Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

DOI article:
Verschiedenes / Inserate
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0250
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
497

Nekrolog, — Vermischte Nachrichten,

498

heil. Schrist, welche mit Holzschnitten illustrirt waren;
denn das Bolk verstand besser das Wort, dem zur
Seite das Bild ging, Auch der Stich wurde später
zur Jllustration , der Dibel verwendet, Jllnstrirte
Bibelausgaben bilden eine ganze rciche Bibliothek,
Neben diesen cnmulativen Jllustrationen gehen dann
die Einzeldarstellungcn hcr, die Gemälde der Künstler,
die irgend eine biblische Begebenheit zum Stoffe haben,
und die Kupferstiche, welche tüchtige Stechcr nach diesen
Gemälden lieferten.

Es war ein glücklicher Gedanke A. v. Wurzbach's,
aus der Fülle dieser Kunstwerke das Beste auszuwählen
und durch den Lichtdruck vervielfältigt eine J'llustration
der heil. Schrift zu liefern, welche mit Recht die
„Goldene Bibel" genannt wird. Neben der einschla-
genden Bibelstelle angebracht, wird das Bild auf seine
Quelle zurückgeführt, nnd das Wort ist andrerseits der
beste Jnterpret derKomposition. So bildet die„Goldene
Bibel" ein religiöses und zugleich ein künstlerisches Er-
bauungsbuch. Bis jetzt liegen uns zwei Lieferungen
des prächtigen Werkes vor. Dieselben enthalten „Sa-
lomon's Urtheil", nach N. Poussin gestochen von A.
Morel, „Kain und Abel", nach Dietrich gest. von I.
Daulls, „Hagar in der Wüste", nach P. da Cortona
gest. von I. B. Michell und „Jakob's Flucht", nach
L. Giordano gest. von Selma. Der Umschlag ist mit
Benutzung eines Stiches von Goltzius (8. 2), der Titel
sehr geschmackvoll aus derBeham'schen Bibel komponirt.

Zur Reproduktion sind die schönsten Abdrücke der
theilweise sehr seltenen Stiche ausgewählt.— Das Werk
ist auf 25 Lieferuugen L, 2 Blatt berechnet, Der Preis
von Mk, 1. 50 pro Liefcrung ist gewiß bei der vor-
züglichen Ausfiihrnng nicht hoch zu nennen und auch
dem minder Bemittelten erschwinglich, Die riihrige
Verlagsfirma von P, Neff, von welcher bereits eine
Reihe gleich empfehlenswerther Prachtwerke ähnlicher
Richtung vorliegen, hat Alles gethan, um auch dieses
Wcrk zu einem kostbaren Hausschatze jeder Familie zu
gestalten. ll. bt. Vs.

« Von Lübke's Grundriß der Kunstgeschichte ist kürzlich
die achte Auflage erschienen, deren Text von dem Verfasser
wiederum in manchen Theilen, besonders auf dem Gebiete
der autiken Kunst, verbefsert und bcreichert worden ist, Die
neuen Funde in Mpkenä, Cypern, Troja u, a, O. sind ver-
wcrthet; die „vorhistorischen" Alterthümer haben in dsr
Einleitung ihre eingehende Würdigung gefunden; auch die'
Abbildungen erfuhren ansehnliche Bereicheruugen und Vsr-
besferungen. Jn dem Abschnitt über die Kunst des 19. Jahr-
hunderts wäre Defregaer nicht als Maler „bairischen", son-
dern des Tiroler Volkslebens zu charakterisiren gewesen,

—n. Die deutschen Reichsgcsetze über das Urhebcrrccht an
Werken der bildenden Kunst und an Mustern und Modellen
sind nun auch in der Kortkampf'schen Sammlung der Reichs-
gesetze erschienen. Der ungenannteHerausgeber hat den bsiden
Gesetzen einen Kommentar beigegeben, der das Wichtigste aus
den Verhandlungen des Reichstages, aus den Kommissions-
berichten und den Vernehmungen dcr Sachverständigen ent-
hält. Ueber das rüthselhafte Wesen des von unS bei einer

anderen Gelegenheit*) einer näheren Beleuchtung unter-
zogensn Z, 12 (Anderweitiger Abdruck der in periodischen
Werken erscheinenden einzelnen Werke der bildenden Kunst)
findet sich hier ebensowenig Aufklärung, wie in dem Kloster-
mann'schen Kommentar. Daß kein einziger Sachverständiger
an den Bestimmungen dieses Paragraphen Anstoß genommen,
ist eine von den Sondcrbarkeitsn in der Geschichte der Gs-
setzgebung, sür die es keine ausreichende Erklärung giebt.

