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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Boetticher, Ernst: Die Franzosen auf der Münchener Ausstellung
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Moes, Ernst W.: Die neuen Forschungen auf dem Gebiete der holländischen Kunstgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0354
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689

Die neuen Forschungen aus dem Gebiete der holländischen Kunstgeschichte. — Todessälle.

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goldenen Medaillen erster Klasse drei, von vierzehn
(der Malerei zu teil gewordenen) goldenen Medaillen
zweiter Klasse elf. Entweder sind also ihre Arbeiten
wirklich denen der Realisten so ungemein überlegen,
daß sie trotz ihrer Minderzahl die meisten Medaillen
erwarben, oder es herrschte in der Jury, wie schon
in der Hängekommission, eine starke naturalistische
Tendenz. Wie sich das Publikum zu der Frage stellt,
beweisen seine Ankäufe. An dem Widerwillen des-
selben muß schließlich der Naturalismus, wie er jetzt
ist, zu Grunde gehen. Möge dies bald geschehen! Wir
wollen auf unserem Boden deutsche Art, deutsche Lehre,
deutsche Kuust.

Ernst Boetticher.

Die neuen Forschungen auf dem Gebiete der
holländischen Aunstgeschichte.

III.

Jn der zweiten Lieferung von „Ouä-klollanä"
ist vr. Worp mit seiner Chronik des Lebens Barlaei
zum Abschluß gekommen. Seine Liste von Porträts
des großen Gelehrten ist leider sehr mangelhaft, nnd
manches interessante Bildnis ist gar nicht erwähnt.

— Ein achtzehnter Abschnitt von Veths wichtigen
Studien über die Dordrechter Maler ist ganz dem
Rembrandtschüler Samuel van Hoogstraten gewidmet.
Da dieser auch ein fruchtbarer Dichter gewesen ist
und mehrere Episoden aus seinem vielbewegten Leben
in nicht immer schönen Versen besungen hat, da ferner
auch sein Bruder Dichter war, mangelt es nicht an
Quellen, zu deuen auch noch seine Malertechnik, bie

„Inls^äinA tot äs bovAS sobools äsr sobiläsrbonst"
gehört. Diese letzte Quelle wurde bisher nicht genug
benutzt. Bei der Bestimmung, wann er Rembrandts
Schüler war, hätte z. B. beachtet werden müssen, daß
er Fabritius seinen Mitschüler nennt, u. s. w. — E. W.
Moes erläutert handschriftliche Notizen, welche der
Advokat Houmes im 17. Jahrhundert in ein Exemplar
des van Mander geschrieben hat. — vr. Dozy ver-
öffentlicht das Bildnis von Magdalena Stockmans,
der Geliebten des großen holländischen Volksdichters
Bredero, und dasjenige ihres Gatten Jsaak van der
Voort. So wie uns die Züge der Dame überliefert
sind, geben sie kein günstiges Zengnis von dem, was
Bredero sich als Jdeal weiblicher Schönheit dachte.

— Endlich gicbt vr. Muller noch Berichtigungen zu
seinem früheren Aufsatz über den Utrechter Johan
van der Meer.

Hier noch einige Worte über zwei andere vor
kurzer Zeit erschienene Schriften, von denen die eine
nur für die Familie gedruckt, die andere nicht im
Buchhandel ist. Der als Historiker rühmlichst be-
kannte Generalmajor Netscher, ein direkter Nach-

komme des Malers, hat ein Geschlechtsregister der
Familie Netscher herausgegeben, das bedauerlicherweise
nur in 75 Exemplaren gedruckt ist; die Biographien
von Casper, Theodoor und Constantyn sind mit
großer Sorgfalt aus den Quellen der verschiedensten
Art in sehr auziehender Weise zusammengestellt. Der
schön ausgestattete Folioband enthält außerdem das
Netschersche Familienwappen und sieben genealogische
Tabellen. Machen diese das Buch in erster Reihe
wichtig für die zahlreichen Nachkommen, so ist es von
der zweiten Publikation noch mehr zu bedauern, daß
sich nicht jeder Kunstforscher davon ein Exemplar
kaufen kann. Herr P. van Eeghen, Vizepräsident
des Königl. Altertumsvereins in Amsterdam, ist der
Verfasser einer neuen Biographie des Jan Luyken.
Noch nie verwertete Originalbriese, Handzeichnungen,
Aktenstücke rc. rc., meist aus der reichhaltigen Luyken-
Sammlung des Herrn C. P. van Eeghen, boten ihm
das Material dazu. Den vielen Sammlern von
Stichen des Meisters würde das mit zahlreichen
Faksimiles ausgestattete Büchelchen ein sicherer Leit-
saden sein.

Rvtterdam, August 1889.

E. W. Moes.

Todesfälle.

— tt. Karlsruhe Am 24. August starb hier der Genre-
maler Joh. Baptist Tuttine, der 1840 tn Bräunlingen bei
Donaueschingen geboren wurde und sich zu seinen Arbeiten
vornehmlich die Darstellung von Scenen aus dem Schwarz-
walde wählte.

Der Bildhauer Frih Ncuber ist anfangs August
in Hamburg gestorben. Die „Hamburger Nachrichten"
bringen über ihn solgende biographische Mitteilungen:
Neuber wurde 1837 zu Köln geboren und in seiner Kunst
von dem 1864 gestorbenen Bildhauer Stephan unterrichtet.
Dann bildete er sich in Wien, Berlin und Paris weiter aus.
Jm Jahre 1863 ließ er sich in Hamburg nieder und be-
teiligte sich zunächst namentlich an der plastischen Aus-
schmückung der damals im Bau befindlichen St. Nikolai-
kirche. Ilnter vielen anderen Arbeiten Neubers in dem
Gotteshause ist besonders die Kolossalfiqur des Matthäus
im Turm hervorzuheben. Neben diesen Figuren entstanden
vielfache andere künstlerische Schöpfungen Neubers, die sich
imPrivatbesitze befindsn. Darunter sind zu nennen „Miqnon",
„Die Findung des Moses" (im Stich veröffentlicht m der
„Zeitschrift" 1874, S. 287, wo auch eine Charakteristik des
Künstlers zu sinden ist), „Nymphe mit dem Dionysosknaben",
ein langer Fries aus den „Nibelungen" von Wilh. Jordan rc.
Auch die Christusfigur oberhalb des Westportals des St.
Petriturmes ist ein Werk Neubers. Jn der Knnsthalle
findet sich von dem Verstorbenen die Büste Hoffmanns von
Fallersleben. Jn den letzten Jahren war Fritz Neuber
dnrch Krankheit verhindert, seiner künstlerischen Thätigkeit
in dem Maße obzuliegen. als man es bei ihm gewohnt war.

— Barthelmeß P. Der Kupferstecher Nikolaus Barthel-
metz ist am 29. Aug. in Düsseldorf gestorben. Seine letzte
Arbeit, welche er vollendet hat, ist der in Linienmanier aus-
gesührte trefsliche Stich nach Franz v. Drefreggers „Salon-
tiroler" (in der Königl. Nationalgalerie in Berlin) eine
meisterhaste Arbeit, krästig und dabei elegant in der Be-
handlung und das Originalgemälde sehr treu wiedergebend.
Der Stich wurde im vorigen Iahr als Vereinsblatt an die
Mitglieder des Kunstvereins sür Rheinland und Westfalen
verteilt. Dieser und der Kölnische Kunstverein haben fast
alle Kupserstiche des Verstorbenen erworben und als Nieten-
 
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