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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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189

suchenden bis auf Tansend, Sonntags wohl bis an 1500.
Jch hofse in einer nicht zu fernen Zuknnft Jhnen eine
etwas ausführlichere Schilderung dieser in mehrfacher
Beziehung merkwürdigen Sammlung geben zu können.

I.. v.

tlekrologe.

Heinrich Max Jmhof, unter den Bildhauern, welche
die Schweiz in neuerer Zeit hervorgebracht, einer der
bedeutendsten, schied am 4. Mai d. I. in Rom aus dem
Leben. Aus einer kleinen Ortschaft im Kanton Uri stam-
mend, wo er am 14. Mai 1798 geboren wurde, hatte er
das Glück, in dem Lehrer der Volksschule, die er als Knabe
besuchte, einen väterlichen Freund zu finden, der, selbst
ein Stück von einem Künstler, dem früh sich zeigenden
Talente sein ganzes Jnteresse zuwandte. Schon früh
begann der Bildhauer sich in Imhof zu regen, indem er aus
Holz allerlei zierliche Geräthschaften schnitzte und durch
Verkauf derselben sich einen kleinen Verdienst zu erwerben
wußte. Sein erster Lehrmeister in der Bildnerei war
Franz Abart in Krens in Unterwalden, welcher u. A. die
Bären auf dem Murtener Thor in Bern angefertigt hat.
Sodann fand er einen eifrigen Gönner an Or. Ebel, dem
bekannten schweizerischen Topographen, von welchem er
im Jahre 1818 an den damals die Schweiz bereisenden
Kronprinzen von Preußen, nachmaligen König Friedrich
Wilhelm IV., empfohlen wurde. Dieser bestellte bei ihm
seine Büste in Alabaster, die Jmhof, da sie zur Zufriedenheit
ausfiel, noch zweimal wiederholen mußte. Knrze Zeit darauf
nahm sich seiner die Fürstin Karolins Schaumbnrg-Lippe
an und vermittelte 1820 seine Aufnahme in die Werkstatt
Dannecker's in Stuttgart, bei welchem Meister er seine
eigentlicheAusbildnng erhielt und bis zum Jahre 1824 ver-
blieb, um nunmehr den langgehegten Wunsch, die Kunst-
schätze Roms kennen zu lernen und womöglich bei Th or-
waldsen Aufnahme zu finden, znr Ansführung zu bringen.
Die edelmüthige Unterstützung, die ihm sein Gönner Ebel
zu Theil werven ließ, machte ihm die Erfüllung dieses
Wunsches leicht. Er arbeitete eine Zeit lang unter Thor-
waldsen's Leitung und trat1826 zuerst mit einer selbstän-
digen Schöpfung: „Amor und Psyche" hervor, einem Bas-
relief, welches er seinem Beschützer vr. Ebel zum Geschenk
machte. Von dieser Zeit an genoß er eines steigenden
Künstlerrufes, und vie Anfträge, welche er von dem Kron-
prinzen von Prcußen und dem Könige Ludwig erhielt,
zogen bald eine Reihe von Bestellungen nach sich, die seine
ganze Thätigkeit in Ansprnch nahmen. Für Ersteren führte
er einen David mit dem Haupte Goliath's aus, für Letz-
teren die Büsten Maximilian's I. und Joh. Reuchlin's,
beide für die Walhalla bestimmt. Jm Jahre 1836 folgte
er einem Ruse des Königs Otto nach Athen; doch war
seines Bleibens dort nicht lange, da ihm Athen keinen
Ersatz für Rom bieten konnte. Hierher zurückgekehrt be-
gann er eine Anzahl alttestamcntarischer Gestalten in
Marmor auszuführen, den Knaben David mit der Harfe
(für Rücker in Hamburg), die Rebekka (für Graf Sudhof
und eine Wiederholung für Lord Thousent), Hagar und
Jsmael (für den Herzog von Leuchtenberg), Tobias mit
dem Engel, Ruth, dic Mutter Mosis, das Kind aussetzend,
welche Gruppe der Kaiser von Rußland erwarb.^ Eine
Wiederholung dieses Hauptwerkes kam in den Besitz des

