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Nekrologe — Personalien — Denkmäler — Ausstellungen
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suchung hat. Als Resultat der letzteren wird eine bedeu-
tend frühere Epoche der Herstellung angesetzt, als dies
bisher der Fall war. Zur Begründung des Urteils sind
dem Text zwanzig kolorierte und hundertsechsundvierzig
andere Illustrationen beigegeben. Der Preis des in einem
Bande, Quartformat, herauskommenden und sicherlich sehr
interessanten Werkes, beträgt 5 Ouineen. o. v, S.
NEKROLOGE
Ernst Artur Seemann, der Begründer des Hauses
E. A. Seemann, starb am 5. Oktober, fünfundsiebzigjährig,
auf seinem Landsitze in Oroßbothen. Er wurde am 9. März
182g in Herford geboren und hat sich um die Kunstge-
schichte und Verbreitung des Kunstsinnes vielfältige Ver-
dienste erworben. Einen ausführlichen Nachruf werden
wir dem Verewigten noch widmen.
Emile Galle" f. Unter den bahnbrechenden Persön-
lichkeiten des modernen Kunstgewerbes wird man immer
mit Achtung des feinsinnigen, in Formen und Farben so
wählerischen, in der Technik so geschickten und welt-
berühmt gewordenen Olaskünstler Emile Galle gedenken,
der kürzlich in Nancy gestorben ist. Er hat die herkömm-
liche Starrheit und Farblosigkeit in der Kunstglasfabrikation
gebrochen und seine nach Naturmotiven gleichsam ge-
dichteten Gläser durch glühend farbige Flüsse, durch
Überfangen und Ätzen zu höchst aparten Gebilden von
edelsteinartiger Wirkung erhoben.
Der Maler Joseph Theodor Coosemans ist in Brüssel
im Alter von 75 Jahren gestorben. Seine Tätigkeit begann
um 1863, wo der förderliche Einfluß der Barbizonschule
sich in Belgien geltend machte. Er gehörte mit Artau,
Baron, Asselbergh der sogenannten Schule von Tervueren
an und hat zahlreiche wertvolle Landschaftsbilder ge-
schaffen.
PERSONALIEN
Professor Max Lehrs hat den Ruf, als Nachfolger
Lippmanns das Direktoramt des Berliner Kupferstichkabi-
netts zu übernehmen, angenommen und ist zugleich zum
Kgl. preußischen Geh. Regierungsrat ernannt worden. Er
wird am 1. Januar sein neues Amt antreten. Damit ist die
ein Jahr lang in der Schwebe gelassene Frage der Nach-
folgerschaft Lippmanns, die zu so vielen Kombinationen
Anlaß gegeben hat, auf das glücklichste erledigt. Denn
da nach preußischem Usus an die Spitze von Ressorts
nicht sowohl der Nächstberechtigte des eigenen Betriebes,
als die hervorragendste Autorität von auswärts berufen zu
werden pflegt, so konnte in diesem Falle keine bessere
Wahl getroffen werden. In Dresden aber wird man mit
lebhaftem Bedauern den hochverdienten Gelehrten scheiden
sehen, der das Dresdener Kupferstichkabinett zu einem der
interessantesten und bestgeordneten Institute dieser Art
gemacht und dort in gleich hervorragender Weise die In-
kunabelperiode und die Glanzzeit des 16. und 17. Jahr-
hunderts wie die moderne Kunst der Graphik in ihren
feinsten Erscheinungen gesammelt hat.
DENKMÄLER
Die Statue Friedrichs des Großen, das Geschenk
Kaiser Wilhelms nach Washington und ein Werk des Pro-
fessor Uphues, hat nun endlich die Reise über den Ozean
angetreten, und die Einweihung ist endgültig auf den
16. Oktober festgesetzt worden. Seinen Platz wird das
Denkmal im Süden Washingtons auf der Terrasse vor dem
neubegründeten Army War College neben den bereits dort
postierten Statuen Cäsars, Alexanders d. Gr. und Napo-
leons I. finden.
AUSSTELLUNGEN
Berlin. Am 1. Oktober wurde im Künstlerhause,
Bellevuestraße 3, eine Kollektivausstellung von Werken
Eduard von Gebhardts eröffnet. Besonders interessieren
da die Studien zu dem eben vollendeten Monumental-
gebäude in der Friedenskirche in Düsseldorf.
