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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.4914#0192
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191

staunt ob seiner hohcn Kunst, welche selkst die rohe Kraft zu
zügelu vermag. Das folgende Feld zeigt uns die Entführung
der Eurydice durch Hermes und im Himergrund den ver-
zweiflungsvollen Orpheus, dessen Fahrt zur Unterwelt uns
das dritte Bild vorführt, auf welchem wir ihu im Kahn er-
blicken, von Merkur begleitet und von Amor mit leuchten-
der Fackcl gesührt. Nach der Besiegung der Sirenen durch
seinen Gesang, welche das vierte Feld schildert, sehen wir ihn
im grvßeren Mittelbild am Ziele angelangt vor dem Throne
Pluto's knien, der init Proserpina entzückt seinem Gesange
lauscht, nmgeben von den Parzen und anderen beziehungs-
reichen Figuren, in deneii sich überall der tiefste Eindruck
wahrnehmen läßt. Die vierte Wand endlich, welche sich über
den Fenstern befindet, soll nur zwei Eckbilder erhalten, die
Orpheus auf dem Panther ünd Apollo auf dem Greif reitend
veranschaulichen. Das Werk gereicht dem Künstler wie dem
Besteller znr Ehre, und wir möchteu nur wünschen, daß recht
viele reiche Kunstfreunde, dem rühmlichcn Beispiele des letzte-
ren folgend, ihre Säle auf ähnliche Weise zn schmücken sich
angelegen sein ließen.

v. X. Znr Goethe-Büste von Trippel. Jn Nr. 173
der Allg. Zeitung (Außerord. Beilage) bespricht ein Korre-
spondent aus Karlsruhe die neuerlich durch A. Donndorf in
Dresden hergestellten Abgüsse von Trippel's Marmorbüste
in der Grh. Bibliothck zu Weimar und begeht dabei den Jrr-
thum, auf Grnnd einer nngenauen Notiz in H. I. Keßler'S
„Gedenkblättern an Goethe", Frankf. 1845. die Tieck fche KoPie
sür das Original von Trippel zu nehmen, welches sich im
fürstlichen Schloß zu Waldeck, der ebcnfalls von Trippel aus-
geführten Büste Friedrichs d. G. gegenüber aufgestellt befinden
soll. — Jn Nr. 153 der „Weimar'schen Zeitung" wird dies
von 8. (Schöll) berichtigt unter folgender Mittheilung:
„Goethe hatte, als Trippel seine Büste für den Fürsten von
Waldeck zur Bewunderung aller, die sie sahen, modellirte, den
Wunsch, einen Abguß nach Weimar zu fördern, Herzog Karl
August aber bestellte, während Goethe noch in Rom war und
vor Ablieferung des Marmors nach Waldeck die gleiche Büste
bei Trippel in Marmor und sie ist von diesem umnittelbar

nach oder gleichzeitig mit jener ausgeführt worden.-

Trippel hat also in den Jahren 1787 bis 88 Goethe's Büste
zweimal in Marmor ausgeführt, einmal für Wäldeck zum
Pendant seiner Marmorbüste Fricdrich's d. Gr., sodann für
Weimar als Pendant sciner Marmorbüste Herder's."

Das Weimar'sche Exemplar trägt die Jnschrift:

TI.LX: Ikixi-LI,.

iMir. idl R0L1L..

1790.

Wahrscheinlich wird das Arolsener ebenfalls Lezeichnet sein und
sollten dieseZeilen einem dortigenKunstfreund zu Gesicht kommen,
so möge er freundlichst eine genaue Abschrift derselben an die
Redaklion einsenden, damit ein noch nicht 100 Jahr alteS
Skulpturwerk vor mißverständlichen Bestimmungen bewahrt
bleibe, wclchc ungcnaiie Beobachtung bereits daran geknüpft hat.