Nekrolog.

8, Wilhelm Drugulin, Jnhaber der im Jahre 1856 von
ihm begründeten Firina Leipziger Kunstcomptoir, einer der
enntnißreichsten Kunsthändler der Gegenwart, dessen Auk-
tionen sich sines Weltrufs erfreuten, ist am 24. April, 57
Jahr alt, längerem Leiden erlegen, Jn den letzten Jahren
hatte sich Drugulin dem Druckfache zugewandt und durch
geschmackvolle Ausstattung der aus seinen Pressen hervor-
gehenden Werks sich um den Fortschritt auf dem Gebiete der
Typographie ein unleugbares Verdienst erworben.

Vermischte Nachrichten.

Weltausstellung in Sydney. Die Regierung von Neu-
südwales hat sich bereit erklärt, für etwa 70 Oelgemälde,
die von deutschen Malern der Ausstellung überwiesen werden
würden, sümmtliche Kosten der Versendung, eventuell auch
die Rückfracht zu tragen, Nähers Mitthsilungen über diese
Angelegenheit ertheilt der deutsche Ausstellungs-Kommissär
in Berlin, Geh, Regierungsrath Reuleaux.

8, Archäologische Gesellschast in Berlin. Jn der Sitzung
vom 4, Februar legts Herr Curtius dis vom Verfasser
der Gesellschaft übersendete Schrift: „Geschichts der Stadt
Greifswald" von Th, Pyl vor und besprach A, von Sallet's
„Münzen der Nachfolger Alexander's in Baktrien und Jndien"
sowie H, Dressel's Schrift über die Entstehung des Monte
Testaccio in Rom. Er theilts die letztsn Nachrichten aus
Olympia mit, berichtete über die Funde von Erzreliefs und
ehernen Waffenstücken, über die Basis des Erythräers Cpi-
therses und die merkwürdigen Entdeckungen im Stadium,
Dis von vr. Treu gemachte Zeichnung eines ganz alter-
thümlichen weiblichen Zdols in ägyptischem Stil wurde
vorgelsgt, sowie Situationspläne der zuletzt gefundenen
Grundmauern. Aus den neuesten Erwerbungen des An-
tiquariums legte Herr Curtius eine aus Pästum stammends
Bronze vor, die auf einer ionischen Säule stehende Figur
einer Kanephore, ein Weihgeschsnk der Philo, Tochter dss
Charmylidas, an Athena. Ferner wurde eine farbige Terra-
cotta, bei Zülpich ausgegraben, vorgslegt; ihr antiker Ur-
sprung erschien sehr zweifelhaft, Herr Engelmann legte
eine genaue farbige Zeichnung des von Guattani veröffent-
lichten und bisher ganz verschollenen Mosaiks mit dem
Sonnenaufgang vor, welches vom Geh. Hofrath Stark in
der Sammlung Sr, Erlaucht des Grafen Erbach-Erbach von
Neuem aufgefunden ist; das Mosaik verdient die höchste
Aufmerksam'keit nicht nur wegen der Mischung von Allegorie
und Naturalismus in der Behandlung von Naturvorgängen,
sondern vor allem wegen der Farbemvirkungen, die darin
angebracht sind, Es i'st übrigens wahrscheiulicher, daß das
Mosaik nicht, wie man sich gewöhnt hat, auf den Sonnen-
aufgang, sondern vielmehr auf den Sonnsnuntergang zu be-
ziehen 'ist, — Sodann mnchte der Vortragende unter Vor-
laqs von Proben Mittheilungen über die Art und Weise,
in welcher Herr Hofbildhauer Gillu Gipsabgüsss von Papier-
abdrücken hergestellt hat. Herr Hauptmann Steffen gab
eine ausführliche Erläutsrung der von ihm für die von dem
Archäologischen Jnstitut unternommene Karte eines Theiles
von Attika ausgeführten Aufnahme des Hymettos, unter
Darlegunq der 'vielfach neuen Ergsbnisse für Topographie
und Denkmälerkunde, — Die Sitzung vom 4, März begann
mit der Mittheilung über Aufnahme eines neuen Mitgliedes,
Sodann legteHerr Curtius verschiedene neue der Gesellschaft
übersandte literarische Erscheinungen vor: 2 Hefte der ückti
äell' L.oonäsinin äsi I-inosi; Berichte der Gesellschaft für
nützliche Forschungen in Trier 1877—78; de Witte, Katalog

*) Vecgl, Kuust-Chrcmk, 1S, Jahrg. Sp. 270.
 
Annotationen