Dresden. Die neue Ausstellung im Kunstsalon Ernst
Arnold ist vorwiegend der deutschen Kunst gewidmet.
Der deutscheste der Landschafter, Meister Hans Thoma,
ist mit vier Werken vertreten, und zwar Landschaften vom
Rhein, die alle aus dem Jahre 1878 stammen; Otto Fischer
läßt einige neue Aquarelle sehen; Walter Leistikow, dessen
Name einer der klangvollsten unter den deutschen Künst-
lern geworden ist, tritt mit einer imposanten Sammlung
von 35 meist ganz neuen Gemälden und Aquarellen her-
vor. Auch die ausländische Kunst zollt einen Beitrag;
Anders Zorn, der geborene Schwede, ist mit einer vorzüg-
lichen Auslese von 72 seiner Radierungen, einem Aquarell
vom Jahre 1887, sowie einem größeren Ölgemälde vom
Jahre 1903 vertreten.
Leipzig. In diesen Tagen eröffnete der Kunstverein
eine umfangreiche Ausstellung von Werken Lenbachs aus
dessen ganzer Schaffenszeit. Es ist gelungen, hervor-
ragende Bilder aus dem Besitze der Familie Lenbachs und
eine Reihe bisher unbekannt gebliebener, in Privatbesitz
befindlicher Porträts, Skizzen und Landschaften mit vielen
anderen Hauptstücken zu einer höchst interessanten Aus-
stellung zu vereinigen.
Leipzig. Die Kunsthalle P. H. Beyer & Sohn eröffnete
ihr Ausstellungsjahr mit einer ebenso umfangreichen, wie
interessanten Ausstellung von ca. 150 Zeichnungen, Ra-
dierungen, Lithographien und Bronzen von Alfred Legros-
London. Von dem außerordentlich reichen Werk des
greisen Künstlers ist hier zusammengebracht, was über-
haupt noch verfügbar ist. Außerdem sind vertreten:
M. Molitor-Leipzig (Gemälde, graphische Arbeiten, plasti-
sche Werke), Th. Schleußner-Berlin (Porträts usw.), Hugo
Lederer-Berlin (Bronzen), Otto Greiner-Rom, Olbricht-
Weimar, G. Kempf-Fahrafeld, Töpfer-Berlin, E. Orlik-Prag,
P. Neuenborn und Salomon-München, A. Seifert-Dresden
usw. mit neuen graphischen Arbeiten. — Ebenso brachte
die altrenommierte Kunsthandlung Pietro del Vecchio in
feierlicher Eröffnung der Wintersaison eine reiche Aus-
stellung einheimischer und auswärtiger bekannter Maler
und Graphiker.
Das Kunstgewerbehaus Hamburg, Georg Hulbe,
bringt gegenwärtig eine sehr vollständige Kollektion Zeich-
nungen, Radierungen und Aquarelle von Jan Toorop, so-
wie Ölbilder, Teppiche und Wandbehänge des Kieler
Künstlers Ernst Vollbehr. In nächster Zeit steht eine be-
deutende Vergrößerung der Ausstellungsräunilichkeiten um
drei bedeckte Säle und einen Oberlichtsaal zu erwarten,
wodurch das Kunstgewerbehaus Hamburg das größte
Unternehmen des Platzes wird und die Ausstellung von
Gemälden und Skulpturen in noch größerem Umfange er-
möglicht ist.
Bremen. Die Kunsthalle hat am 2. Oktober eine Ausstel-
lung von historischen Gemälden aus bremischem Privatbesitz
eröffnet, die weit mehr als ein lediglich lokales Interesse
beanspruchen darf. Es sei daran erinnert, daß bis in die
vierziger Jahre des verflossenen Jahrhunderts in den Häusern
der reichen bremischen Kaufleute fast ausschließlich alte
Gemälde gesammelt wurden, nach Lage der Dinge zumeist
Niederländer des 17. Jahrhunderts. Beispielsweise ent-
stammte der prachtvolle Rubens, das Bad der Diana, das
auf der Auktion Schubart vor einigen Jahren erschien,
einer bremischen Sammlung. Inzwischen hat sich im Laufe
Nekrologe — Personalien — Denkmäler — Ausstellungen
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suchung hat. Als Resultat der letzteren wird eine bedeu-
tend frühere Epoche der Herstellung angesetzt, als dies
bisher der Fall war. Zur Begründung des Urteils sind
dem Text zwanzig kolorierte und hundertsechsundvierzig
andere Illustrationen beigegeben. Der Preis des in einem
Bande, Quartformat, herauskommenden und sicherlich sehr
interessanten Werkes, beträgt 5 Ouineen. o. v, S.
