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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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499

Vom Kunstmarkt.

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der Sammlung Paravey; Konrad Lange. über die Kompo-
sition der Aegineten (ein Versuch, nachzuweisen, daß die
Gruppe figurenreicher war, als man bisker angenommen);
Barclay V. Head. L,radion imita.tion8 ot'XHisnian ooins;
Newton, tlis Oisoovsrios at Olxinpia (in Edinburgh
Review 1879, Nr. 3l)Sl; Ahrens, über die Znschrift aus
Olympia, Nr. 7 (Archäol. Zeitung 1878. Heft 6). Daran
knüpfte der Vorsitzende eine Uebersicht über die Ergebnisse
der Ausgrabungen im Januar und Februar (Osthalle, Süd-
terrasse, Stadium, Prytansion), über die Auffindung von
drei alten Gründungen im 8. 'iV. und die neuesten Bronze-
funde. Herr Fränksl legte eine dem Kgl. Münzkabinet ge-
hörige galvanische Nachbildunq einer schon öfter publicirten
Elektron-Münze vor, wslche Eigenthum der Bank von Eng-
land ist und im Britischen Museum aufbewahrt wird. Die
Umschrift lisst er: „Jch bin das Wahrzeichen der Phaino";
in dem letzten Worte erkennt er einen sonst nicht nach-
weisbaren Namen der Artemis Das Denkmal sei daher
ein wichtiger Beleg für den von Ernst Curtius erkannten
religiösen Charaktsr mancher griechischen Münzen. Da die
vorliegende ionischen Dialekt hat und aus Kleinasien stammt,
so sei sie wahrscheinlich vom Artemision in Ephesos geprägt:
wie sie, tragen die sicheren Münzen dieser Stadt den Hirsch
als Beizeichen. Der Charakter der Schriftzüge erweise die
Münze als uralt, sie gehöre in das 7. Jahrh. v. Chr.
und sei vermuthlich die älteste aller erhaltenen nnt Schrift
vsrsehsnen Münzen, sicher aber eines der ältesten Denkmäler
griechischer Schrift überhaupt. Herr Conze machte auf zwei
im Kgl. Museum neben einander aufgestellte Porträtköpfe
aufmerksam. Der eine <in zwei Exemplaren vorhanden) ist
der herkömmlich ganz mit Unrecht Seneca genannte, in dem
man jetzt vielmehr einen Dichter der alexandrinischen Epoche
sucht, während der zweite das inschriftlich beglaubigte echte
Bildniß des Seneca mit dem bekannten Sokrateskopfe als
Doppelherme gspaart zeigt. Die Publikation von Lorenzo
Rs (Lsnscm s 8oornts, Roina, 1816) giebt dis übrigens sshr
gut ausgeführtsn Ergänzungen, namentlich beider Nasen und
auf der linken Gesichtsseits des Seneca, nicht an. Herr
Robert legte die Schrift von W. Klein über den Vassn-
maler Euphronios vor und wies auf deren Bedeutung für
das Studium der antiken Vasenmalerei hin. Herr Momm-
s en legte ein dem Pester Museum gehöriges Fragment eines
römischen Militärdiplomes vor, dsssen Lesung an sinsr
wichtigen Stelle nicht unzwsifelhaft ist. Herr Curtius legte
eine Reihe antiker Brunnenfiguren aus Pompeji und Her-
kulanum vor und bssprach den auf einem Bruunensteine
sitzenden Dornauszieher, von dem sr der Gesellschaft eine
Zeichnung Adolf Menzel's vorlegen konnte. — Jn der
Sitzung vom 1. April legts Herr Curtius vor: die von
Herrn Or. Jmhoof-Blumer übsrsendeten „Porträtköpfe rö-
mischer Münzen", ferner Gozzadini. Intorno nl ulonni ss-
xolori so-rvntii nsll' Xrssnnls Nilitars und vi nntioo ss-
poloro a. Osrstolo und die Lnllstins äss Oorninissions
Roz-nlss cl'art st ä'nrolisoloNiö von! Brüssel. sowie die
neuesten Xtti äsi Linosi. Er besprach sodann den 3. Theil
von F. Lenormant, Is, Nonnais äans 1'Xntignits und das
neusste Heft des athenischen Athenaion mit der merkwürdigen
Grenzinschrift aus dem Piräus. Herr Professor Stark aus
Heidelberg legte zunächst drei Abbildungen in Lichtdruck von
zwei interessanten und stilistisch werthvollen Alexander-
köpfen vor, von denen der eine in der Sammlung des
Grafen Erbach in Erbach im Odenwald befindlich, im Jahre
1792 in der Villa Hadrian's bei Tivoli gefunden ward,
der andere aus Alexandrien stammt und von dem Britischen
Museum erworben wurds. Das Jnteresss des Erbacher
Kopfes von griechischem Marmor liegt vor allem in dsr
stilistischen Behandlung und geistigen Apffassung, welche nicht
auf Lysippos, sondern auf dis attische Schuls hinweisen. Vor
allem koinmt hierbei die Thätigkeit des Lsochares für das
Philippeion in Olympia und mit Lysippus vereinigt für
Delphi in Betracht. Derselbe legte ferner Planskizzsn übsr
das Terrain römischer Ruinen bei Heidelbsrg vor, welche
bei Gelegenheit des Baues von Krankenhäussrii zu Tage ge-
treten sind. Es handelt sich um eine schräg auf den Neckar
zuführende römische Straße, dis die Richtrmg auf Spsier
verfolgt, ferner um die daran sich anschließendsn zahl-
reichen (kleinen vioreckigen) sorgfältig gebauten Souterrains
von Häusern mit einstigem Holzoberbau, ferner um wohl- !

