Werken vertreten. Daß man bei langerer
Vorbereitung und sorgfältiger Sichtung uoch weit Scbö-
neres und Gediegeneres hatte leisten könuen, liegt aller-
dings nuu wohl für jeden Unbefangenen zu Tage. Ver-
schiedene Mängel der Anordnung konnten erst während
der Ausstellung beseitigt werden. An Stelle eines Katalogs
muß vorerst ein mageres provisorisches Verzeichniß dem
Besucher aushelfen. Aber trotz alledem ist das Unterneh-
men als solches aller Anerkennung werth und der Beach-
tung der kunstliebenden Besucher Münchens nicht dringend
genug zu empfehlen.

Korrespondenzen.

Berlrn, Mitte Juli.

Seit geraumer Zeit stnd einige unsrer tüchtig-
sten Künstler auf dem Gebiete des Kunstgewerbes thä-
tig, und eine vor längerer Zeit hier veranstaltete Aus-
stellung von Arbeiten, welche jetzt in Wittenberg sich be-
finden, zeigte viel Hübsches und Erfreuliches. Namentlich
sprach eine Reihe von Arbeiten allgemein an, in denen
sich nicht sowohl ein als Leistung auf den ersten Blick im-
ponirender Erfolg, als vielmehr das mit feinem Sinne
begabte Streben zeigte, in bescheidenen Proben dem hand-
werklichen Schaffen neue Aufgaben zu stellen oder den
Blick auf längst vergessene Ziele von Neuem zu erschließen.
Zu diesen abgestorbenen Zweigen handwerklicher Thätig-
keit gehört vor allem — in Dentschland wenigstens —
die Gefäßmalerei, wennmanvonder eigentlichenPor-
zellanmalerei absieht. Denn der Schmuck, welchen man
gröberem, wohlfeilerem Geräth bei uns zu geben pflegt,
erinnert in seiner Erscheinung kaum noch an seine Ab-
stammung von einer einstmals hochberühmten und vielge-
übten Kunsttechnik, der Majolikamalerei. Jn gleicher
Weise nun, wie eine Anzahl der in Wittenberg ausge-
stellten Arbeiten des „Vcreins Berliner Künstler," tritt
jetzt eine Reihevon Entwürfenzu bemaltenFayence-
tellern von Moritz Meurer (seit einiger Zeit im
hiesigen „Kunstverein" — Unter den Linden — ausge-
stellt) für jene Aufgabe ein. Es sind im Ganzen 9 Blatt
farbig ausgeführter Zeichnungen, deren 8 jedesmal einen
vollständig bemalten Teller zeigen, während das neunte
allerlei Nand- und Füllungsmuster enthält. Den Boden
jedes einzelnen Tellers nimmt eine figürliche Darstellung
ein, welche auf den Zweck desselben, soweit es möglich, sich
Lezieht. Ringsumher zieht sich eine ornamentale Glie-
derung, von sigürlichen Bestandtheilen, menschlichen, thieri-
schen, pflanzlichen Gebildeu und Geräthen in der Art
unterbrochen, daß diese Gegenstände den Kreis des deko-
rirten Tellerrandes in einzelne Abschnitte zerlegen und
das Ornament sich zweimal oder auch dreimal wieder-
holt. Der Rhythmus dieser Randarabesken ist auf einigen

Tellern ein außerordentlich glücklicher, auf andern treten
die theilenden Glieder zu selbständig hervor und stören
den ruhigen Fluß der Kreislinie. Die einzelnen Bestand-
theile sind durchweg von graziöser, lebendiger Erfindung
und, in ihren Uebergängen aus einer Formengattung iu
die andere, echt künstlerisch komponirt. Am wenigsten
dürften die Mittelbilder gefalleu; eines derselben (Neptun
und Amphitrite, wohl für einen Fischteller bestimmt) ist
geradezu unschöu; die anderen sind hübsch, zum Theil so-
gar überaus reizend erfunden, so die je drei schmetterling-
geflügelten nackten Kinder, mit Fackeln, Götterattributen
und dgl. in den Händen, welche die Mittelbilder von vier
Tellern bilden. Jedoch ist der Künstler, vermuthlich zu
Gunsten des dekorativen Charakters dieser Figuren, in
seiner unbestimmt, fast nachlässig gehaltenen Zeichnung
auf Kosten der Naturwahrheit so weit gegangen, daß oft-
mals anatomische Fehler der allerbedenklichsten Art be-
gangen sind, während doch bei der präcisesten Haltung
der äußeren Umrisse jener Charakter bloß durch breitere
Ausführung der Detailformen hiulänglich ausgedrückt wer-
den konnte. Schon die Farbe bietet iu diesem Falle ein sehr
wirksames Ausdrucksmittel, dessen Bedeutung Meurer
denn auch mit feinem Sinne verstanden und zur Geltung
gebracht hat. Fast überall erscheinen halbe, gebrochene
Töne, welche sanft uud angenehm von der Grundfarbe des
Gefäßes sich absetzen. Auch die ungebrochenen Lokalfarben
weiß der Künstler zuharmonischer Wirkuug zu verwenden.
Die Möglichkeit dieser durchaus stimmungsvollen, kolo-
ristischen Behandlung eines an sich schon farbigeu Mate-
rials giebt gerade der bemalten Fayence den Vorzug vor
dem Porzellan, dessen malerischer Schmuck in den meisten
Fällen den Eindruck des willkürlich angehängten Putzes
machen wird. Wir können diesen Entwürfen in Bezug
auf die Erfindung der Ornamente und die Behandlung
der Farbe unssre Bewunderung nicht versagen und zwei-
feln nicht, daß der Künstler bei fernerer Bebauung eines
Gebietes, auf welches sein Talent unverkennbar ihn hin-
weist, die genannten Mängel wird vermeiden können,
welche zu einem großen Theile aus zu starker Betonung
der ornameutalen Seite seiner Aufgabe hervorgegangen
zu sein scheinen. Wir möchten diesen Blättern einen in-
dustriellen Abnehmer wünschen, der die Entwürfe ihrer
Bestimmung entgegenführen kann, nicht einen kaufenden
Liebhaber, der sie für sich behält, und würden uns freuen,
seiner Zeit über ihren Verbleib in jenem Sinne berichten
zu können.

Stockholm, tm Juii 1SSS.

„Der erste nordische Künstlertag" trat in Gothen-
burg am 14. Juni zusammen unter den Auspicien nnd in
Gegenwart dcs Königs von Schweden und Norwegen,
Karl's XV., der, selbst ein bewährter Künstler, sich hier
in die Neihe der tagenden Künstler und Kunstfreunde auf-
 
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