NEKROLOGE
Ernst Artur Seemann, der Begründer des Hauses
E. A. Seemann, starb am 5. Oktober, fünfundsiebzigjährig,
auf seinem Landsitze in Oroßbothen. Er wurde am 9. März
182g in Herford geboren und hat sich um die Kunstge-
schichte und Verbreitung des Kunstsinnes vielfältige Ver-
dienste erworben. Einen ausführlichen Nachruf werden
wir dem Verewigten noch widmen.
Emile Galle" f. Unter den bahnbrechenden Persön-
lichkeiten des modernen Kunstgewerbes wird man immer
mit Achtung des feinsinnigen, in Formen und Farben so
wählerischen, in der Technik so geschickten und welt-
berühmt gewordenen Olaskünstler Emile Galle gedenken,
der kürzlich in Nancy gestorben ist. Er hat die herkömm-
liche Starrheit und Farblosigkeit in der Kunstglasfabrikation
gebrochen und seine nach Naturmotiven gleichsam ge-
dichteten Gläser durch glühend farbige Flüsse, durch
Überfangen und Ätzen zu höchst aparten Gebilden von
edelsteinartiger Wirkung erhoben.
Der Maler Joseph Theodor Coosemans ist in Brüssel
im Alter von 75 Jahren gestorben. Seine Tätigkeit begann
um 1863, wo der förderliche Einfluß der Barbizonschule
sich in Belgien geltend machte. Er gehörte mit Artau,
Baron, Asselbergh der sogenannten Schule von Tervueren
an und hat zahlreiche wertvolle Landschaftsbilder ge-
schaffen.
PERSONALIEN
Professor Max Lehrs hat den Ruf, als Nachfolger
Lippmanns das Direktoramt des Berliner Kupferstichkabi-
netts zu übernehmen, angenommen und ist zugleich zum
Kgl. preußischen Geh. Regierungsrat ernannt worden. Er
wird am 1. Januar sein neues Amt antreten. Damit ist die
ein Jahr lang in der Schwebe gelassene Frage der Nach-
folgerschaft Lippmanns, die zu so vielen Kombinationen
Anlaß gegeben hat, auf das glücklichste erledigt. Denn
da nach preußischem Usus an die Spitze von Ressorts
nicht sowohl der Nächstberechtigte des eigenen Betriebes,
als die hervorragendste Autorität von auswärts berufen zu
werden pflegt, so konnte in diesem Falle keine bessere
Wahl getroffen werden. In Dresden aber wird man mit
lebhaftem Bedauern den hochverdienten Gelehrten scheiden
sehen, der das Dresdener Kupferstichkabinett zu einem der
interessantesten und bestgeordneten Institute dieser Art
gemacht und dort in gleich hervorragender Weise die In-
kunabelperiode und die Glanzzeit des 16. und 17. Jahr-
hunderts wie die moderne Kunst der Graphik in ihren
feinsten Erscheinungen gesammelt hat.
DENKMÄLER
Die Statue Friedrichs des Großen, das Geschenk
Kaiser Wilhelms nach Washington und ein Werk des Pro-
fessor Uphues, hat nun endlich die Reise über den Ozean
angetreten, und die Einweihung ist endgültig auf den
16. Oktober festgesetzt worden. Seinen Platz wird das
Denkmal im Süden Washingtons auf der Terrasse vor dem
neubegründeten Army War College neben den bereits dort
postierten Statuen Cäsars, Alexanders d. Gr. und Napo-
leons I. finden.
AUSSTELLUNGEN
Berlin. Am 1. Oktober wurde im Künstlerhause,
Bellevuestraße 3, eine Kollektivausstellung von Werken
Eduard von Gebhardts eröffnet. Besonders interessieren
da die Studien zu dem eben vollendeten Monumental-
gebäude in der Friedenskirche in Düsseldorf.
