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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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Das photographisch-mechanische Druckverfahren von Joseph Albert (Albertotypie)
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Meyer, Bruno: Der Umbau des Schinkel'schen Museums in Berlin, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4914#0111

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110

annähernd so gelungen: in Photographien nach der Natnr
mit den feinsten Abschattirnngen und dem minutiösesten
Detail.

Es liegt uns u. A. der Abdruck einer Aufnahme der
Propyläen in München vor, deren weiße Marmorreliefs
unter der Lupe vollständig die Klarheit und Deutlichkeit
einer sehr gelungenen Originalaufnahme haben, deren lichte
Luftfläche einekaumhingehauchte, vollständig gleichmäßige
Abtönung zeigt, gegen welche die Architektur-Konturen der
Lichtseite haarscharf weiß abgesetzt sind; — in einer Weise,
daß es auch dem geübtesten Auge (da die Farbenmischung
das Violett der photographischen Silberlösung in diesem
Blatt ebensalls vollständig treu nachahmt) unmöglich
fallen dürfte, dieses wunderbare Produkt überhaupt als
einen Druck zu erkennen.

Es liegt auf der Hand, daß mit der Lösung dieser
schwierigsten Aufgabe der mechanischen Vervielfältigung
von Photographien die Anwendbarkeit des Verfahrens auf
alle Gattungen der Photographie nach Kunstwerken, Zeich-
nungen, Stichen u. s. w. außer Zweifel steht, und es er-
össnet sich ebensowohl für den Kunstverkehr im Allgemeinen
als namentlich auch für das kunstgeschichtliche Studium
die Aussicht auf ganz neue Verhältnisse. Ja,stimn möchte
fast bedauern, daß das so vorzügliche Swan'sche Kohlen-
bilder-Verfahren von Ad. Braun in Dornach, welches
zwar die Haltbarkeit mechanischer Drncke theilt, nicht aber
deren einfache, von der Witterung und Tägeszeit ganz
unabhängige Herstellung (denn auch die Kohlenbilder-Ab-
drücke entstehen durch „Belichtung") gegenwärtig die
Mappen aller Museen und Kunstfreunde mit seinen sehr
schönen, aber doch noch verhältnißmäßig theuern Erzeug-
nissen gefüllt hat, da es mittelst des Albert'schen Ver-
fahrenS möglich sein wird, die Zeichnungs-Facsimile-
Drucke ebenso in den Farben der Originale zu geben wie
bei dem Braun'schen Verfahren.

Vorläufig hat uns Hr. Albert nur solche Abdrücke von
Photographien nach Zeichnungen vorgelegt, welche theils
in Schwarz auf chinesischem Papier (eine der Landschaften
zur Odyssee von Fr. Preller) oder auf lithographischem
Ton-Unterdruck, (Randzeichnung einer Speisekarte) oder
ohne Ton (kleine landschaftliche Radirung*), wobei die
Rippen des Original-Papiers in der Photographie eine
Tonwirkung hervorbringen), theils in Nachahmung des
violett bräunlichen Photographie-Tones gedruckt sind-
(Derdreißigjährige Krieg nach den Karton von Jlle, ebenso
die landschaftlichen und Portrait-Photographien nach der
Natur.)

Das Papier ist von der verschiedensten Beschafsenheit:
steifer Karton, glayirter Kreidegrund, Kupferdruck- und
dünnes geleimtes Papier; die sichtbaren Plattenränder
deuten auf Herstellung mittelst Glasplatten, wovon ein

H Nach Gilles Neyts, dem Katalog der Alferoffj'chen Ver-
steigerung vorgeheftet.

anderer Bericht über die Erfindung sprach. Eigenthüm-
licher Weise ist die Mehrzahl der Abdrücke links.

Wir müssen zunächst Hrn. Albert Glück wünschen zu
dem vorläusig erreichten Resultate. Alles deutet darauf
hin, daß hier ein epochemachender Fortschritt in der Ent-
wickelnng der vervielfältigendenKünste vorliegt, — wenn
die Erfindung in geschäftlich-praktischer Beziehung sich so
bewährt, wie vor der kritischen Prüfung ihrer technisch-
künstlerischen Eigenschaften.

Der Umbau des Zchinkel'jchen Museums in
Lerlin.

kSchluß.)

Hiermit ist der einzig wichtige Theil der Brochüre zu
Ende, und es geziemt uns, inne zu halten und zurückzu-
blicken.

Es ist gewiß richtig und erfreulich, wenn eine leitende
Behörde in wichtigen Fragen sich zunächst des eigeneu
Urtheils und der eigeuen Entschließung begiebt uud sich
an Leute um Rath weudet, die sie für kompetent und zuver-
lässig hält. Sie würde indessen sehr wenig Beifall verdienen,
wollte sie mit dem bloßen Befragen ihre Schuldigkeit ge-
than zu haben und durch ein erstattetes Gutachten, wie
immer es ausgefallen sei, ihre ferneren Maßnahmen decken
zu können vermeinen. Das Gutachten selbst unterliegt
wiederum einer Beurtheilung und kann ihr unterliegen
auch von Gesichtspunkten aus, die sogar einem Nicht-
Fachmann, zugänglich sind. Es ist der Fall denkbar, daß
bei solcher Betrachtuug das Bertrauen in die Zuverlässigkeit
der erwählten Berather waukend würde, und die Begut-
achtung deswegen zurückgewiesen werden müßte.

Wenn wir die Publikation der Gutachten recht verstehen,
so unterbreitet die leitendeBehörde damit überdie Jnstanzen
noch zweier anderer Körperschaften hinans das gesammelte
Berathungsmaterial der allgemeinen Diskussion, und wir
können diese Entschließung nur im höchsten Grade dankbar
als eine heilverkündende anerkennen, eine Verpflichtung,
deren uns hiermit zu entledigen uns zu ganz besonderer
Freude und Genugthuung gereicht. So haben wir, die
wir der Angelegenheit mit ganz objektivem Jnteresse von
Anfang an durch alle ihre Stadien gefolgt sind, geglaubt,
durchaus im Sinne der publicireuden Behörde zu handeln,
wenn wir im Vorstehenden die vorliegenden Gutachten
auf die Kompetenz ihrer Urheber hin, so weit sich dieselbe
aus der O.ualität und der Darstellung ihrer Gründe er-
schließen läßt, untersucht haben.

Die Summe des Urtheils zu ziehen, überlassen wir
lediglich dem Leser, der au die Schlußrechnung „ohne
Furcht und Hoffnung" gehen mag, überzeugt, wie der
Berf., daß, was sich auch ergeben mag, Alles nur im In-
teresse der Sache geschieht, und daß, so nahe die Er-
wägungen auch oft an Persönlichem vorbeigehen, die höchst
ehrenwerthen Persouen der Begutachtenden durch Ver-
 
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