Oberst Gautier in Genf. Neben diesen und anderen der
biblischen Erzählung entnommenen Figuren und Gruppen,
von denen noch „Mirjam" und „Jakob um Rahel wer-
bend" erwähnt sein mag, schuf er auch eine Anzahl Bild-
werke, deren Stoffe er der griechischen Mythologie ent-
nahm, so Eurydice, vor der Schlange fliehend, Amor und
Hebe, Amor mit Merknr ringend n. s. w. Eins seiner
besten Werke, die überlebensgroße Gestalt der Eva, schmückt
den Bundespalast zu Bern. Außer einem kurzen Aufent-
halt in Zürich, wo er sich wahrend der Besetzung Rom's
dnrch die Franzosen seiner Gattin verband, blieb er in
Rom seßhaft und arbeitete bis zu seinem Tode rüstig und
mit ungeschwächter Kraft. Seine letzte Arbeit war ein
Entwurf zu dem für Altorf bestimmten Telldenkmal.

Hermine Stilke. Ilnter den Frauen, welche im
Sinne des Zeitgeschmackes die Blumenmalerei zu der
symbolisch - fchmückenden Begleiterin von Schrift und
Wort um- und anszugestalten suchten, nahm Hermine
Stilkewohldie erste Stelle ein. Jhre Albums undÄlbum-
blätter geistlichen und weltlichen Jnhalts, zn deren Schmuck
sie Frucht unb Blume, Blatt und Arabeske, sogar Land-
schaftliches in sinniger und meist auch geschmackvoller
Wsise verwendete, sind gesuchte und weithin bekannte Ge-
nossen einsamer und geselliger Stunden geworden, so daß
es nickt nöthig scheint, an ihre Hauptwerke hier noch ein-
mal zu erinnern. Wenn gleich diese allgemeine Werth-
sckätznng ihrer Produkte keineswegs ein unverfängftcher
Maßstah für die Benrtheilung ihrer künstlerischen Lei-
stnngen ist, so muß dock zugestanden werden, daß sie ihres
Rufes und Ruhmes nicht mit Nnrecht genoß. Denn
ernstes, eifriges Streben nnd der Sinn für das Maßvolle
bewahrten sie vor den vielfach geschmacklosen Ausartungen
einer nichts weniger als künstlerischen Phantasie, welche
viele ihrer Kunstgenossinnen nur zu oft auf die bedenklich-
sten Wege führten und führen. Dazu hatte sie früher eine
strenge Schule in der Ornamentik mittelalterlicher Jni-
tialen und Schriftarabesken dnrchgemacht, deren form-
gerechte Herstellung und sinnvolle Anwendung lange Zeit
ihre Thätigkeit in Ansprnch genommen hatte. Erst später,
als sie von Düsseldorf nach Berlin übersiedelte, in den
letzten zwanzig Jahren namentlich ihres Lebens, wandte
sie mehr und mehr sich der naturalistischen Dekoration zu,
und dieser Umschwnng begründete ihren Ruhm im grö-
ßeren Publikum. Außerdem führte ihr das Kunstschaffen
einen weiten nnd reichen Kreis persönlicher Beziehungen
zu, in dessen Mitte sie als Lehrerin und Freundin Liebe
und Achtung genoß. So wird denn unzähligen Freunden
und Bekannten ihr Andenken theuer bleiben. — Sie starb
am 23. Mai dieses Jahres zu Berlin in ihrem 59. Lebens-
jahre, nachdem ihr Mann (Hermann Stilke, als Schüler
von Cornelius in Düsseldorf und München gebildet und
als Historienmaler bekannt) bereits seit mehreren Jahren
ihr vorangegangen war.

Pcrsonal-Nachrichten.

Die königliche Akademie der Kiinste zn Berlin hat in
ihren Plenar-Versarmnlungen vom 30. April und 7. Mai d.
I., nachstehende Kiinstler zn ihren Mitgliedern gewählt und
sind dieselben durch ministerielle Verfügnng bestätigt worden:

Zu ordentlichen einheimischen Mitgliedern: l) Genre-
maler Amberg. 2) Historien-und Bildnibmaler OÄar Begas,
Professor. 3) Thiermaler Brendel. 4) Zeichner und Maler
 
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