Dresden. Die neue Ausstellung im Kunstsalon Ernst
Arnold ist vorwiegend der deutschen Kunst gewidmet.
Der deutscheste der Landschafter, Meister Hans Thoma,
ist mit vier Werken vertreten, und zwar Landschaften vom
Rhein, die alle aus dem Jahre 1878 stammen; Otto Fischer
läßt einige neue Aquarelle sehen; Walter Leistikow, dessen
Name einer der klangvollsten unter den deutschen Künst-
lern geworden ist, tritt mit einer imposanten Sammlung
von 35 meist ganz neuen Gemälden und Aquarellen her-
vor. Auch die ausländische Kunst zollt einen Beitrag;
Anders Zorn, der geborene Schwede, ist mit einer vorzüg-
lichen Auslese von 72 seiner Radierungen, einem Aquarell
vom Jahre 1887, sowie einem größeren Ölgemälde vom
Jahre 1903 vertreten.
Leipzig. In diesen Tagen eröffnete der Kunstverein
eine umfangreiche Ausstellung von Werken Lenbachs aus
dessen ganzer Schaffenszeit. Es ist gelungen, hervor-
ragende Bilder aus dem Besitze der Familie Lenbachs und
eine Reihe bisher unbekannt gebliebener, in Privatbesitz
befindlicher Porträts, Skizzen und Landschaften mit vielen
anderen Hauptstücken zu einer höchst interessanten Aus-
stellung zu vereinigen.
Leipzig. Die Kunsthalle P. H. Beyer & Sohn eröffnete
ihr Ausstellungsjahr mit einer ebenso umfangreichen, wie
interessanten Ausstellung von ca. 150 Zeichnungen, Ra-
dierungen, Lithographien und Bronzen von Alfred Legros-
London. Von dem außerordentlich reichen Werk des
greisen Künstlers ist hier zusammengebracht, was über-
haupt noch verfügbar ist. Außerdem sind vertreten:
M. Molitor-Leipzig (Gemälde, graphische Arbeiten, plasti-
sche Werke), Th. Schleußner-Berlin (Porträts usw.), Hugo
Lederer-Berlin (Bronzen), Otto Greiner-Rom, Olbricht-
Weimar, G. Kempf-Fahrafeld, Töpfer-Berlin, E. Orlik-Prag,
P. Neuenborn und Salomon-München, A. Seifert-Dresden
usw. mit neuen graphischen Arbeiten. — Ebenso brachte
die altrenommierte Kunsthandlung Pietro del Vecchio in
feierlicher Eröffnung der Wintersaison eine reiche Aus-
stellung einheimischer und auswärtiger bekannter Maler
und Graphiker.
Das Kunstgewerbehaus Hamburg, Georg Hulbe,
bringt gegenwärtig eine sehr vollständige Kollektion Zeich-
nungen, Radierungen und Aquarelle von Jan Toorop, so-
wie Ölbilder, Teppiche und Wandbehänge des Kieler
Künstlers Ernst Vollbehr. In nächster Zeit steht eine be-
deutende Vergrößerung der Ausstellungsräunilichkeiten um
drei bedeckte Säle und einen Oberlichtsaal zu erwarten,
wodurch das Kunstgewerbehaus Hamburg das größte
Unternehmen des Platzes wird und die Ausstellung von
Gemälden und Skulpturen in noch größerem Umfange er-
möglicht ist.
Bremen. Die Kunsthalle hat am 2. Oktober eine Ausstel-
lung von historischen Gemälden aus bremischem Privatbesitz
eröffnet, die weit mehr als ein lediglich lokales Interesse
beanspruchen darf. Es sei daran erinnert, daß bis in die
vierziger Jahre des verflossenen Jahrhunderts in den Häusern
der reichen bremischen Kaufleute fast ausschließlich alte
Gemälde gesammelt wurden, nach Lage der Dinge zumeist
Niederländer des 17. Jahrhunderts. Beispielsweise ent-
stammte der prachtvolle Rubens, das Bad der Diana, das
auf der Auktion Schubart vor einigen Jahren erschien,
einer bremischen Sammlung. Inzwischen hat sich im Laufe