erhaltens Töpferöfsn, um eine Menge regelmäßiger brunnen-
artiger Schächte, angefüllt mit Thonfragmenten, mit far-
bigeln Wandsiuck u. dergl., endlich um die Holzpfeiler einer
römischen Brücke über den Neckar und die Forlsetzung des
Straßenzugss auf der anderen, der rechten Neckarseite bei
dem Dorfe Neuenheim, bekannt durch das Mithräum, wo
bisher allein die römische Niederlassung gesucht ward. Mei-
lensteine mit Jmperatoren-Namen des 3. Jahrh. n. Chr.
wurden in einem jener Souterrains sorgfältig zusammen-
gelegt gefunden, auch fand sich Postament und Ueberreste
einer Neptunstatue. Unter den Eisengegenständen nimmt die
voliständige Einrichtung eines Bruniies mit Eimer, Haken,
Ketten, eine hervorragende Stellung ein. Herr Curtius
legte Zeichnungen der in Olympia letztgefundenen Ostgiebel-
und Metopenköpfe vor, sowie die von Herrn Khomaidis der
Gesellschafl übersandten Photographien des Hermes- und
Apollo-Kopfes in natürlicher Größe; er berichtete dann über die
neuen Funde bis znm 21. März, unter denen er namentlich
die wichtige Hand des Apollo im Westgiebel hervorhob.
Herr Hübner legte das neue Lolstin der Madrider Aka-
demie der Geschichte, Flach's französische Bearbeitung des
römischen Bergwerkgesetzes von Vipasca, H. Gaidoz' Ab-
handlungen über die Religion der Gallier und über die
christlichen Jnschristen von Jrland vor und besprach die im
nördlichen Portugal ausgegrabenen Reste einer keltischen
Stadt (Citania) nach den von Herrn Joaquim de Vas-
concellos in Porto eingesandten Photographien und Be-
richten und im Anschluß an die eigene Darlegung, welche
Herr Vasconcellos in seiner Zeitschrift ^.retisolo^in nr-
tistios. in das Portugiesische übersetzt hat. Ebenso legte
derselbe die neu eingsgangenen Berichte des Herrn Robert
Blair über die von ihm gelsiteten Ausgrabungen des rö-
mischen Castells von SoakShields im nördlichen England
(unweit von Newcastle) vor, wobei Professor William
Wright's Deutung der daselbst gefundenen palmyrenischen
Jnschrift, sowis die sonderbaren Funds von Schmuckgegen-
ständen aus Sel, zum Theil mit latsinischen Aufschriften,
besprochen wurden, über deren Echtheit noch Streit herrscht.

Vom Aunstmarkt.

Die von Wolfgang Müller (si 1873) hinterlassene Ge-
mäldesaminlung kommt am 26. Mai bei I. M. Heberle in
Köln unter deii Hammer. Der rheinische Dichter stand be-
kanntlich in naher Beziehung zu dem Kunstleben der jüngsten
Vergangenheit nnd war als Kunstkritiker sür mehrere her-
vorrageiide Zeitschriften thätig. Jn Düsseldorf erzogen und
aufgewachsen, trat er schon in jungen Jahren in freund-
schaftlichen Verkehr mit vielen hervorragenden Gliedern der
Düsseldorfer Malerschule und begann seit Anfang der fünf-
ziger Jahre dsn Grund zu seiner Gemäldesammlung zu legen,
zu welcher vorzugswsise Dllsseldorfer Meister beisteuerten.
Als besonders beinerkenswerth heben wir hervor: eine präch-
tige Eifellandschaft von C. I. Lessing, fünf Landschasten
von Andreas Achenbach, ,<Der Nemisss" von Oswald
Achenbach, zwei Landschaften von Schirmer, „Der auf-
gefangene Liebssbrisf" von Vautier, verschiedene Genre-
bilder von Geselschap, das „Gänsemädchen" von Knaus
in kleinerer Wiederholung und Munkacsy's Skizzen zu
dessen Bilde „Die letzten Tags eines Verurtheilten". Auch
die Handzeichnungsn ° und Aquarelle von Preller, Rethel,
Mintrop, Schwind, Steinle rc. verdienen die Aufmerksamkeit
der Kunstliebhaber. Außer den inodernen Bildern enthält
die Sammlung 46 Gemälde alter Meister, darunter drei
Porträts von Ravesteyn, einen Brouwsr, einen Teniers
u. a. m.

LonLoner Kunstauktionen. Bei Christie, Manson und
Woods in London wurden kürzlich dis hinterlassenen Werke
des unlängst verstorbenen Malers und Akademikers E. M.
Ward versteigsrt. Einzelns Gemälde wurden qut bezahlt.
„Die lstzte Ünterredung zwischen Napoleon I. und der
Königin Luise von Preußen in Tilsit" erzielte 190 Guinsen;
„Anna Boleyn an der Königin - Treppe im Towsr" 450
Guineen; „Die Wache -des Tempels — Maria Therese,
Tochter Ludwig XVI., den Thurm ihres Gefängnisses
voin Garten aus skizzirend, Paris 1795" 90 Gumeen;
„Obsrzimmer in Whitehall während der letzten Stunden
Karl's II.", das Meisterwerk Wards, 900 Guineen, u. s. w.
 
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