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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.4914#0174
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173

tant der tzandschafterschule, Professor Gude, ein Meister
im vollen Sinne des Wortes ist, und daß der Lernende
getrost sich seiner Leitung hingeben darf, so möchten wir
doch wünschen, daß die jüngern KrLfte sich selbständiger
und mannigfaltiger entwickelten, was zur Zeit Schir-
mer's, dieses nnvergleichlichen Lehrers, mehr der Fall war.
Freilich hatte es seinen guten Grund und lag in der An-
schauung der Zeit, daß die idealisirende, stilisirende Kunst-
richtung Schirmer's sich nicht in auffallender Weise den
Leistungen seiner Schüler aufzudrücken vermochte.

Jn seiner produktiven Thätigkeit entwickelt Gude eine
erstaunliche Schöpfungskraft; dessenungeachtet vermag er
den zahlreichen Aufträgen, die ihm von allen Seiten der
gebildeten Welt zukommen, kanm zu genügen. Seine
Liberalität in Ausstellung seiner trefflichen Werke ver-
schaffte ihm die allseitige Anerkennung und Verehrung
des hiesigen Publikums, das zuweilen in Masse den Aus-
stellungsräumen zuströmtundmitVorliebeseinenSchöpfun-
gen Aufmerksamkeit widmet. Seltener leider stellt Lessing
aus, nur an Festtagen wird dem Gaumen des Liebhabers
diese rare Speise präsentirt. — Seit der Vollendung des
im Eingange erwähnten großen Gemäldes hat Lessing
kein Figurenbild mehr in Angriff genommen und seine
ganze Thätigkeit dem Landschaftsfache zugewendet, in wel-
chem er sich noch immer als der trefflichste Meister erweist,
der, wie kaum ein Anderer, das Leben der Natur poetisch
und wahr zugleich zu empfinden und künstlerisch wiederzu-
geben vermag. — Aus der Schule Schirmer's ist der An-
stalt noch eine bedeutende Kraft in der Person des Kunst-
schulinspektors Vollweider verblieben, der sich auch in
der Kunstliteratur einen verdienten Namen erworben hat
und zugleich als Lehrer nicht zu unterschätzen sein möchte.
Er kultivirt mit Vorliebe und vielem Geschick den deutschen
Eichenwald. Eine seiner herrlichen Eichengruppen ist vor
nicht langer Zeit für die hiesige Gemäldegalerie erworben
worden. Seit vielen Jahren gehört Th. Kotsch von
Hannover dem hiesigen Künstlerkreise an, dessen Name in
diesen Blättern schon vielsach und stets rühmend erwähnt
wurde. Seine Thätigkeit an der Kunstschule reicht noch
in die erste Schirmer'sche Zeit zurück, wie er denn auch
erheblichen Antheil an der Förderuug des hiesigen Kunst-
lebens hat. Jn seinen Bildern schloß sich Kotsch mehr an
die Lessing'sche Empfindungs- und Darstellungsweise an.
als an diejenige Schirmer's. Man würde es bedauern
müssen, wenn Kotsch, wie verlautet, von hier weggehen
sollte. Außer den Genannten ist noch eine namhafte Zahl
tüchtiger Landschaftsmaler in Karlsruhe thätig, die zum
Theil auf dem Kunstgebiete ihre eigenen Wege gehen. Es
wird sich Gelegenheit bieten, bei speciellen Ausstellungs-
berichten ihrer zu gedenken.

NürnLcrg, Juni 186S.

R. L. Jm Anschluß an meinen Bericht in Nr. 13
der Kunst-Chronik kann ich jetzt mittheilen, daß außer
Bach, von dessen hübschen radirten Ansichten von Nürn-
berg so eben das zweite Heft ausgegeben ist, auch der in
Architekten-Kreisen durch seine Radirungen nach streng
architektonischen Zeichnungen rühmlichst bekannte hiesige
Kupferstecher Ritter sich entschlossen hat, malerischeAn-
sichten von Nürnberg in Radirungen auf Stahl zu fer-
tigen. Und in der That erscheint Ritter wegen seiner ge-
nauen Kenntniß der architektonischen Details aller Styl-
arten und der Bau-Constructionen, sowie auch wegen
seines feinen Sinns für das ächt Malerische, den er durch
Aquarelle und Oelgemälde schon hinreichend dargelegt
hat, hiezu in seltenem Grade befähigt. Nachdem er durch
acht für einendemnächst erscheinendeu Stuttgarter Bilder-
bogen mit hoher Meisterschaft auf Holz gezeichneten An-
sichten von Nürnberg gleichsam die Vorstudien dazu ge-
macht, hat er jetzt bei den ersteu Versuchen in malerischen
Original-Radirungen sich auch anfdiesem Gebiete sogleich
als vollendeten Meister gezeigt.

Die vorliegenden Probedrucke und die Zeichnungen
zu den Radirungen verrathen durch die Wahl der Stand-
punkte, der Arrangements und die Ausfassung den wahren
Künstler uud in der Technik besondere Geschicklichkeit
und viel Uebung. — Nitter beabsichtigt in zwei geson-
derten Publikationen eine größere Anzahl Ansichten der
alten Stadtmauern von Nürnberg, welche mit ihren
Thoren und Thürmen, ihren Gräben und Bastionen
überreich ist an malerischen Projekten der schönsten und
großartigsten Art und eiue Anzahl Ansichten der höchst
malerischenJnterieursvonPatrizier-Häusern,daranNürn-
berg noch so reich ist, wie kaum eine andere Stadt
Deutschlands, darzustellen. Bei allen wahren Freunden
der Kunst sind diese schönen Blätter des freudigsten und
dankbarsten Erfolges sicher.

Prof. A. Ortwein ist mitder Ausarbeitung eines Werkes
„Architektur-Studien aus Nürnberg" beschäftigt, welches in
meisterhaft ausgeführten, streng arckitektonischen autogra-
phirten Zeichnungen Aufnahme derjenigeu Denkmäler der
älteren (15.—17. Jahrh.) Kunst-Jndustrie Nürnbergs,
welche mit der Architektur in näherem Zusammenhange
stehen, alsobesondersWandvertäfelungenuud Decken, Thü-
ren und deren Einfassungeu, Oefen, Schränke und Möbel
aller Art, aber auch Aufnahmen ganzer Gebäude, einzelner
Höfe, Dacherker rc. enthalteu wird. Alle geometrischen
Zeichnungen beruhen auf genauen Messnngen und sind
mit größter Sorgfalt und Geschick gezeichnet. Wo es
nöthig erschien, sind Grundrisse, Durchschnitte, auch Con-
struktionen und Details in größerem Maßstabe angegebeu.
Bei dem großen Jntercsse, welches alle diese Gegenstände,
sei es in historischer, malerischer oder architektonischer Be-
ziehung oder als Vorbilder für die Kunst-Jndustrie unserer
 
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