Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 16.1905

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5901#0015

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
13

Vermischtes

14

der Zeit vieles durch Erbgang verzettelt und Bremen ver-
lassen, immerhin aber ließ sich noch eine stattliche Reihe
ausgezeichneter Gemälde vereinigen, deren ausführlichere
Besprechung einer späteren Gelegenheit aufgehoben bleiben
mag. Für diesmal seien nur sechs Jan van Goyen, aus
den verschiedensten Perioden des Meisters, zwei aus-
gezeichnete Ruisdael, zwei Jan Steen, zwei Kaspar Netscher,
ein Terborch und eine Reihe vortrefflicher Stilleben sig-
nalisiert. Auch abgesehen von den Niederländern haben
sich vereinzelte hervorragende Repräsentanten der anderen
großen Schulen eingestellt, vor allem ein prachtvolles
Familienbildnis des Largilliere, das den Künstler selbst im
Kreise der Seinen darstellt. Die Ausstellung bleibt den
Oktober über geöffnet.

Oldenburg. Unter dem Protektorate des Großherzogs
Friedrich August von Oldenburg wird im Sommer 1905
in Oldenburg eine Landesindustrie- und Gewerbeaussteilung
verbunden mit einer Nordwestdeutschen Kunstausstellung
und einer Ausstellung kunstgewerblicher Altertümer und
alter Gemälde stattfinden. Die Nordwestdeutsche Kunst-
ausstellung wird neben den Werken oldenburgischer Künst-
ler nur hervorragende Werke von Malern und Bildhauern
nordwestdeutscher Herkunft darbieten. Eine Reihe be-
kannter Künstler hat sich bereit erklärt, die Ausstellung
zu beschicken. Die Jury wird durch die Herren Professor
Grethe-Stuttgart, Professor Kuehl-Dresden,Maler Mackensen-
Worpswede, ProfessorOlde-Weimar, Maler Vogeler-Worps-
wede und Professor Winter-Oldenburg gebildet. Diese
Ausstellung wird ohne Frage das lebhafteste Interesse aller
Kunstkreise erwecken. Aber auch die Tatsache, daß das
Oldenburger Land über große Schätze kunstgewerblicher
Altertümer, sowie alter Gemälde verfügt, dürfte den Be-
such der Ausstellung im nächsten Sommer empfehlen.

London. Eine Ausstellung der durch photomecha-
nische Prozesse ausgearbeiteten Stechkunst wird unter
Oberaufsicht der Erziehungskommission im Viktoria- und
Albertmuseum während des Herbstes stattfinden. Sie wird
Photogravüre, Photolithographie und verwandte auf der
Photographie basierende Reproduktionsverfahren umfassen.
Eine besondere Abteilung wird dem auf vier Drucken be-
schränkten Halbtonfarbendruckprozesse gewidmet werden,
aber es sollen gewöhnliche, durch Halbtonprozesse aus-
geführte Stiche nicht zulässig sein. Die Ausstellung wird
sich auf speziell eingeladene Arbeiten beschränken, unter
denen ausländische Beispiele wohl einbegriffen werden.
Zur näheren Kenntnisnahme wird gebeten, sich an The
Secretary, Exhibition of Process Engraving, Board of Edu-
cation, South Kensington, London, zu wenden.

Leipzig. Das Städtische Kunstgewerbemuseum wird
als Fortsetzung der Ausstellung »Die Pflanze in ihrer
dekorativen Verwertung« im nächsten Winter eine neue
größere Ausstellung veranstalten unter dem Titel: »Neue
Formen im plastischen OrnamenU. In der Hauptsache soll
die Ausstellung plastische Modelle enthalten, außerdem
gezeichnete oder gemalte Entwürfe, die für die plastische
Ausführung in einem bestimmten Material berechnet sind.
Die Modelle können in allen denkbaren Materialien (Stein,
Holz, Ton, Stuck, Gips, Wachs, Eisen, Edelmetall u. s. w.)
ausgeführt sein, sollen aber nur mäßigen Umfang haben,
um bequem ausgestellt werden zu können. Ausgeführte
kunstgewerbliche Arbeiten sind in beschränkter Zahl und
nur insoweit zugelassen, als sie neben vollendeter tech-
nischer Ausführung einen plastischen Dekor von ausge-
prägter künstlerischer Eigenart zeigen. Die Beteiligung
von Akademien, Kunstgewerbe- und Fachschulen und Pri-
vatkursen ist im Hinblick auf den lehrhaften Zweck des

ziger Kunstgewebe-Museum (Grassi-Museum) in der Zeit
vom 15. Januar bis 15. März stattfinden. Es ist in Aussicht
genommen, sie nach Karlsruhe und nach Breslau weiter-
zuführen.

