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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.4914#0189

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188

nehmen ließ. — Der Landeshauptmann Graf Ehren-
svärd, ein Enkel des schwedischen Kunstforschers Karl
Augnst Ehrensvärd, der Gustav's lll. Wegweiser in Jta-
lien war, eröffnete die Zusammenkunft und wurde zum
Präses erwählt. — Der Bicepräsidenten waren drei:
fiir Schweden Prof. I- Boklund, Direktor der Kunst-
akademie zu Stockholm, für Dänemark Prof. Wilh-
Gertner und für Norwegen Prof. Hans Gude, der aus
Karlsruhe zu dem Künstlertage herüber gekommen war. Die
Fragen, welche diesmal der Versammlung vorgelegt wur-
den, warenvon dem in Gothenburg gelegentlich zusammen-
getretenen Comits aufgesetzt und enthielten Einiges, was
besser außer Berathung geblieben wäre; was von Bedeu-
tung war, kaun in folgende Punkte, die alle einer durch-
greifendenVerhandluug unterworfenwurden, zusammenge-
faßt werden:

1. Jnwiefern kann man aus den noch vorhandenen
Monumenten einer alten nordischen Baukunst (speziell
Holzbaukunst) auf selbstständige Entwickelung der nordi-
schen Baukunst hofien" — eine Frage, die durch sehr an-
ziehende, und glücklich entworfene Projekte des in Gothen-
burg wohnhaften Architekten Gegerfelt praktisch und
vondem erstenArchitekten Schwedens, Prof.Scholander,
durch einen Vortrag beantwortetet wurde, der freilich die
Hoffnungen auf ein sehr geringes Maß beschränkte.

2. Wiefern kann eine selbständige nordische Bild-
hauerkunst aus den Sagen, der Geschichte, dem Leben und
und dem Volkstypus des Nordens sich entwickeln, eine
Frage, die von vr. Sohlman durch eine Hinweisung
auf die Werke eines Fogelberg, Quarnström und Molin
beantwortet wurde.

3. Durch welche Mittel hat man die Anwendung der
Kunst im täglichen Leben zu erstreben? wnrde mit 4:
Wie kann man am kräftigsten den Massen Würdigung der
Kunst und Jnteresse an der Kunst beibringen? zusammen-
geschlagen, indem Prof. L. Dietrichson diese zweiFragen
in einem längeren Vortrage beantwortete, worin er die
Hebung der Kunstindustrie durch Jndustrielotterien, die
allgemeine Gratiseröffnung der Museen, die Errichtung
von Kunstvereinen, die universelle Bildung der Künstler
und die Förderung monumentaler Aufgaben als wirksame
Mittel empfahl.

5. Ueber den Einfluß der Kunstvereine auf die bildende
Kunst uud über eine gegenseitige Annäherung und Verbin-
dung der Kunstvereine der drei skandinavischen Reiche
sprach der Landschaftsmaler, Prof. Eduard Bergh.

Schließlich bildete sich eine Sektion für Beantwor-
tung der den Zeichenunterricht in den Schulenbetreffenden
Fragen. Sämmtliche Fragen riefen längere Diskussi-
onen hervor. Der König wohnte den Verhandlungen der
zwei ersten Tage bei. Am vierten Tage machten die
Theilnehmer einen Ausflug per Dampfschiff nach den be-
rühmten Trollhättawasserfällen und dem Trollhättakanal.

Aus Düsseldorfwaren die meisten daselbst wohnenden nordi-
schen Künstler eingetroffen. Die Schweden waren natürlich
am zahlreichsten repräsentirt, dann die Dänen, am wenig-
sten die Norweger.

Mit dem Künstlertage wurde auch eine Ansstellung
von Gemälden der Künstler aus allen drei Nationen er-
öffnet, 565 Nummern umfassend. Unter diesen Gemälden
heben wir hervor: drei Landschaften des Königs Karl, sechs
Landschaften von Eduard Bergh (Schweden), ein Genre-
bild vonKarl Blo ch (Dänemark), vier Stillleben vonBöe
(Norwegen)zweiGenrebildervon Fagerlin in Düsseldorf
(Schweden), sünfPortraits vonW. Gertner (Dänemark),
drei Landschaften von Gude, unter denen sein neues, als
Hochzeitsgeschenk sür die Prinzessin Louise vonnorwcgischen
Damen bestelltes Gemälde: „Eine Wallfischfängerbrigg in
den heimatlichen Hafen einsegelnd," vier Arbeiten von
Elisabeth Jerichau - Baumann, darunter „Schiff-
brüchige auf der Westküste Jütlands," ein Bild von aus-
gezeichneter Ausführung und großartiger Auffassung, aber
bei alledem etwas prätentiös sowohl in der Haltung als
auch im Preise (18000 Nthlr. schw. 6750 Thlr. preuß.),
fünf Arbeiten vonAmalia Lindegren, dreivon Malm-
ström, zwei Marinebilder von Wilh. Melby, zwei Bil-
der von Tidemand, unter denen „die Brautkrone der
Großmutter" für die Prinzessin Louise bestellt war.

DerHofmaler Saloman, der, inGothenburg wohn-
haft, diese Ausstellung hauptsächlich arrangirte, hat sich
dadurch ein großes Verdienst um die Stadt erworben, die
nunmehr den ganzen Sommer hindurch von zahlreichen
Reisenden besucht wird. Auch hat der König sowohl ihn
als auch den Architekten Gegerfelt zum Ritter des Wa-
saordens ernannt. Ehe der Künstlertag seine Verhand-
lungen schloß, wurden mehrere Beschlüsse gefaßt: Eine
Petition soll den Regierungen aller drei Reiche übergeben
werden, in der es als wünschenswerth hervorgehoben wird,
daß die öffentlichen Mittel, die zu Einkäufen einheimischer
Werke für die Museen bewilligt sind, sich auch auf Kunst-
werke der zwei anderen Reiche erstrecken dürfen; ein
Verein für Bewahrung nordischer Alterthümer soll in
Stockholm gestiftet werden, u. m. dergl.

Uebrigens hat das Kunstleben in Stockholm für die
Sommermonate ganz aufgehört, die Maler befinden sich
fast sämmtlich auf Studienreisen im Gebirg oder am Meer,
nachdem sie ein Album als Hochzeitsgabe für die Prinzessin
Louise vollendet haben, in welchem sich mehrere sehr werth-
volle Blätter befinden. Zu demselben Zweck hat der Bild-
hauer Prof. Molin einen Tafelaufsatz modellirt, der
jetzt in Silber ausgeführt wird und „diedreiNornen" vor-
stellt. Der Fuß euthält ein Basrelief: „Die Freude der
Götter in Walhal, als Jdun von Jotunheim zurückkehrte."

Das Nationalmuseum in Stockholm erfreut sich jetzt
nach seiner vollständigen Erösfnung zahlreicher Besucher;
zwei bis drei Tage der Woche geht die Zahl der Be-
 
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