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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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Der Künstlerverein "Malkasten" in Düsseldorf
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4914#0131

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130 —

empfunden, sich einen bleibenden Wohnsitz zu.gründen.
Die Gelegenheit zur Berwirklichung dieses sehr berechtigten
Wunsches bot sich bald in überraschend giinstiger Weise.
Der schöne Jacobi'sche Garten in Pempelfort, nahe den
städtischen Anlagen gelegen, sollte nämlich parzellirt und
zu Fabrikanlagen oder Hausplätzeu verkauft werden; es
lag der Gedanke nahe, diesen herrlichenPark, das vormalige
Besitzthum der Brüder Friedrich Heinrich und Johann
Georg Iacobi, bei denen Goethe, Herder, Hamann,
Heinse, die beiden Stollberg und viele andere Berühmt-
heiten unserer Literatur hier öfter eingekehrt und verweilt,
für die Künstlerschaft zu erwerben nnd somit in seinem
vollen Umfang der Stadt zu erhalten. Weil absr die
Ausführung dieser Idee längere Zeit in Anspruch nahm,
da sie durch eine große Verloosung vou Gemälden, welche
die Mitglieder des „Malkasten" für diesen Zweck zu
schenken sich verpflichteten, ermöglicht werden sollte, so
traten mit anerkennenswerther Bereitwilligkeit zweiHerren
als interimistische Käufer eiu und erwarben den Jacobi'-
schen Garten von dem damaligen Besitzer desselben, Herrn
Generaldirektor Brewer. Es waren dies Andreas
Achenbach, einer der thätigsten Mitbegründer des Ver-
eins, und Alexandervon Sybel, einwarmerKunstfreund.
Bruder des trefflichen Historikers Heinrich v. Sybel in
Bonn, bekannt durch seine Thätigkeit bei den deutschen
Handelstagen, im preußischen Abgeordnetenhause u. s. w.
Die darauf eifrig betriebeneVerloosungsangelegenheit ge-
dieh durch das freundliche Entgegenkommen der König-
lich Preußischen Regierung und die lebhafte Theilnahme
des Publikums rasch so weit, daß den 31. Mai 1859
der Verein „Malkasten", der zu diesem Behuf Korpo-
rationsrechte erlangt hatte, den Kauf-Kontrakt abschließen
und somit ein seiner würdiges Besitzthum sein eigen nennen
konnte. Noch fehlte aber in dem prächtigen Garten ein
auch für den Winter geeignetes Haus, welches den Zwecken
des Vereins zu entsprechen vermochte. Auch dieses mußte
beschafft werden, da das alte Jakobi'sche Wohngebäude
mit seinen altmodischen engen und niedrigen Zimmern in
keiner Beziehung genügte. Die Mittel zum Bau waren
durch die um 25,000 Loose erweiterte Verloosung vorhan-
den, und so wurde, nachdem lange hin- nnd herberathen
nnd viele von namhaften Architekten entworfene Bauplänc
als ungeeignet zurückgelegt worden waren, ein Plan des
Malers Louis Blanc, (von dessen romantischen Genre-
bildern namentlich „die Kirchgängerin" bekannt geworden
ist,) zur Ausführung bestimmt und unter großen Feierlich-
keiten den 20. Mai 1864, am Geburtstage AlbrechtDü-
rer's, der Grundstein zu dem neuen Gebäude gelegt,
welches sich unmittelbar an das Haus der Jacobi anschließt.
Letzteres, in seinem Aeußern unverändert'geblieben, dient
nunmehr zur Garderobe, Oekonomenwohnung u. s. w.,
während der stattlicheNeubau, derim Herbst 1866 vollendet
war, die Gesellschafts-, Speise-, Billard-und Vorstands-

zimmer, alle in mittelalterlichem Stile malerisch eingerich-
tet, und eine hübsche geräumige Bühne enthält. Obschon
im Dezember 1866 bezogen nnd interünistisch eingeweiht,
fand die feierliche Einweihung dieses GebäudeS unter leb-
hafter Betheiligung der zahlreichen Mitglieder und ent-
sprechenden Festlichkeiten doch erst den 30. März 1867
statt, wozu Wilhelm Camphausen, dessen poetisches
Talent fast jeden besondern Anlaß verschönt, ein hübsches
Festspiel gedichtet hatte.

Aus den bescheidenen Anfängen einer einfachen Künst-
lergesellschaft ist der „Malkasten" somit zu einem großen,
grundbesitzenden Verein angewachsen, nach dessen Vorbild
in andern Kunststädteu Vereine gebildet worden sind nnd
dessen Name weit hinaus über die Grenzen unseres Vater-
landes mit Achtung und Bewunderung genannt wird.
Eine eingehende Schilderung zu geben von dem regen
gesellschaftlicheu Leben, von den einzelnen hervorragenden
Mitgliedern, die sich durch poetische, musikalische und
mimische Begabung oder in anderer Weise auszeichnen,
von den glänzenden Festen, wie sie z. B. bei der Säcular-
feier Goethe's, Schiller's und Shakespeare's, zum Ge-
dächtnisse Uhland's und bei anderen Gelegenheiten in un-
nachahmlicher Abrundung stattfandeu, von den Ausfüh-
rungen Shakespeare'scher, Molisre'scher und selbstverfaßter
Stücke, das würde den uns zugemessenen Raum um Vieles
überschreiten und doch weit hinter dem Eindruck zurück-
bleiben, den die Wirklichkeit bot. Wir schließen daher
mit dem Wunsche, daß sich die Zukunft des „Malkasten"
ebenso glücklich gestalten möge, wie seine Vergangeuheit,
welche den Wahlspruch bewährt hat:

„Jch komm' doch durch, durch komm' ich doch!"

Korrespoildenz.

MLnche», im Avril.

^ Seit Karl Rottmann die Augen geschlossen und
Albert Zimmermann uns verlassen, ist die Alleinherrschaft
der Stimmungslandschaft dahier eine unbestrittene. Man
braucht von der herrschenden Richtung deshalb keineswegs
gering zu denken, wenn man dieß aufrichtig beklagt, wie
ich es für meine Person thue. Jch würde das Alleinherr-
schen der stylisirten Landschaftnicht weniger beklagen, denn
ich sehe das Heil beider darin, daß sie sich fortwährend ge-
genüber stehen. Hat man doch in der Regel mehr Aussicht,
die Wahrheit von seinen Gegnern als von seincn Freun-
den zu erfahren, und was vom Menschen gilt, gilt auch
von der Kunst. Die landschaftliche Kunst Einzelner, und
leider nicht etwa der rnindest Begabten, ist auf einem
Standpunkte angelangt, auf welchem zu Gunsten der
Farbe dic Zeichnung in einer Weise vernachlässigt wird,
die es dem Kritiker, welcher seine Aufgabe ernst nimmt,
zur Pflicht macht, cntschiedenen Protest dagegen zu erhe-
 
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