VERMISCHTES

Unternehmens erwünscht. Die Ausstellung wird im Leip-

Der offizielle Bericht über die kunstgeschicht-
liche Ausstellung zu Erfurt 1903 wurde kürzlich
von dem Provinzialkonservator Dr. Döring versandt und
enthält einen interessanten Überblick über die wissen-
schaftliche Ausbeute und den schönen ideellen Erfolg, den
diese Veranstaltung im Dienste der Denkmalpflege erreicht
hat. Auch finanziell hat sich das Kalkül bewährt, da einer
Einnahme von 23458,69 M. (wobei allerdings 14131,8DM.
staatliche Zuschüsse) eine Ausgabe von 23444,53 M. gegen-
übersteht und demnach ein Überschuß von baren, wohl-
gezählten 14 Mark und 16 Pfennigen verbleibt. Es wird
in allen interessierten Kreisen auch mit Dank aufgenommen
werden, daß die beiden Veranstalter der Ausstellung, Dr.
O. Doering und Professor Dr. G. Voß, unter Mitwirkung
von Fachgelehrten durch eine stattliche Publikation »Meister-
werke der Kunst aus Sachsen und Thüringen« die wissen-
schaftlichen Resultate der Ausstellung gesichert haben. Man
möchte nun mit Befriedigung von der wohlgelungenen
Veranstaltung in Gedanken scheiden, aber Dr. Doering
zwingt geradezu durch das Schlußwort seines Berichtes
zu einer Entgegnung. Er schreibt: »Durch all dies
hoffen wir dazu beigetragen zu haben, die Bevölkerung
aller sächsischen und thüringischen Länder von den
Irrwegen der Kunst des Tages zu den ewig muster-
gültigen Vorbildern der Vergangenheit hinzuleiten«. So
etwas mag als pathetisches Schlußwort einer Rede einen
Augenblickserfolg haben, aber in einem Rechenschafts-
bericht gedruckt (und noch dazu gesperrt!) wirkt es eigen-
tümlich und ruft den Widerspruch derer wach, die durch-
aus nicht so unbedingt an die »Irrwege« der modernen
Kunst und an die »ewig mustergültigen Vorbilder« der
Vergangenheit glauben.

Ein kürzlich verstorbener Kunstfreund, der Be-
sitzer des Hotels de Suede in Brüssel, Herr Cutsem, ver-
machte nach einer Mitteilung der »Vossischen Zeitung«
dem Bildhauer Charlier sein Vermögen von über sechs
Millionen und seine wertvolle Gemäldesammlung. Charlier
wird die letztere dem Museum von Tournai zum Geschenk
machen.

Der vortreffliche österreichische Landschaftsmaler
Rudolf Ribarz (in Wien 1848 geboren) ist nach längerem
Nervenleiden in hoffnungslose geistige Umnachtung ge-
fallen und in die niederösterreichische Landesirrenanstalt
gebracht worden.

Spezia. Wie dem »Giornale d'Italia« aus Spezia ge-
schrieben wird, soll in der Kirche Santa Maria dieser Stadt
ein Relief mit der »Krönung Mariä«, von einem der Robbia,
Aufstellung finden, das nach mannigfachen Schicksalen der
Stadt, der es ursprünglich angehört hat, wiedergegeben
wird. Das Werk befand sich bis zur Zeit der französischen
Okkupation in der Kirche San Francesco in Spezia; 1813
wurde es mit anderen Kunstwerken fortgenommen, ver-
packt und nach Arles gesandt. Nach dem Sturz des Kaiser-
reiches wurde es zurückverlangt und in der Tat 1829, nach-
dem die Minoristen wieder in den Besitz ihrer Kirche ge-
kommen waren, wieder an ursprünglicher Stelle angebracht.
Als aber 1863 der italienische Staat das Kloster aufhob,
gab die Regierung Befehl, das Relief der ligurischen Kunst-
akademie in Genua zu überweisen. So geschah es. Das
 
Annotationen