8. Das Cilratoriiim dcr Nealschule in Essen beab-
sichtigt, die Anla derselben mit Wandgemälden schmücken zu
lassen und hat sich dieserhalb an den Kunstverein für die
Rheinlande und Westfalen gewandt, der nun das Weitere
veranlassen wird.

Makart's ,,Pest in Florcnz" findet aus Anlaß sciner
Ausstellung in Köln durch den bekannten Künstrefercnten der
Kölnischcn Zeitung eine sehr eingehende Würdigung, deren
Schluß wir hier reproduciren wollen: „Bei allem Lobe," so
heißt es dort (Nr. 187, v. 8. Juli), „das wir dem Meister
und dem Werke gern spenden, müssen wir unser Urtheil in
dem zusainmenfassen, was wir bereils gelegentlich eines früheren
großcu Werkes desselben Künstlers, der „Modernen Amoretten,"
anf der allgemeinen dentfchen Kunstausstellung des vorigen
Jahres in Wien, als unsere Meinung aussprachen: Die
Künst, wie Hr. Makart sie auffaßt und ausübt, ist Dekora«
tionsmalerei, zwar in höchster Bollendung nnd Ausbildung
aber immer doch nur Dckorationsmalerei, höhere Ansprüche
erfüllt sie nicht. Wer diesen Meistcr mit den großen Farbcn-
künstlern der Glanzperiode der Kunst in Parallele stellt, wie
es geschehen ist, täuscht sich und schädigt ihn; wer diese Kunst-
weise gar als Mustcr und Vorbild für die ferncre Entwickelung
unserer deutschen Künst hinstcllcn wollte, würde geradezu eine

Sünde gegen den heiligen Geist dieser Künst begehen; nach
allem diesem aber würde derjenige, welcher fich nicht au
der wundervollen Farbenmusik nnd Harmonie dieses Bildes
erfreuen wollte, sondern sich durch das Verlangen nach strenger
Wahrheit oder gar durch die leidige Prüderie der Tagessitte
darin stören ließe, künstlerisch gesprochen, ein rechter Philister
sein."

—n. Chenavard's großes Gemälde, „vivina trÄZoockio",
genannt. welches auf dem diesjährigen Salon zu den am meisten
bewunderteii und besprochenen Stücken gehörie, aber von ul-
tramontanen Stimmen als eine gemalte Blasphemie verfchrieen
wurde, ward von seinem Urheber dem Oberinkendanten der
schönen Künste in Frankreich, Grafen Nieuwerckerke, als Ge-
schenk für den Staat angeboten. Das Geschcuk wurde jedoch
ohne Angabe der Gründe zurückgewiesen. Es liegt jedoch
nahe, an klerikale Einflüsse zn denken, die sich bei dieser Zu-
rückweisung geltend machten, da die Malerei als solche, mag
man nun über das Wunderliche des Einfalls, „das Ende allcr
Religionen" darzustellen, denken wie man will, sich sehr wohl
neben vielen von der Slaatsbehörde angekauften Bildern im
Luxembourg sehen lassen kann. Der Vorfall hat iu der fran-
zöflschen Presse von Neuem eine lebhafte Polemik gegen die
Allmacht des Grafcn Nienwerckerke wachgerufen, zumal da man
sich erinnert, daß auch die achtzehn Karton's Chenavard's zur
„Geschichte der Menschheit", einst zur Ausführung im Pantheon
bestimmt, von der maßgebenden Behörde zusammengerollt in
einen Winkel gesteckt wurden und noch immcr ihrer endlichen
Aufstellung harren. Möglich, daß die frische politische Slrö-
mung in Frankreich auch dem „xouvoii' xersonel" auf dem Ge-
biete der Kiiristangelegenheiten ein glückliches Ende bereitet.

Zeitschristen.

Aillkiaikuiixeil «ler k.kr. Lvnlrslooiniiiissioii. lluli—

Ltuetlen üder LelsLtiZsunxsbLtuteii äes Mttelallsrs. (I'ortsetLunF.)
Von 8oduIo2 I'eronoL. (Mit 35 Holzschnittcn.) — vodor oln bei
XuLtenck^e Aokunläeues rörnisodos Llilitärcllxlolrl. Vou 1)r. I'r. Leir-

mor. — Olo RellciuienLodroino in äor lisoulrlosterkirolio 2u 'VVionsr-
Xsustackt. (Mit 1 Holzschnilt.) — vas axoLtolisodo XrouL irn Vranor
voni8odat26. (Mit 1 Holzschttitt.) — Il6b6r 6i6 R,6§6N6ration äor

t8od1u88.) Von Vr. vrnst Völ6r von Rran26N8du16. — IVlitt6la1t6r-
liodor Lrunnon 2u 8t. Wolf^anx. (Mit 3 Holzschnitten.) — ^us ä6in
di. ba^erisodon I>iationaImu86uin 6in roinanisodos Rauolifass. Von
Vr. N688Ni6r. (Mit 1 Holzschnitt.) — Oio 8t. 8t6pdan8-0ap6ll6 2u
Lörrsönx in vn^arn. Von 6. Vipport. (Mit 8 Holzschnitten.) —
Il6b6r äi6 2u LIIonboAon iin vrsKen^sr^alcko im eladro 1816 §6-

vr. Larl vinä. (Mit 10 Holzschnitten.)

MUiieilniiNeL äes k. k. österi-. Niiseiiiiis. 8ü. 46.

Christlichcs Knnstblatt. Nr. 7.

Glasgemälde nach Pfannschmidt. (Mit Holzschu.) — Die römischcn
Katakomben, cin Vvrtrag. — Literatnr: Hvtbo, Gcschichte der christl.
Malerei; Crowe nnd bavalcaselle, Geschichte der ital. Malerei, dentsche
Originalansgabe von Max Jordan.

Gewerbehalte. HefL 7.

Ueber Ansschmückung der Decken. Von Nal. Teirich. (Mit Illustr.)
— Mvderne Ornamentc für quadratische Füllnngen; gemalte Ornamente
für dcn Eiscnbahnwagen des Vicckvnigs von Egyptcn; Bl.nmenvase ans
Faycnce nebst Details; Harfcnköpfe; Pokal für Pius IX., Gcschcnk der
Stadt Nom; Kleiderschrank, Vorhanggalerie und ovaler Tisch; Bestecke
in Silber; schmiedeeiserncs Fenstergittcr aus Eßlingen (17. Iahrh.)'
Thürenluflöffnnng in Schmiedeeisen ans Prag; schmiedeeiserne Fenster-
füllung; silberner Handlenchtcr mit Krystallschale.

(itaxette ä68 Leanx-ait^. ^uli.

8a1ou clo 1869 (2rn6 art.), par N. R. IVlantL. (Mit Jllnstr.) —
6on^al68 Oo<iu68 6t 1a famillo R^odaert, xar L1. ^ltr. Lliodiols.
— Lxposition cke 1a RoMl ^.oackom^ (>nit Jllustr.), par N. Rd.
L urt^. — v'aeailemio cke vraues a Romo (4mo artiolo). — Oollootiou
äo ä688iu8 ori§inaux au odatoau tzranck-üuoal cko Weimar, par Lk.
D. Viarckot. —

Oill'0li>«I>i«: <i«8 /«IÜ8. Xr. 25—28.

v6 )ubi16 Ü6 l'aoackckmio Ü68 Leaux-arts Ü6 vüssolckork. — Xapoloon
6t 1a LIack6l6in6. — Va maison Ü6 klantin a ^.nvors. — 1)6 1a publi-
oitck ckonnck6 aux aociuisitons cku Llinistbro ckos Loaux-arts. — 8ooiot6
kranyaiso cks ^ravure. — Nooroloxio (-Vu§. Ilosso, Llmo. Rolioitck
voLportos cko 1a Rosso, D. II. Lrovibro, Riorro Rons, ^.iex. N.
Riearck, ^.lexis Odociuior).
 
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